Bottrop. Dennis Florie betreibt neben einem Café seit dem Sommer auch das Lokal am Bottroper Parkfriedhof. Er setzt sich mit seinem Team für Inklusion ein.

Zum Glück ist der Retro-Charme von Haus Rogge geblieben – und ein netter neuer Chef kam noch dazu. So wie Angelika Schuknecht denken offenbar viele, nicht nur die, die wie die Bottroper WAZ-Zustellerin mindestens einmal pro Woche im Traditionshaus zum Frühstück kommt. Auch Hanischa, ihr großer Eurasier, ist willkommen. Noch vor Frauchens Frühstück steht schon ein Napf mit Wasser vor dem Hund mit dem prächtigen Fell. Auch andere lassen es sich am späten Vormittag schmecken. Laufkundschaft, Stammgäste?

Die Übernahme des Bottroper Traditionshauses war die richtige Entscheidung

„Es ist eine gute Mischung“, weiß Dennis Florie. Er hat Haus Rogge übernommen und im letzten Frühsommer wieder eröffnet. Es klingt wie Wahnsinn, in der andauernden Corona-Pandemie, von der niemand weiß, wann sie wirklich endet, ein Gasthaus zu übernehmen. Für den Wirt, der seit vielen Jahren bereits das Art-Café Florian am Westring betreibt, war der Entschluss nur folgerichtig.

Das Café wäre einfach zu klein gewesen, um beispielsweise Gesellschaften unter Corona-Bedingungen zu bewirten. Am Westring wäre das für sehr viel weniger Personen möglich gewesen. „Dazu kommt, dass Rogge wirklich eine Institution ist, die wir in diesem Stil weiterführen möchten“, sagt Florie.

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Einrichtung, Essen und Torten im Rogge-Stil

Was ist Rogge-Stil? „Hausgemachte Braten, Rouladen, dazu passende frische Beilagen, selbst gemachte Eintöpfe, auch mal eine Linsensuppe wie früher bei Oma.“ Und natürlich die legendären Kuchen und unglaublich hohen Torten, heute wie damals ein Rogge-Alleinstellungsmerkmal. „Die backt tatsächlich noch immer meine Mutter“, sagt der 43-Jährige.

Zum Rogge-Stil gehört natürlich das Flair, das Florie auch nach der Renovierung beibehalten hat. Alles schaut irgendwie nach Sixties, Seventies aus, ein Schuss 80er ist auch nicht zu verleugnen – aber alles frisch überarbeitet, Böden und Wände sind erneuert und natürlich auch, für den Gast unsichtbar, die Küche. Da würde man mit originaler Retro-Einrichtung auch nicht sehr weit kommen. Einen ordentlich fünfstelligen Betrag hat der Wirt in die Hand nehmen müssen.

Steve Glötzer (l.) und Ikram Dabbeche kamen von den Bottroper Werkstätten der Diakonie ins Haus Rogge. Steve arbeitet inzwischen fest in dem Gasthaus. Ikram macht derzeit noch ein Praktikum im Servicebereich.
Steve Glötzer (l.) und Ikram Dabbeche kamen von den Bottroper Werkstätten der Diakonie ins Haus Rogge. Steve arbeitet inzwischen fest in dem Gasthaus. Ikram macht derzeit noch ein Praktikum im Servicebereich. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass er trotz der nicht abschätzbaren pandemischen Lage und nun zwei Häusern mit Mitarbeitern, für die er Verantwortung trägt, Ruhe ausstrahlt, sei auch eben diesem Team zu verdanken. Fast alle sind seit vielen Jahren bei Dennis Florie, haben zum Teil sogar bei ihm gelernt. Wie Aldona Rindermann zum Beispiel. Sie hat noch am Westring ihre Ausbildung gemacht und gleichzeitig zwei Kinder großgezogen. „Eine tolle Leistung“, betont Florie. Heute hat sie die Serviceleitung. Und: „Wenn ich im Haus Rogge bin, muss ich mir über das Art-Café keine Gedanken machen, auch dort kann ich mich auf alle verlassen.“

Kooperation mit den Bottroper Werkstätten der Diakonie

Neu im Rogge-Team sind Steve Glötzer und Ikram Dabbeche. Beide fanden über die Bottroper Werkstätten der Diakonie zum Haus Rogge - durch den Fachdienst berufliche Inklusion. Beide haben ein unterschiedliches Handycap. „Aber es läuft wirklich gut“, sagt der Chef. Steve hat nach seinem Praktikum im letzten Herbst nun eine feste Anstellung – in der Küche. Total aufgeblüht sei er, ist zu hören. Ikram ist derzeit noch im Praktikum, im Servicebereich. „Eine tolle Sache“, findet Florie.

Über eine frühere Mitarbeiterin, die inzwischen bei den Bottroper Werkstätten arbeitet, sei er auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden. Dabei gehe es nicht um unterschiedliche Lohnniveaus, die glichen sich durch andere Pausenzeiten oder anderes Tempo wieder aus. Aber Dennis Florie sieht dies auch auch als Teil der Verantwortung in einer Gesellschaft, in der möglichst alle ihren Platz haben sollen. Seine anfängliche Skepsis dem Projekt gegenüber habe er jedenfalls schnell verloren.

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Nun hofft der zweifache Wirt auf eine klare Linie der Politik in Sachen Corona – auf einen guten Sommer, so wie im vergangnen Jahr. Der neugestaltete Außenbereich habe sich da geradezu als Segen erwiesen. Zum Rogge-Stammpublikum seien auch viele neue Gäste gekommen. Und selbst junge Paare kämen eigens für ihre Hochzeitsfeier – wegen des Retro-Charmes, der so nur noch selten zu finden ist.

Der Wirt und die Pandemie

Mit 16 hat Dennis Florie einen Hang zur Gastronomie und hilft aus im Hannen-Faß an der Schützenstraße. Nach dem Wehrdienst ist er Berufssoldat, arbeitet bei der Nato in Straßburg. Mit 29 kehrt er nach Bottrop zurück und eröffnet vor 14 Jahren das Art-Café. An seine Nato-Zeit erinnert in Haus Rogge nun der neue kleine Saal „Strasbourg“.Beim Corona-Management stört ihn als Wirt die Unsicherheit. Man könne ein Lokal nicht „halb“ öffnen, müsse immer „ganz“ einkaufen. Verfügt die Politik für die Gastronomie die 2-G-plus-Regel, würde er Haus Rogge nur noch für geschlossene Gesellschaften öffnen.