Bottrop. Das Nachfolgeprojekt von „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi) läuft nur noch halb solange an den Grundschulen. Weniger Geld fließt nach Bottrop.

  • Das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi) läuft nur noch halb solange wie bisher an neun Bottroper Grundschulen
  • Grund: Die Landesmittel, die früher nur für das Ruhrgebiet zur Verfügung standen, werden nun für gesamt NRW eingesetzt
  • Der Einzel- und Gruppenunterricht am Instrument in den dritten und vierten Klassen fällt weg oder muss privar bezahlt werden

Was von dem ehrgeizigen Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi) übrig bleib, ist nicht gerade sehr viel. Das findet auf den Fall Jürgen Slak, einer der beiden Musikschulleiter, der dort auch Ansprechpartner für das Nachfolgeprojekt „JeKits“ ist.

Etwa 15 000 bis 20 000 Euro weniger Landesmittel

Wir erinnern uns: Einst stellte das Land für JeKi ruhrgebietsweit rund 10 Millionen Euro im Jahr zur Verfügung. Dafür erhielten die Grundschulkinder im Ruhrgebiet in der ersten Klasse musikalische Früherziehung und von Klasse zwei bis vier Instrumentalunterricht sowie Musizieren im Ensemble. „Das ist nun vorbei“, sagt Jürgen Slak. Die letzten JeKi-Jahrgänge laufen aus. Wer jetzt in der ersten Klasse ist - so wie der jüngste Sohn der Familie Ekinci an der Albert-Schweitzer-Schule, hat nur noch im zweiten Schuljahr Musikunterricht in der Gruppe, dann ist Schluss. „Schade“, finden nicht nur seine drei älteren Geschwister. Auch Gülten Ekinci bedauert die Verkürzung, denn: „Ohne JeKi hätten unsere Kinder sicher nicht die Grundausbildung am Instrument erhalten, dabei ist das doch so wichtig für die Entwicklung der Kinder“, so die Mutter aus Batenbrock. Und: „Ohne JeKi hätten wir nie gewusst, wo unsere Kinder Instrumente lernen können.“

Die Älteste, Yekta-Sila (14) - wie ihr 12-jähriger Bruder Kerem auf dem Josef-Albers-Gymnasium - halten seit JeKi-Tagen der Musikschule die Treue. „Ich habe viele Jahre Geige gespielt, singe heute aber aus Zeitgründen nur noch im Musikschulchor“, sagt Yekta-Sila. Kerem hat weiter Einzelunterricht bei Jürgen Slak an der Gitarre. „Er ist begabt, hat auch schon einen zweiten Preis beim musikschulinternen Wettbewerb gewonnen“, so Slak. Rock oder Pop? Weit gefehlt: „Ich liebe die Klassik, auch auf der Gitarre“, sagt Kerem.

Kerem Ekinci (l.)  hat bis heute Einzelunterricht an der Gitarre bei Musikschulleiter Jürgen Slak.
Kerem Ekinci (l.) hat bis heute Einzelunterricht an der Gitarre bei Musikschulleiter Jürgen Slak. © Oliver Mengedoht

Die Ekincis sind sicherlich eine Ausnahmefamilie. Aber so wird der Nachteil des Nachfolgeprojekts deutlich. „In zwei Jahren kann einfach nicht das vermittelt werden, was früher in vier Jahren stattfand“, so Slak. „Die Mittel, die das Land früher dafür nur in das Ruhrgebiet steckte, werden nun auf ganz NRW verteilt.“ Für Bottrop bedeute die Verkürzung aber auch, dass pro Jahr zwischen 15 000 und 20 000 Euro Landesmittel nicht mehr in die Stadt fließen.

Das entspricht etwa der Summe, die vorher für den JeKi-Unterricht in den Klassen drei und vier zur Verfügung stand. Betroffen sind etwa 120 Kinder an neun teilnehmenden Grundschulen. „Wir versuchen, das Angebot in diesen Jahrgängen zu erhalten, die Eltern müssen dafür 35 Euro pro Monat selbst aufbringen. „Das war sicherlich nicht im Sinne des JeKi-Erfinders, Manfred Grunenberg, von der Bochumer Musikschule“, resümiert Jürgen Slak.