Bottrop. Bottroper Bäckerei Sporkmann baut ihren Sitz in der Boy aus. Für die Familie ist es ein Bekenntnis zu Bottrop. Das passiert hinter den Kulissen.
Die neuen Öfen in der Halle glänzen. Noch klettern Monteure auf ihnen rum, doch in dieser Woche, so hofft Stephan Sporkmann, könnten die neuen Backöfen angeheizt werden. Damit bekäme Bottrops größte Bäckerei, Sporkmann in der Boy, quasi ein neues Herzstück. Zwei große Etagenöfen und vier so genannten Stickenöfen, also Öfen, in die man die Backwaren mitsamt Wagen hineinfährt, stehen in der neuen Halle, die eigens dafür gebaut wurde. „Damit haben wir unsere Backkapazitäten verdoppelt, sagt der Juniorchef.
Das sei aber auch bitter nötig gewesen. Die Auslastung der alten Öfen habe zuletzt bei 130 bis 140 Prozent gelegen, das hätten Berater ermittelt, sagt Stephan Sporkmann. In den vergangenen Jahren ist der Familienbetrieb immer weiter gewachsen. Inzwischen werden von der Boy aus 13 Filialen – davon je eine in Gladbeck und Oberhausen – beliefert. Damit ist Sporkmann der größte Bäcker in Bottrop, der auch noch in der Stadt backt. Nun sei es an der Zeit, am Stammsitz entsprechend aufzurüsten. Hinzu kommt: Durch die neuen Öfen spare man auch Energie und letztlich Geld.
Mitarbeiter der Bottroper Bäckerei haben es künftig leichter
„Wir haben jetzt komplett umgestellt auf Gas“, erklärt Stephan Sporkmann. In der alten Backhalle werden drei Öfen noch mit Öl beheizt, einer mit Strom. Ein weiterer Aspekt – neben der Energieeinsparung: Die Arbeit für die Mitarbeiter werde leichter. Denn sie müssen nun nicht mehr die Backwaren direkt in den heißen Ofen packen. Das übernimmt stattdessen ein Belader. Die Mitarbeiter packen die Backwaren einfach auf ein Band, darüber werden die Sachen dann in den Ofen befördert und auch wieder herausgezogen.
Seit 2010 übernehmen Stephan Sporkmann und seine Frau Schritt für Schritt mehr Verantwortung im Betrieb – in vierter Generation. Vater Theodor ist weiter mit an Bord, ziehe sich aber nach und nach zurück, sagt Stephan Sporkmann. Die Investition in die Halle und die neue Technik – für die Familie ist es auch ein Bekenntnis zum Standort. „Wir wollten unbedingt in Bottrop und auch in der Boy bleiben“, sagt Stephan Sporkmann, auch mit Blick auf die Mitarbeiter. Die seien teils schon seit 35 Jahren dabei, wohnten im Umfeld der Backstube und kämen entsprechend teils mit dem Rad zur Arbeit.
Eine Verlagerung des Betriebs an eine andere Stelle in Bottrop war schnell vom Tisch
Deshalb seien Überlegungen, den Betrieb zu verlagern, vielleicht irgendwo anders eine Backstube zu bauen, schnell vom Tisch gewesen. „Außerdem gibt es in Bottrop keine Flächen, vielleicht wäre 2028 etwas verfügbar gewesen“, berichtet Stephan Sporkmann aus Gesprächen mit der Stadt und dem Oberbürgermeister. Zusätzlich wäre ein Neubau an anderer Stelle noch teurer geworden. Wie viel Sporkmann jetzt investiert, dazu will sich der Juniorchef nicht äußeren. Das einzige, was er sich entlocken lässt: Das Invest sei schon „recht hoch“.
In all den Jahren ist der Standort an der Johannesstraße immer weiter gewachsen. Neben der klassischen Backstube sind dort Konditorei und Feinkonditorei untergebracht. Letztere habe man erst vor kurzem ausgebaut. Und auch mit der neuen Backhalle sind die Arbeiten am Stammsitz nicht abgeschlossen. Denn selbstverständlich würden die alten Backöfen abgebaut. Dazu müssen sie jedoch erst einmal abkühlen. Das wird sicher ein etwas merkwürdiges Gefühl für Stephan Sporkmann. „Denn ich glaube, ich habe die Öfen in 30 Jahren nicht einmal kalt erlebt.“
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Sind die Öfen abgebaut, wird die Halle renoviert, hier zieht dann die Konditorei ein. Die Fläche, auf der sie jetzt untergebracht ist, werde dann als Kommissionierfläche genutzt, erklärt Sporkmann. Sprich: Dort werden die Lieferungen für die Filialen aufgestellt, eingeladen und abtransportiert.
Im März haben die Bauarbeiten begonnen, zuletzt gab es einige Verzögerungen, unter anderem, weil Dämmmaterial für das Hallendach nicht lieferbar war. Eigentlich hätte sogar schon ein Jahr früher Baubeginn sein sollen, doch wegen Corona und erstem Lockdown habe man damals den Bau zurückgestellt, berichtet Stephan Sporkmann. Denn auch die Bäckereien hätten den Lockdown deutlich gespürt: Café- und Bistrobereiche waren geschlossen und: „Wer im Home-Office arbeitet, der braucht mittags auch kein belegtes Brötchen.“
Zwar hätten die Kunden dann mehr für zu Hause eingekauft, das habe die Verluste an andere Stelle jedoch nicht aufgewogen, sagt Stephan Sporkmann. In diesem Jahr habe die Familie dann entschieden – Corona hin oder her – die Modernisierung in Angriff zu nehmen. Am Ende, so Sporkmanns Überzeugung, werde das zusätzlich auf die Qualität der Waren einzahlen.
Ausbau der Filiale an der Kirchhellener Straße
Veränderungen gibt es auch in der Sporkmann-Filiale an der Kirchhellener Straße in der Innenstadt. Dort laufen nun die Arbeiten für einen Wintergarten. Die Bodenplatte im Innenhof sei bereits gegossen, sagt Stephan Sporkmann.
Damit steigt die Zahl der Plätze im Café- und Bistrobereich auf 90 – von jetzt 25. Besonders freut sich Stephan Sporkmann über die großen Schiebetüren, die im Sommer für Freiluftatmosphäre in der Filiale sorgen sollen. Die Familie hofft, dass der Umbau noch in diesem Jahr abgeschlossen wird.