Bottrop. Schon in den 80er-Jahren war eine Bebauung am Südring in Bottrop geplant. Nun werden neue Pläne beraten. Dafür müsste viel Grün gerodet werden.

Im Bottroper Süden könnte ein großes Baugebiet entstehen. Ein Bauträger plant am Südring und in dessen Hinterland eine großflächige Bebauung. Insgesamt 122 Wohneinheiten – Mehrfamilienhäuser sowie Reihen- und Doppelhaushälften – sollen auf der ehemaligen Kiesgrube, die Stadt spricht inzwischen von einer Grünfläche, realisiert werden. Die politischen Beratungen zu diesem großen Wohngebiet beginnen am Mittwoch in der Bezirksvertretung Mitte.

Die Fläche am Südring, die nun teilweise als Baugebiet ausgewiesen werden könnte. Sie grenzt an die Bebauung von Berg- und Bogenstraße (vorne im Bild) sowie an den Festplatz Bogenstraße. Rechts im Bild bildet die Hünefeldstraße die Grenze der Fläche.
Die Fläche am Südring, die nun teilweise als Baugebiet ausgewiesen werden könnte. Sie grenzt an die Bebauung von Berg- und Bogenstraße (vorne im Bild) sowie an den Festplatz Bogenstraße. Rechts im Bild bildet die Hünefeldstraße die Grenze der Fläche. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Dort liegt der Entwurf eines Bebauungsplans vor. Demnach ist vorgesehen, eine Häuserreihe direkt am Südring zu platzieren. Aus den Plänen des Bauträgers Bonava geht hervor, dass es sich um acht Mehrfamilienhäuser mit je sechs Wohneinheiten handelt. Dahinter sind dann 40 Doppelhaushälften, 28 Reihen- und sechs Einfamilienhäuser geplant, außerdem zwei Spielplätze.

25 Prozent der Neubaumaßnahmen sind als sozialer Wohnungsbau vorgesehen

25 Prozent der Neubaumaßnahme sollen öffentlich gefördert werden. Damit setzen Verwaltung und Investor hier das Wohnbauflächenkonzept um, das der Rat im Jahr 2016 beschlossen hat.

So sieht der Entwurf der Bonava für das geplante Baugebiet am Südring aus. Ob es tatsächlich so kommt, steht jedoch noch nicht fest, die Beratungen haben gerade erst begonnen.
So sieht der Entwurf der Bonava für das geplante Baugebiet am Südring aus. Ob es tatsächlich so kommt, steht jedoch noch nicht fest, die Beratungen haben gerade erst begonnen. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Die bebaute Fläche erstreckt sich grob vom Festplatz Bogenstraße am Südring entlang bis zur Hünefeldstraße. Die Grenze der Bebauung dürfte etwa in Höhe der Hünefeldstraße 60 liegen. Der restliche Teil der Fläche soll nach dem Willen der Verwaltung als Grünland erhalten bleiben. Das soll in den Planungen auch so festgesetzt werden.

In den 1980er-Jahren gab es schon große Pläne für die Fläche in Bottrop

Die Verwaltung selbst hat die Fläche, die in der Vergangenheit ausgesandet und dann weitestgehend sich selbst überlassen wurde, bereits unter die Lupe genommen. Sie kommt zu folgendem Schluss: „Die dort entstandene Brachfläche ist in den Jahren sehr stark verwachsen und kann im überwiegenden Teil als Wald im Sinne des Gesetzes definiert werden.“ Lediglich im südlichen Teil der Fläche fänden sich offene Bereiche ohne starke Bewachsung. Hier soll dann auch das Baugebiet entstehen.

Wer weit zurückgeht, dem werden die Überlegungen auf diesem Areal bekannt vorkommen. Tatsächlich gab es in den 1980er-Jahren schon einmal große Pläne für die Fläche. Ein Wohngebiet mit Tennishallen war geplant, wurde aber nie realisiert. Alte Stadtpläne zeigen jedoch, wie weit die Pläne schon vorangeschritten waren. Bei einigen Anbietern findet sich dort bereits die nie gebaute Straße „Am Donnerberg“.

Neuer Eigentümer will mit veränderten Plänen die Fläche nun nutzen

2002 gab es einen erneuten Anlauf der damaligen Eigentümer. Auch der scheiterte, „da der Abschluss eines Erschließungsvertrages zwischen der Stadt und der Grundstückseigentümerin nicht zustande kam“. In all den Jahren hat sich die Natur diesen Raum zurück erobert.

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Die Bonava, eine Baugesellschaft aus Brandenburg mit Regionalniederlassung in Düsseldorf, plant auch eine Bebauung entlang der Tourcoingstraße auf dem Eigen. Dort soll ein Streifen eines Ackers bebaut werden. Das Gelände am Südring hat die Gesellschaft nun von damaligen Eigentümer gekauft und will die Pläne in veränderter Form wieder aufnehmen. Zu den Änderungen zählt etwa die Lage der Bebauung auf dem Gebiet.

Klimaanalyse für die geplante Bebauung fällt verheerend aus

In seinem Antrag zum Bebauungsplanverfahren lässt das Unternehmen durchblicken, dass es um die möglichen Schwierigkeiten bei dem Baugebiet weiß, denn: „Die Realisierung des Gesamtprojekts erfordert eine großflächige Beseitigung des vorhandenen Baum- und Strauchbestandes.“ Angesichts der strengen naturschutzrechtlichen Darstellungen ergebe sich daraus ein erhöhter Ausgleichsbedarf, der im Zuge des Verfahrens festgesetzt werden müsse, so die Bonava selbst.

Auch die Stadt hat in ihren Erläuterungen zum Plankonzept schon eine kleine Klimaanalyse untergebracht. Somit herrschen dort teilweise Park- und Waldklima. „Die Teilbereiche mit Parkklima fungieren als bioklimatisch wertvolle innerstädtische Ausgleichsräume, die von Bebauung und Versiegelung frei zu halten sind. Die Teilbereiche mit Waldklima sind bioklimatisch wertvoll.“ Laut Verwaltung stehe diese Klimaanalyse damit im Widerspruch zu der geplanten Bebauung. Allerdings sei diese Analyse keine verbindliche Vorgabe. Sie müsse jedoch in die Abwägung mit einbezogen werden.

Auch im Nachhaltigkeitscheck schneiden die Planungen nicht gut ab

Auch beim Nachhaltigkeitscheck, den die Verwaltung bei derartigen Entscheidungen nun beifügen muss, schneiden die Pläne nicht gut ab. Positiv schlägt dort mit insgesamt drei Punkten die Schaffung von Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen sowie die Entwicklung eines Stadtteils zu Buche. Negativ schneiden dagegen die ökologischen Gesichtspunkte ab, so dass unterm Strich eine minus Eins als Wertung im Nachhaltigkeitscheck steht.

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Nichtsdestotrotz: Die Verwaltung empfiehlt zunächst, das Verfahren einzuleiten. Denn eines ist auch wichtig. Die Tatsache, dass ein solches Verfahren angestoßen wird, bedeutet nicht, dass auch tatsächlich gebaut wird. Diese Fläche ist ja ein gutes Beispiel dafür. Im Zuge eines solchen Verfahrens stehen verschiedene Prüfungen und auch Bürgerbeteiligungen an. Auch die Umweltbelange werden ausführlich geprüft, „insbesondere im Hinblick auf die vorhandenen Waldstrukturen im Plangebiet ist der Eingriff zu prüfen“, heißt es seitens der Verwaltung dazu.

All das fließt dann ein in eine endgültige Entscheidung darüber, ob gebaut werden darf und – wenn ja – ob tatsächlich in der Form gebaut werden darf, wie es sich der Bauträger vorstellt. Nach dem Auftakt der Beratung am Mittwoch in der Bezirksvertretung entscheidet dann der Planungsausschuss.