Bottrop. Neue düstere Zeiten für Bottrops Gastronomie: Firmenfeiern fast alle abgesagt. Kaum Hotelgäste. Ramada-Hotel schließt erstmals bis Mitte Januar.
Über der Gastronomie, vor allem aber auch über Bottrops Hotellerie ziehen gerade düstere Wolken auf. Natürlich hängt das erneut mit der Pandemie zusammen. Und wenn die sonst eher besonnen-sachlich argumentierende Tina Große-Wilde als Präsidiumsmitglied des Hotel- und Gaststättenverbands Westfalen (Dehoga) dieses Bild benutzt, ruft sie damit die Hiobsbotschaften letzten Lockdowns ins Gedächtnis zurück.
Nur: Derzeit gibt es keinen offiziellen Lockdown. „Trotzdem werden in der Gastronomie gerade 80 bis 90 Prozent der Weihnachtsfeiern oder Bankette abgesagt, vor allem die Firmenfeiern“, sagt die Bottroperin, die selbst ein Restaurant mit Gesellschaftsräumen plus Hotel auf dem Eigen betreibt. Das liege nicht an der 2-G-Regelung, die hätten die Gäste längst akzeptiert, was sie auch von sehr vielen Kolleginnen und Kollegen höre. 2-G-Plus wäre allerdings den geimpften Gästen kaum noch zu vermitteln.
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Die Absagen der offiziellen Firmenevents kämen von den Firmen, die kein Risiko eingehen wollten und zugleich ja auch wieder verstärkt das Homeoffice forderten. Bei privaten Feiern gestalte sich die Situation etwas differenzierter. „Da wird eher die Teilnehmerzahl reduziert, was auch bei den normalen Reservierungen zu beobachten ist, da werden aus zehn Personen zum Abendessen schnell einmal sechs oder vier“, so Große-Wilde.
A-la-Carte-Geschäft kann bei Bottrops Restaurantbesitzern die Absagen nicht auffangen
Freie Tische freitagabends in der Vorweihnachtszeit? Ein Novum. Zum Glück laufe das A-la-Carte-Geschäft noch und wer nicht nur auf Feiern oder Cateringservice setze, könne dadurch etwas ausgleichen. Aber natürlich sind die Absagen auch Gift mit Blick aufs Personal. „Wer sich in der Coronazeit nicht schon ganz aus Gastronomie oder Hotellerie verabschiedet hat, steht durch die Absagen wieder ohne Job da“, so die Dehoga-Frau. Und die Kurzarbeit („an sich ein gutes Instrument in solchen Zeiten“) greife ja auch nur bei Festangestellten, nicht bei denen, die zum Beispiel auf 450-Euro-Basis arbeiten.
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Das spürt auch das Bottroper Hotelgewerbe. In diesem Jahr schließt zum Beispiel das Ramada-Hotel, das zur Wyndham-Gruppe gehört, in der Innenstadt über Weihnachten bis weit in den Januar hinein. „Es ist wirklich erschreckend, vor allem Ende Dezember waren wir früher ausgebucht, auch wegen des Biathlons auf Schalke“, sagt Stephanie Linkner. Die Absage dort spüre man auch in der Bottroper Hotellerie sofort, sagt die Direktionsassistentin. Danach hätten viele Silvestergäste für gute Auslastung in dem rund 160-Betten-Haus gesorgt, das in früheren Jahren 365 Tage geöffnet war. Aber sobald die unter 30 Prozent sinke, sei ein wirtschaftlicher Betrieb über längere Zeit kaum möglich. Linkner nennt keine konkreten Zahlen, spricht aber von einer Auslastung „sehr deutlich unter 30 Prozent“. Auch das deutlich kleinere Hotel Große-Wilde schließt erstmals bis weit in den Januar hinein, aus eben diesen Gründen.
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Der Personalschwund ist deutlich zu spüren. „Feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter viele Fachkräfte auch bei uns, haben die Branche verlassen“, weiß Stephanie Linkner. Die meisten brauchten eben ein volles Gehalt, kämen mit dem Kurzarbeitergeld nicht über die Runden. Auch sie und die Hoteldirektorin springen nun bei Schichten ein, helfen beim Frühstück oder an der Bar. Ob sich die Personalsituation wieder verbessert? Prognosen wagen beide Fachfrauen nicht zu geben.
Differenziertes Bild im Stadtgebiet
Unternehmen, die vor allem auf Bankette oder Catering setzen, sind stärker von den Absagen größerer Feiern betroffen, als Betriebe mit großem À-la-carte-Anteil. Im Overbeckshof seien etwas mehr als 30 Prozent der Feiern ganz abgesagt worden, so eine Mitarbeiterin. Familien würden oft etwas reduzieren, aber nicht komplett absagen.
Ähnlich die Situation auf der Gastromeile, bei Berger in Feldhausen oder auch Up de Schmudde in Kirchhellen. Sieben von acht Feiern im Dezember wurden dort abgesagt. Christian Fockenberg hofft nun, dass die Weihnachtsreservierungen nicht noch kurzfristig wegbrechen. 90, 100 Gäste weniger: „Das spürt man.“