Bottrop. Die Brauereien von Bitburger, König Pilsener und Veltins erhöhen den Fassbierpreis. Das werden auch die Gäste in Restaurants und Kneipen spüren.

Schlechte Nachrichten für Bottrops Gastronomen und letztlich auch für Kneipengänger und Restaurantbesucher. Das Fassbier wird 2022 teurer. Die Brauereigruppen von Bitburger und Radeberger sowie die Brauereien Veltins und Krombacher haben für nächstes Jahr eine Erhöhung angekündigt. Der Grund: gestiegene Energie-, Logistik- und Rohstoffkosten wegen der Pandemie.

In der heimischen Gastronomie kommen solche Meldungen gar nicht gut an. „Schlechte Nachrichten sind wir ja mittlerweile gewohnt“, sagt Tina Große-Wilde, Präsidiumsmitglied im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Westfalen. Die Inhaberin des traditionsreichen Hotel-Restaurants „Große-Wilde“ an der Gladbecker Straße lässt im Gespräch mit der WAZ durchblicken, wie es aktuell um die Branche bestellt ist. „Es ist für Gastronomen nach wie vor keine schöne Zeit“, sagt sie und flüchtet sich in Ironie: „Da kommt eine Bierpreiserhöhung genau zur rechten Zeit.“

Gäste stornieren ihre Reservierungen in der Gastronomie

Über ihr eigenes Haus sagt sie stellvertretend für viele Gastronomen: „Wir hatten viele Reservierungen.“ Und nun kommt die Rolle rückwärts. „Aber durch die schlechten Corona-Zahlen sind viele Reservierungen wieder abgesagt worden.“ Nach ihren Informationen wird die durchschnittliche Preiserhöhung gemessen am Hektoliter, also 100 Liter, rund sechs Prozent betragen. „Das ist nicht wenig“, sagt Große-Wilde.

Gut möglich, dass der eine oder andere Gastronom sechzig Cent pro Liter Bier erhöhen wird. Bei einem 0,5 Liter Glas wären das 30 Cent mehr für den Gast. Spätestens ab dem 1. Mai soll ihrer Meinung nach die Erhöhung erfolgen. Laut Fachmedien plant das größte deutsche Brauunternehmen, die Radeberger Gruppe, erhöhte Fasspreise sogar schon zum 1. Februar.

Wirte kommen um eine Preiserhöhung nicht herum

Wie hoch der Preis für den Gast steigen wird, liegt letzten Endes in den Händen der Wirte. „Es ist eine unternehmerische Entscheidung“, erklärt Tina Große-Wilde. Dass der Preis für ein gezapftes Bier steigen wird, steht für sie aber außer Frage. Die Erhöhung der Brauereien müsse notgedrungen an die Gäste weitergeleitet werden „Man kommt um eine Preiserhöhung nicht herum. Irgendwie müssen wir ja auch noch wirtschaftlich arbeiten.“

Viele Gastronomen in Bottrop haben Pils von der König-Pilsener-Brauerei, die zur Bitburger Braugruppe gehört, aus Duisburg am Zapfhahn und sind damit von der Preiserhöhung betroffen.
Viele Gastronomen in Bottrop haben Pils von der König-Pilsener-Brauerei, die zur Bitburger Braugruppe gehört, aus Duisburg am Zapfhahn und sind damit von der Preiserhöhung betroffen. © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool | Lars Fröhlich

Über eine Sache ist sie besonders verärgert und zwar, „dass die Brauereien die Schere zwischen Flaschenbier und Fassbier preislich immer weiter aufgehen lassen.“ Fassbier ist vom Preis her kaum ein Vergleich zum Bier aus der Flasche. „An einem gezapften Bier hängt ein ganz anderer Kostenapparat“, sagt sie. Zum Beispiel: Mitarbeiter im Lokal, Energiekosten oder auch der Fachbetrieb, der die Bierleitungen reinigt, sind Teile des Kreislaufs. Diese Preispolitik der Brauereien würde das Leben der Gastronomen in Zeiten von Corona zusätzlich erschweren.

Jeder Tag in der Gastronomie ist harte Arbeit

Wenn die Erhöhung kommt, hoffen die Wirte auf das Verständnis der Gäste. Eine davon ist Ramona Fleer. Um wie viel das Glas Bier teurer wird, dazu kann und möchte die Wirtin der Kultkneipe Hürter zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen. Sie hat Stauder und Bitburger am Zapfhahn. Ein Vertreter der Brauereigruppe sei kürzlich bei ihr gewesen. Wie hoch die Erhöhung sein wird, konnte er ihr noch nicht sagen.

Die Gastronomin hat derweil die Sorge, dass der eine oder andere Gast seltener zu ihr kommen wird. Aber eines ist für sie klar: „Ich werde die Preise anziehen müssen“, sagt sie. Die Betonung liegt auf „müssen“. Die Arbeit in der Gastronomie werde durch die Erhöhung nicht leichter, und Millionär werde man auch nicht. „Jeder Tag ist hart erarbeitet“, sagt Ramona Fleer.

Domschänke befürchtet auch höhere Preise beim Altbier

Wie sie kann sich Irini Hubert von der Domschänke auf ein treues Stammpublikum verlassen. „Die Preiserhöhung war ja zu erwarten“, sagt die Wirtin mit Blick auf steigende Preise bei Lebensmitteln, Strom oder an der Zapfsäule. Ihre bisherigen Bierpreise (0,2 Liter für 1,70 Euro; 0,3 für 2,50 Euro und 0,5 für 3,80 Euro) dürften sich im Laufe von 2022 ändern. Und eine Erhöhung kommt bekanntlich selten alleine. Irini Hubert befürchtet zudem auch teurere Preise zum Beispiel beim Altbier wie Diebels und Frankenheim.

Wie viel mehr der Gast bei ihr bald zahlen muss, dazu kann sie noch nichts sagen. Ihre Gäste werden aber informiert. „Wenn wir die Preise erhöhen, dann haben wir das in der Vergangenheit so gehandhabt, dass wir vier Wochen vorher Zettel ausgelegt haben, sodass man rechtzeitig Bescheid wusste.“

Deutschlands größte Brauereien

Die Radeberger Gruppe ist die größte Brauereigruppe von Deutschland. Das Unternehmen erzielte im Jahr 2020 nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro. An 14 Standorten werden Bier (darunter Radeberger Pilsener, Jever, Schöfferhofer Weizen, Berliner Kindl, Schlösser Alt) und alkoholfreie Getränke produziert.

Zur Bitburger Braugruppe (Umsatz in 2020: 696 Millionen Euro) zählen unter anderem Traditionsmarken wie König-Pilsener, Köstritzer, Licher und eben Bitburger.