Bottrop. Auf der Kirchhellener Straße in Bottrop gilt nun Tempo 50. Und die Grüne Welle? Das sagt die Stadt zur Ampelschaltung auf der Hauptstraße.

Von der Feuerwehr bis zur Wilhelm-Tell-Straße gilt nun Tempo 50 – aus Lärmschutzgründen. Ende vergangener Woche hat Straßen NRW die entsprechenden Schilder an der Kirchhellener Straße installiert. Bisher waren dort ab dem Ortsausgangsschild 70 Stundenkilometer erlaubt. Nun müssen sich die Autofahrer zurückhalten und viele Einheimische und Pendler, die die Strecke regelmäßig nutzen, werden sich umgewöhnen müssen und anfangs vielleicht häufiger den Tacho in den Blick nehmen, um nicht gewohnheitsmäßig zu schnell unterwegs zu sein.

Die Maßnahme wird in der Stadt diskutiert, auf der Facebook-Seite der Lokalredaktion wird sie vor allem kritisch gesehen. Eine Frage die immer wieder auftaucht: Was bedeutet das neue Tempolimit nun für die Grüne Welle? Oder andersrum: Steht man nun häufiger vor der roten Ampel?

Bei der Probefahrt zur Mittagszeit sind zwei Rot-Stopps nötig

Eine Probefahrt der Lokalredaktion zur Mittagszeit zwischen Feuerwache und Wilhelm-Tell-Straße bei wenig Verkehr zeigt: Wer stadtauswärts unterwegs ist und sich strikt an die 50 Stundenkilometer hält, der steht zum ersten Mal an der Kreuzung mit der Schubertstraße. Die Einmündungen von Nordring und Brabus-Allee lassen sich mit Tempo 50 dann noch passieren, am Limberg ist dann jedoch der nächste Stopp vor dem Rotlicht angesagt, bevor es dann reibungslos durchgeht bis zur Wilhelm-Tell-Straße.

In der Gegenrichtung stellt sich die Situation etwas anders dar. Hier ist bei der Probefahrt nur eine Ampel rot – die Einmündung zur Lindhorststraße. Ein zweiter Stopp wird fällig an der Fußgängerampel in Höhe der Urbana-Residenz, das hängt allerdings weniger mit Tempo 50 zusammen, der Stopp wäre womöglich auch bei 70 Stundenkilometern nötig gewesen.

Stadt Bottrop sieht keine Notwendigkeit, die Ampelschaltung zu überarbeiten

Doch wird die Ampelschaltung nun überarbeitet? Die Ampelanlagen gehören Straßen NRW, der in dem Fall Straßenbaulastträger ist. Doch der Landesbetrieb ist nicht zuständig für die Ampelschaltung. Das übernehmen an dieser Strecke die Stadt Bottrop, heißt es auf Nachfrage.

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Bei der Stadt sieht man keine Notwendigkeit, die Schaltung zu überarbeiten. Schon vorher sei sie hier nicht auf 70 Stundenkilometer ausgelegt gewesen, sagt Stadtsprecher Ulrich Schulze. Die Schaltung sei eingebunden in das Ampelnetz der Stadt, Veränderungen seien da nicht so einfach. Grundsätzlich sei auch eine Grüne Welle auf der langen Süd-Nord-Verbindung von Essen nach Kirchhellen gar nicht möglich, so Schulze.

Keine Grüne Welle durch die gesamte Stadt Bottrop möglich

Tatsächlich war es auch vorher schon nicht möglich, die gesamte Stadt von der berühmt-berüchtigten Ebel-Ampel bis hoch nach Kirchhellen ohne Ampel-Stopp zu durchqueren. Dazu gibt es auf dem Teilstück einfach zu viele Einmündungen und Kreuzungen, die bei der Ampelschaltung alle berücksichtigt werden müssen. Hinzu kommt: Auf der L 631 sind täglich rund 40.000 Fahrzeuge unterwegs, eine Belastung vergleichbar mit einer Autobahn.

Auf der 6,5 Kilometer langen Strecke durch Alt-Bottrop stehen 26 Ampelanlagen. Ein Umlauf – also die Zeit, in der alle Verkehrsteilnehmer an einer Kreuzung einmal grün hatten, dauert tagsüber 90 Sekunden. Diese 90 Sekunden gilt es aufzuteilen – je nach Tageszeit und Verkehrsaufkommen. Verantwortlich für die Ampelschaltung bei der Stadt ist Christoph Overlack. Gegenüber der WAZ hat er schon einmal erklärt, warum es grundsätzlich immer auch zu einem Bruch der Grünen Welle komme.

Viele Faktoren beeinflussen die Ampelschaltung in Bottrop

Die Ampelschaltung wird durch viele Faktoren beeinflusst. So ergießt sich unter anderem von zahlreichen Quer- und Nebenstraßen oder auch Autobahnen der Verkehr auf Bottrops Hauptverkehrsachse. Für diese Fahrer ist die nächste Ampel dann immer erst einmal rot, weil die Grüne Welle nur für den Durchgangsverkehr gilt. Um den Verkehr abfließen zu lassen, bevor die nächsten Autos von hinten kommen, müsse die Ampel daher ein paar Sekunden eher die Fahrt frei geben als die vorherige. Das sei aber nicht durch die ganze Stadt durchzuhalten, daher immer wieder auch der Bruch. Ulrich Schulze spricht in dem Zusammenhang auch von einem „Ampelnetz“ in der Stadt, bei dem Umprogrammierungen schwierig seien und Auswirkungen an vielen anderen Stellen hätten.

Lärmaktionsplan

Das Tempolimit auf der Kirchhellener Straße geht zurück auf den Lärmaktionsplan der Stadt Bottrop. Den müssen alle Kommunen aufstellen, um gesundheitsschädlichen Lärm zu reduzieren – dort wo sie es beeinflussen können.

Auch die Reduzierung des Höchstgeschwindigkeit an der Osterfelder Straße in der Innenstadt auf 30 Stundenkilometer geht zurück auf den Aktionsplan. Auch in Kirchhellen gab es Temporeduzierungen. Auf der Hauptstraße / Oberhofstraße wurde für den Bereich von der Bottroper Straße bis zum Kreisverkehr Schulze-Delitzsch-Straße die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h reduziert, so die Ankündigung der Stadt im Oktober vergangenen Jahres.