Bottrop. Aus dem „Just Transition Fund“ der EU sollen 100 Millionen Euro fließen. Dafür muss sich Bottrop zusammentun mit Dorsten, Gladbeck und Marl.
Mit einer „außerordentlich guten Nachricht“ ist NRW-Wirtschaftsstaatssekretär Christoph Dammermann ins Bottroper Rathaus gekommen: Die EU stellt aus einem neuen Fonds den Städten Bottrop, Dorsten, Gladbeck und Marl 100 Millionen Euro zusätzlich in Aussicht, um die Folgen des Kohleausstiegs abzumildern. Die Förderung läuft bis 2027. Dammermann: „Wenn wir gemeinsam alles richtig machen, haben wir nächsten Sommer die ersten Projekte genehmigt.“
Förderschwerpunkt: Innovationen aus den Unis
Aus den Förderrichtlinien liest das Ministerium drei Schwerpunkte heraus: Förderwürdig seien Projekte, in denen Hochschulen Produkte und Prozesse entwickeln, die zur Gründung neuer Unternehmen führen. Da bietet sich doch das Bottroper Prosper-Kolleg der Hochschule Ruhr West an, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler.
Förderschwerpunkt: berufliche Bildung
Zweiter Förderschwerpunkt ist berufliche Bildung, die dazu führen soll, dass Menschen neue, gut bezahlte Arbeitsplätze in einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft finden. Tischler: Dazu könne insbesondere das Bottroper Berufskolleg wertvolle Beiträge leisten.
Förderschwerpunkt: Entwicklung alter Bergbauflächen
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Dritter Schwerpunkt des Förderprogramms ist die Entwicklung ehemaliger Bergbauflächen, die in Bottrop noch reichlich vorhanden sind. Ein ganz wichtiges Thema für alle Städte, die sich jetzt gemeinsam um die EU-Fördergelder bewerben, sagt der Oberbürgermeister: „Wir haben in unseren vier Städten mit einer großen Flächenknappheit zu kämpfen. Die Entwicklung von Wirtschaftsflächen ist jedoch enorm wichtig für unsere Städte, da sich nur so neue Firmen ansiedeln können, die auch neue Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen.“
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Fördergelder aus Brüssel wären zum Beispiel hoch willkommen für das Megaprojekt „Freiheit Emscher“, bei dem sich die Städte Bottrop und Essen gemeinsam mit der RAG Montan Immobilien der gewaltigen Aufgabe stellen, Bergbau- Industrie- und andere Brachflächen neu zu ordnen und zu entwickeln. Tischler: „Insbesondere im Bereich der umweltfreundlichen Mobilität und der grünen Infrastruktur können wir hier neue Impulse geben.“
„Narben, die noch nicht verheilt sind“
Auch Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist hat bereits zwei Flächen im Blick, die sie mit Unterstützung aus der EU entwickeln will, darunter das ehemalige Gelände der RAG-Logistiktochter RBH in Schultendorf, das die Stadt gemeinsam mit dem neuen Grundstückseigentümer weiter zum Kreativquartier entwickeln will. Zwar habe die letzte Gladbecker Zeche schon 1971 geschlossen, „aber der Rückzug des Bergbaus hat auch in Gladbeck Narben gerissen, die noch nicht verheilt sind“. Zu Hochzeiten der RBH waren bei ihr 1600 Menschen beschäftigt.
Das zusätzliche Fördergeld der EU ist für alle vier Städte eine Riesenchance, darüber waren sich die Vertreter aller Kommunen einig. Die Förderung beweise auch, dass die Städte weggekommen sind vom Kirchturmdenken, sagt Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff. Und das ist gut so: „Wirtschaftsförderer denken inzwischen in Regionen, nicht mehr in Städten.“
„Wir sind wild entschlossen, diese Chance zu nutzen“
„Nach dem Erfolg der Innovation City sind wir gemeinsam mit den Städten Dorsten, Gladbeck und Marl die ausgewählten Kommunen, die den Strukturwandel in die Nach-Bergbauzeit aktiv und mit erheblicher Unterstützung der EU vorantreiben können. Wir sind wild entschlossen, diese Chance zu nutzen. Und wir werden morgen damit anfangen.“ Jetzt müssen die Städte gemeinsam an den Förderanträgen arbeiten, damit nächsten Sommer die ersten Gelder fließen können. Die Förderrichtlinien sollen Hochschulen und Unternehmen am 6. Oktober vorgestellt werden.