Bottrop. Nach fünf Jahren Unterbrechung ist das Dom-Café an der Hochstraße wieder in der Hand eines Familienbetriebes: Bäcker Sporkmann übernimmt.

Die Bäckerei Sporkmann übernimmt das Dom-Café an der Hochstraße. Damit ist die 1973 eröffnete Gastronomie an St. Cyriakus nach fünfjähriger Unterbrechung wieder in der Hand eines Familienbetriebes. Eröffnet wurde es 1973 von Franz Bergendahl aus dem 1911 gegründeten gleichnamigen Unternehmen.

Bergendahl senior eröffnete sein erstes Geschäft an der Gladbecker Straße auf dem Eigen und wechselte 1919 an die Essener Straße. Legendär wurde sein hessisches Landbrot, dessen Rezept er von seinem Schwiegervater aus Altenessen übernommen hatte. Franz Bergendahl junior, damals schon Chef einer florierenden Großbäckerei, erwarb 1972 das damalige Haus „Göbbeler und Baumeister“ an der Hochstraße und eröffnete kurz darauf dort im Obergeschoss ein rund 200 Quadratmeter großes Café, das er im Jahr 1976 noch einmal erweiterte.

Die historische Kasse soll auch im neuen Dom-Café einen Platz finden.
Die historische Kasse soll auch im neuen Dom-Café einen Platz finden. © WAZ FotoPool | Heinz Kunkel

Die Ära Bergendahl endete im Jahr 2014, als Enkelin Maria und ihr Mann Karl-Heinz Böhmer nach 102 Jahren das Unternehmen - und die Familienrezepte - an die Bäckerei Karl aus Hünxe übergaben. Zwei Jahre lang hatten die Böhmers auch mit Hilfe einer Unternehmensberatung einen Nachfolger gesucht. „Das war kein leichter Weg“, erinnerte sich Karl-Heinz Böhmer bei der Übergabe. Kurz zuvor hatten die Böhmers die Bergendahl-Filiale am Altmarkt aufgegeben. Das Unternehmen Karl hatte 2014 die insolvente Bäckerei Siebrecht mit 60 Filialen in 21 Städten übernommen.

2016 Umzug ins Erdgeschoss

Im Jahr 2016 verlor das Dom-Café eine seiner Attraktionen, die spektakuläre Treppe ins Obergeschoss. Karl schloss das Caféhaus im ersten Stock mit 120 Plätzen und zog um ins Erdgeschoss: „Die Treppe war den meisten, vor allem älteren Kunden und Müttern mit Kinderwagen einfach nicht mehr zuzumuten“, begründete Karl-Gebietsleiterin Jela Volkmann den Umzug. „Wir haben die Wand zur ehemaligen Backstube herausgenommen und einen ebenerdigen Raum gestaltet.“

2017 geriet die Bäckereikette Karl mit damals noch 450 Mitarbeitern in eine Krise. Das Amtsgericht Duisburg ordnete ein vorläufiges Insolvenzverfahren an, die Filialen in Vonderort, Fuhlenbrock und an der Johannesstraße wurden geschlossen. Im März 2018 hatte die Bäckerei KH die Produktion in Hünxe sowie zahlreiche Filialen übernommen und unter dem alten Firmennamen weitergeführt.

Zweifache Insolvenz

Nur ein Jahr später allerdings musste auch der Nachfolger einen Insolvenzantrag stellen. Zum 1. Juni wurde die Produktion eingestellt, die noch 38 verbliebenen Filialen wurden geschlossen. Insolvenzverwalter Mark Steh berichtete, einen Interessenten für die Übernahme der gesamten Kette habe es nicht gegeben. Also hat er begonnen, die Standorte einzeln zu vermarkten. In den Verhandlungen um das Dom-Café hat sich Sporkmann jetzt durchgesetzt gegen andere Interessenten.

Eröffnung noch im Juli geplant

Die kurze Geschichte der Bäckerei Karl

Die Bäckerei Karl entstand im März 2014 aus der insolventen Bäckerei Siebrecht Niederrhein GmbH. Deren Geschäftsführer Karl-Heinz Wiehe übernahm mit Hilfe nicht genannter Privatinvestoren die 60 Filialen und Backshops sowie 224 Verkaufsregalstandorte im Lebensmittel-Einzelhandel. Darüber hinaus belieferte Karl 27 Filialen einer Fremdkette.

Im August 2018 meldete Karl Insolvenz. Die Bäckerei KH übernahm damals noch 38 Filialen und 200 Mitarbeiter. Ende März 2019 wurd auch für dieses Unternehmen ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Sporkmann mit seiner Backstube an der Johannesstraße in der Boy ist selbst ein Familienunternehmern in dritter Generation. Der Betrieb wurde im Jahr 1900 gegründet und hat inzwischen 13 Filialen in Bottrop, Gladbeck und Oberhausen. Derzeit läuft der Umbau auf Hochtouren. Noch im Juli soll das „Dom-Café“ wieder öffnen. Die Filiale an der Hochstraße wollen die Sporkmanns trotz der Nähe zum Dom-Café weiter betreiben.