Bottrop. . Die Bauberufsgenossenschaft besteht nun auf eine besonders gründliche Suche nach Blindgängern. Für Anwohner ist die Kanalsanierung eine große Belastung.

  • Kampfmittelsucher bohren Straße auf und sondieren den Untergrund
  • Umleitung führt über enge Wohnstraßen
  • Anwohner verärgert über rücksichtslose Autofahrer und fehlende Parkplätze

Die Straße In der Welheimer Mark gleicht einem Schweizer Käse – aber mit sehr regelmäßigen Löchern. Verantwortlich dafür sind die Kampfmittelsucher. Sie bohren die Straße auf, lassen Sonden in die Löcher hinab und prüfen, ob sich dort noch Blindgänger verbergen. Ein ungewöhnlicher Aufwand für eine Kanalerneuerung. „So etwas hatten wir in Bottrop bisher noch nicht“, sagt Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Stadterneuerung.

Im Vorfeld der Arbeiten wurden Verdachtsflächen auf mögliche Blindgänger untersucht. Dabei ist man fündig geworden, und das Kriegserbe wurde entschärft. Doch während der Arbeiten stießen die Bauarbeiter auf einen weiteren Blindgänger, der außerhalb der von der zuständigen Bezirksregierung definierten Verdachtsflächen lag. Auch diese Bombe konnte entschärft werden. Allerdings hat sich dann die Bauberufsgenossenschaft eingeschaltet. Sie sieht eine Gefährdung der Mitarbeiter und setzte durch, dass nun Stück für Stück nach Blindgängern gesucht wird.

Was die Hauptstraße angeht, so sei die Suche beendet, sagt Wilken. Dort können die Arbeiten an der Kanalisation weitergehen. Doch der Einsatz der Kampfmittelsucher hat Geld und Zeit gekostet. Um wie viel teuerer die Baustelle nun wird, sei noch nicht zu beziffern, sagt Wilken. Was die Zeit angeht: Eigentlich sollte der erste Bauabschnitt im Januar fertig sein, nun hofft Wilken auf das Frühjahr. Dann soll die Straße zwischen Klopriesstraße und Speckenbruch fertig sein.

Damit sind die Bauarbeiten im Stadtteil keineswegs beendet. In zwei weiteren Bauabschnitten werden die Kanäle in der Mark erneuert. Schmutz- und Regenwasser werden entkoppelt. Sauberes Wasser fließt künftig in die renaturierte Emscher. Das Abwasser verschwindet im Kanal, den die Emschergenossenschaft derzeit baut. Sie übernimmt einen Teil der Kosten für die Erneuerung im Stadtteil. So sinkt der Anteil, den die Eigentümer aufbringen müssen.

Nun will die Stadt klären, ob für die nächsten Bauabschnitte ein ähnlicher Aufwand erforderlich wird wie für den jetzigen. Dann sollen zunächst die Kampfmittelräumer aktiv werden, währenddessen die Stadt die Kanalarbeiten ausschreibt.

Die Umleitung führt durch enge Wohnstraßen, wenn sich Autos dort begegnen müssen sie sich aneinander vorbei schlängeln
Die Umleitung führt durch enge Wohnstraßen, wenn sich Autos dort begegnen müssen sie sich aneinander vorbei schlängeln © Winfried Labus

Für die Bewohner des Stadtteils bedeutet das eine lange und belastende Bauphase. Aktuell führt die Umleitung mitten durch die engen Straßen im Wohngebiet – und viele Autofahrer halten sich nicht an die vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer. Anwohner Michael Strassek sieht die Notwendigkeit der Bauarbeiten ein, wünscht sich aber mehr Rücksichtnahme seitens der Autofahrer. „Das hier ist ein Wohngebiet, hier sind Kinder unterwegs“, so sei Appell. Er fürchtet, dass es noch zu Unfällen kommt.

Anwohner vermissen Stellplätze

Tatsächlich wird es an vielen Stellen eng, wenn sich Autos begegnen. Häufig gilt deshalb Halteverbot. Das führe zu weiteren Problemen, sagt Tanja Trümper-Paus. Es fehlten schlicht Stellplätze für die Anwohner. Denn die Siedlung stammt aus den 1950er-Jahren, damals galten andere Vorschriften, und die Menschen besaßen nicht so viele Autos. Entsprechend wenige Parkmöglichkeiten sind vorhanden. Die Anwohnerin verweist auf den Bolzplatz an der Klopriesstraße. Der werde bei Spielen auf der Sportanlage als Parkplatz genutzt. „Kann man den nicht für die Bauphase übergangsweise als Ausweichparkplatz öffnen?“ Eine Anregung, die Bezirksbürgermeister Helmut Kurcharski aufgreift und prüfen lassen will.

Er weiß um die Probleme für die Bürger im Stadtteil – etwa was den Busverkehr angeht. Das spricht Tanja Trümper-Paus auch an. Die Vestische kann derzeit mehrere Haltestellen nicht ansteuern. „Gerade für Ältere bedeutet das einen weiten Weg zur nächsten Haltestelle.“ Allerdings, so Kucharski, sei die Bezirksvertretung froh, dass die Vestische den Stadtteil in der Bauphase überhaupt anfährt. „Das war uns wichtig.“