Bottrop. Die Gärten dürfen bleiben. Nach Protesten Bottroper Anwohner hat es Vonovia mit dem Bau des Mietshauses an der Kraneburgstraße nicht mehr eilig.

Die Mieter an der Kraneburgstraße 73 bis 75 müssen die kleinen Gärten hinter ihren Wohnungen nun erst einmal doch nicht räumen. Eigentlich sollten die Anwohner das Grüngelände hinter den Mietshäusern noch bis zum Ende des Jahres frei machen, weil das Wohnungsunternehmen Vonovia diese Mietergärten schon im nächsten Jahr als Arbeitsplatz und Abstellfläche für den Neubau eines weiteren Wohnhauses in dem Hintergelände nutzen wollte. Nun aber sagte Vonovia-Sprecherin Bettina Benner zur WAZ: „Wir haben uns entschieden, von dem Neubauprojekt vorerst Abstand zu nehmen“.

Die Neubaupläne in der Boy hatten bei den Anwohnern heftige Proteste ausgelöst. „Natürlich möchten wir das bisschen Grün hinterm Haus behalten“, pochte Anwohner-Sprecher Kai-Peter Süßmuth auf den Schutz der Gärten. Das stößt auch bei dem Wohnungsunternehmen mit Sitz in Bochum auf Verständnis. „Auch wir können gut nachvollziehen, dass das Bedürfnis nach Naherholung groß ist und das Grünland für unsere Mieter eine ganz große Rolle spielt“, betonte Sprecherin Bettina Benner. Der Vonovia-Kundenservice hat die Mieter inzwischen auch schriftlich über die Rücknahme der Baupläne unterrichtet.

Bottroper Ratsvertreter kann die Proteste der Anwohner verstehen

Auch Ratsvertreter wie SPD-Ratsherr Matthias Buschfeld und mehrere Bezirksvertreter zeigten Verständnis für die Anwohnerproteste, zumal in dem Viertel an der Kraneburgstraße alles andere als Wohnungsmangel herrsche. Nötig sei der geplante Neubau im Hinterland der jetzigen Mietshäuser daher nicht, meint auch der SPD-Ratsvertreter aus der Boy.

Anwohner an der Kraneburgstraße in Bottrop protestieren mit Plakaten gegen den geplanten Bau eines Miethauses auf dem Gelände hinter ihren Wohnungen. Sie wollen ihre kleinen Gärten dafür nicht hergeben.
Anwohner an der Kraneburgstraße in Bottrop protestieren mit Plakaten gegen den geplanten Bau eines Miethauses auf dem Gelände hinter ihren Wohnungen. Sie wollen ihre kleinen Gärten dafür nicht hergeben. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

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„Wir haben immer gesagt, dass wir von der Stadt bisher nur einen positiven Bauvorbescheid erhalten haben“, erklärte Vonovia-Sprecherin Bettina Benner. Danach dürfe das Wohnungsunternehmen im Hinterland der Kraneburgstraße prinzipiell zwar ein neues Mietshaus bauen, allerdings seien vorher noch weitere umfangreiche Untersuchungen und Prüfungen erforderlich. „Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, werden wir entscheiden, ob dort überhaupt gebaut würde“, sagte Bettina Benner.

Stopp der Baupläne macht Mietertreffen unnötig

Jahrzehnte alter Beschluss

Auch der Bottroper Stadtrat hatte sich schon vor Jahrzehnten eindeutig dagegen ausgesprochen, dass hinter der Kraneburgstraße in zweiter Reihe gebaut wird. Um das Bauen im Hinterland der Straße zu verhindern, beschloss der Rat bereits vor 30 Jahren einen Bebauungsplan aufzustellen.Der einstimmige Beschluss war eine Reaktion auf Baupläne, gegen die Anfang der 1990er Jahre ebenfalls schon Anwohner protestiert hatten. Den vom Rat damals geforderten Bebauungsplan Nr. 7.12/7 „Kraneburgstraße“ gibt es allerdings bis heute nicht.

Über die Gartennutzung will sich das Unternehmen mit der Stadt austauschen. „Verträge gibt es dafür nicht, aber wir haben es ja geduldet, dass sich die Mieter ihre Gärten eingerichtet haben“, erklärte die Vonovia-Sprecherin. Auch in dem Schreiben des Vonovia-Kundenservice ist von einer „nicht gänzlich vertraglich vereinbarten Gartennutzung“ die Rede. Zu klären sei daher auch, wer womöglich vorhandene Verkehrssicherungspflichten übernehmen müsse. Dabei geht es also zum Beispiel um Fragen, wer haftet, wenn Personen zu Schaden kommen sollten.

Dem Unternehmen sei es wichtig, so transparent wie möglich vorzugehen und die Mieterinnen und Mieter umfassend zu informieren, etwa auch durch Mieterinformationsveranstaltungen. „Da hat uns die Corona-Pandemie diesmal aber keine Chance gelassen“, sagt Bettina Benner, „wir haben allerdings jedem Mieter einzeln ein Gespräch angeboten“. Eine aktuelle Mieterversammlung sei wegen des zwischenzeitlichen Stopps der Baupläne nun aber erst einmal nicht vorgesehen.