Bottrop. Landesförderung ermöglicht Stellenzuwachs und stärkt Digitalisierung der Musikschule. JeKits-Projekt an Grundschulen läuft wieder länger.
Verstärkten Rückenwind bekommen die öffentlichen Musikschulen derzeit durch das Land. Davon profitiert auch die Bottroper Musikschule sowie das mit ihr an acht von 18 Grundschulen sowie an einer Förderschule durchgeführte Musikprojekt „JeKits“. Für die schrittweise Ausweitung von bislang zwei auf demnächst vier Grundschuljahre hat die schwarz-gelbe Landesregierung noch einmal gut sechs Millionen Euro bereitgestellt. Damit kehrt das 2007 in NRW als „Jeki“ gegründete und zwischenzeitlich eingedampfte Programm wieder zu seinen Ursprüngen zurück.
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Vorteile: „Der Musikunterricht bleibt nachhaltiger, wir behalten die Kinder, die weitermachen möchten, länger und zwar bis zum Übergang auf die weiterführenden Schulen, können uns einen bessern Überblick über mögliche Talente verschaffen, die dann an der Musikschule weitermachen können“, sagt Musikschulleiter Jürgen Slak. Ferner ermögliche die Aufstockung der Finanzierung auch eine Weiterführung der Sozialbefreiung von Gebühren bei Bedürftigkeit auf nun vier Jahre. Von den drei bei JeKits angebotenen Modulen Instrumentalspiel, Gesang und Tanz liegt bei den hier teilnehmenden Schulen der Schwerpunkt eindeutig auf der Instrumentenseite. „Das Modul Gesang gibt es nur in einer Grundschule und Tanz wird leider in Bottrop bei JeKits gar nicht angeboten“, so Slak weiter.
Komplette Gebührenbefreiung für Bedürftige ist in Bottrop wieder möglich
Insgesamt erreiche JeKits etwa die Hälfte aller Grundschulkinder, je nach Jahrgangsstärke zwischen 400 und 450 Schülerinnen und Schüler. In diesem Jahr habe es eine besonders hohe Übergangsquote vom verpflichtenden ersten Schuljahr ins zweite Jahr gegeben, so der Musikschulleiter. 148 Instrumentalisten und 17 Kinder aus dem Sängermodul wollten freiwillig mit dem Unterricht weitermachen, sonst habe die Zahl bei knapp 150 gelegen. Und dass diese interessierten Kinder nun auch im dritten und vierten Schuljahr dabeibleiben können, geht auf die erweiterte Landesförderung zurück. Die ermögliche dazu auch bis zum vierten Schuljahr die komplette Gebührenbefreiung bei Bedürftigen, die bislang - als spezifische Bottroper Regelung - bei 30 Prozent gelegen habe. Je nach Modul kostet die Teilnahme ab der zweiten Klasse zwischen rund 13 bis 26 Euro monatlich.
Aber nicht nur JeKits profitiert. Eine mit einer Landesoffensive (und sieben Millionen Euro) will die NRW-Regierung auch die Musikschulen stärken, einmal personell, aber auch im digitalen Bereich. „Gerade in der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass es dort noch viel Nachholbedarf gibt“, sagt Jürgen Slak. Auch die Bottroper Einrichtung mit ihren derzeit rund 800 Lernenden erfreue sich sich steigender Nachfrage bei gleichzeitig länger werdenden Warteliste, vor allem bei populären Instrumenten wie Gitarre, Geige oder Klavier. „Hätten wir die Kapazität, könnten wir sicher bis zu 100 Kinder und Jugendliche mehr unterrichten“, weiß der Leiter.
Aber auch an Bottrops Musikschule sei inzwischen ein Fachkräftemangel zu spüren. Ähnlich wie in anderen Branchen auch habe es dort seit Monaten zum Beispiel keine Initiativbewerbung mehr gegeben. So sei es erfreulich, dass jetzt halbe freie Stelle in eine feste umgewandelt werden konnte, um so eine Fachkraft dauerhaft ans Haus zu binden. Zu den nun zwölf festen Stellen kommen noch einmal rund 20 freie Lehrende. „Der erste Stellenzuwachs nach 2007“, sagt Jürgen Slak. Damals hatte die Stadt wegen des neu eingeführten Jeki-Projekts noch zweieinhalb Stelle zusätzlich bewilligt.
Förderung sorgt für digitale Endgeräte - Stadt richtet WLAN in allen Räumen ein
Technisch hat die Stadt nun ihre Musikschule mit flächendeckendem WLAN in allen Räumen ausgerüstet. Durch die Landesoffensive können bald Tablets, Laptops oder auch Bluetooth-Lautsprecher angeschafft werden. „Dafür erhalten wir Mittel immerhin im guten fünfstelligen Bereich“, so Jürgen Slak. Nachdem NRW über viele Jahre bundesweit immer Schlusslicht bei der Musikschulförderung gewesen sei, tue sich nun bei der aktuellen Regierung etwas, freut sich der Musikschulleiter.