Bottrop. Ein Teil eines Ackers auf dem Eigen könnte bebaut werden. Die politischen Beratungen laufen an, die Anwohner haben bereits Protest angemeldet.
Die Bezirksvertretung Mitte ist das erste Gremium, das sich mit einer möglichen Bebauung an der Tourcoingstraße auseinandersetzen wird. Die Verwaltung hat nun Pläne vorgelegt, die es einem Bauträger ermöglichen, einen Streifen der bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche an der Sackgasse auf dem Eigen zu bebauen. Am Donnerstag berät das Gremium über die Pläne.
Der Bauträger, die Bonava GmbH, möchte auf einem Streifen entlang der Straße 48 Einfamilienhäuser – als Doppelhaushälften – sowie bis zu vier Mehrfamilienhäuser bauen. Allerdings schreibt das Unternehmen selbst, dass ihm bewusst sei, dass es im laufenden Planverfahren zu Änderungen kommen kann. Sprich es ist denkbar, dass Politik und Verwaltung noch Einwände haben und auf Veränderungen dringen.
Die Tourcoingstraße ist bisher nur an einer Seite bebaut
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Bisher ist die Tourcoingstraße nur an einer Seite bebaut. Die städtische Wohnungsgesellschaft GBB hat dort erst vor kurzem das gesamte Quartier zwischen Ernst-Moritz-Arndt- und Tourcoingstraße aufgewertet. Das Gelände, auf dem nun gebaut werden soll, gehörte ursprünglich den Arenbergschen Gesellschaften. Die haben es im Februar an die Bonava verkauft. Die Baugesellschaft dürfte sich allerdings mit einer Klausel abgesichert haben, falls das Gelände doch nicht bebaut werden darf.
Laut den vorliegenden Plänen handelt es sich um einen rund 40 Meter tiefen Streifen, der dann zur Bebauung frei gegeben werden könnte. Ausdrücklich steht in der Vorlage der Verwaltung, dass der Rest der Fläche für Landwirtschaft erhalten und sogar aufgewertet werden soll. Denn der geltende Flächennutzungsplan umfasst auch einen Umweltleitplan und dem würde das Vorhaben zunächst einmal widersprechen. Denkbar sei allerdings, für die restliche Fläche ein Biotopkonzept zu entwickeln, mit dem die Freifläche aufgewertet würde. Christina Kleinheins, die Leiterin des Planungsamtes, bringt als Beispiel die Feldränder ins Gespräch, die möglicherweise als breite blütenreiche Säume konzipiert werden könnten.
Die Straße bleibt eine Sackgasse, für Fußgänger und Radfahrer gibt es einen Durchgang
Eine erste Artenschutzprüfung hat bereits ergeben, dass ein Gehölz mit altem Baumbestand im Süden der Flächen und auch andere Bereiche als Lebens- und Nahrungsstätte für Vögel dienen. Diese Bereiche sind daher von einer Bebauung ausgenommen. Auch eine Betrachtung des Schallschutzes ist noch Teil des laufenden Verfahrens. All das sind Gutachten, die der Bauträger einbringen und bezahlen muss. Ferner bleibt die Tourcoingstraße eine Sackgasse. Zwar wird die Straße entlang des Ackers verlängert, am Ende gibt es jedoch nur einen Durchgang für Fußgänger und Radfahrer zur Bügelstraße.
Die Stadt stellt Bedingen an den Bauträger. So passen sich die geplanten Mehrfamilienhäuser an die bestehende Bebauung an und könnten auch öffentlich gefördert werden. Auch die Einfamilienhäuser bekommen zum Teil ein Flachdach. Außerdem schreibt die Verwaltung in ihrem Vorschlag für die Politik eine Dachbegrünung vor – aufgrund der ökologischen Wertigkeit des Gebiets. Laut Stadt könnten neben den geplanten Stellplätzen auf den Grundstücken 74 Parkplätze im Bereich der Straße realisiert werden.
Anwohner haben bereits Unterschriften gegen die Pläne gesammelt
Christina Kleinheins rechnet damit, dass es zu diesem Projekt auch eine Bürgerversammlung geben wird. Das zu entscheiden sei Sache der politischen Vertreter. Unklar sei auch noch, wann diese im Laufe des Verfahrens einberufen würde. „Wir machen es immer gern kurz vor der Offenlage der Pläne, weil dann auch Gutachten vorliegen und wir die meisten Fragen dann beantworten können.“
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Die jetzigen Anwohner der Tourcoingstraße sehen die Pläne jedenfalls sehr kritisch. Nachdem Vermessungsarbeiten in dem Bereich durchgeführt wurden und die Pläne erstmals öffentlich bekannt wurden, entwickelte sich Widerstand. Unterstützt von der DKP begannen die Anwohner Unterschriften gegen die Bebauung zu sammeln. „Man kann hier viele Tiere beobachten, auch Feuersalamander“, sagte Heike Everding (61) bei einem ersten Treffen der Anwohner zur WAZ. Ehemann Detlev brachte das Thema Lebens- und Wohnqualität auf. „Wir sind hier oft unterwegs, das ist ja auch ein Naherholungsgebiet für uns.“
Die Bezirksvertretung Mitte tagt am Donnerstag, 5. September, ab 15 Uhr im Raum 111 im Rathaus. Dort beginnt die politische Beratung, weiter geht es dann am Dienstag, 10. September, im Planungsausschuss.