Bottrop/Oberhausen. Unterspülte Wege, tiefe Spurrinnen, lockere Absperrgitter: Die RAG erneuert derzeit Bottrops Vorzeigehalde für einen fünfstelligen Betrag.
Hochwasser und Überflutungen wie zuletzt in vielen Flusstälern und an Bachläufen sind zum Glück auf der Halde kein Thema. Aber die Starkregenfälle im Juli haben auch an der Halde Haniel im wahrsten Sinne des Wortes tiefe Spuren hinterlassen. Nicht nur der breite Anlieferungs- und Rettungsweg, auch die normalen Fußwege und die Bergarena wurden überflutet, unterspült, manchen Stellen das Material einfach weggespült.
Halde Haniel in Bottrop: Schäden durch Regenwasser
Thomas Hüser kann ein Lied davon singen. Der Projektingenieur der RAG, die auch Bottrops Vorzeigehalde weiter betreut, hat derzeit einige Einsatzorte im Bereich der ehemaligen Zechengelände der Region. In den letzten zwei Wochen sei es darum gegangen, die zum Teil einen halben Meter tiefen Spurrinnen, die das Regenwasser in die Wege gefressen hat, auszubessern.
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„Da ist viel Material einfach weggespült worden, was wir wieder aufbringen und verdichten konnten, ist wieder da, wo es hingehört“, so Hüser. Aber zum Teil musste auch neues Material aufgebracht werden, vor allem Hartkalksteinschotter, HKS, wie das Oberflächenmaterial im Fachjargon kurz heißt.
Vollgelaufenes Amphitheater auf der Halde Haniel
Die alte Busspur, die vielen noch von den Auffahrten zur Haldenarena kennen, war besonders angegriffen. Aber auch der Kreuzweg hat reichlich Material lassen müssen und machte bis zur Instandsetzung, die soeben abgeschlossen worden ist, seinem Namen alle Ehre. Es war ein Kreuzweg, egal, ob nach oben oder vom Papstkreuz nach unten. Am Dienstag wird aller Voraussicht die Bergarena von Schmutz- und Schuttablagerungen gesäubert sein.
Wasserwagen mit zehn Kubikmeter Fassungsvermögen – was 10.000 Litern entspricht – kämpften sich bergauf. „Da mit Hochdruck gereinigt wurde, hielt sich der Wasserverbrauch in Grenzen“, sagt Thomas Hüser. „Aber wer das vollgelaufene Amphitheater gesehen hat und vor allem die Dreckmassen, die nicht nur die Drainage weiter oben sondern auch den Abfluss in der Mitte verstopft hatten, weiß, was die Leute geleistet haben.“
Mountainbiker verursachen Rillen und Beschädigungen
Selbst die Fundamente des Geländers hinter den oberen Sitzreihen seien freigespült worden, das Geländer selbst wäre beim nächsten starken Guss möglicherweise weg gewesen. Ob die Arena selbst auch unterspült wurde, also, ob die künftig aus den Fugen geraten könnte oder nicht, kann Thomas Hüser derzeit nicht sagen. „Einige Lücken in den Fugen könne auch durch den Wasserhochdruck entstanden sein, dass muss nichts mit der Gefährdung der Arena-Konstruktion zu tun haben.“ Eine neuerliche Überspülung sei wohl die einzige Gefahr, die dem luftigen Spielort drohen könnte.
Die Halde und ihre Kosten
Die Halde Haniel geht 2023 in den Besitz des Regionalverbandes Ruhr (RVR) über. Bislang ist die alte Bergbauaufschüttung Eigentum der RAG. Das Unternehmen hatte aber zugesagt, in den kommenden 20 Jahren auch einen Teil der Kosten für Pflege und Instandhaltung dieser früheren Bergbau-Bauwerke zu übernehmen.
Die Kosten der aktuellen Instandsetzungs- und Reinigungsarbeiten nach den letzten Starkregenfällen beziffert RAG-Mitarbeiter Thomas Hüser auf 30.000 bis 40.000 Euro. Diese Arbeiten auf der Halde sollen in zwei Wochen beendet sein.
Ganz unschuldig daran seien die vielen Nutzer der Halde Haniel nicht. Vor allem die Rillen und Beschädigungen, die Mountainbiker dort oben verursachen, seien ideale „Einfallstore“ für Wassermassen wie bei den letzten Starkregenfällen. Das Wasser habe dann schon vorbereitete Wege, die dann rasant verbreitern und zu wahren Sturzbächen werden. Unterhalb der Ibarrola-Stelen sind diese ausgespülten Rinnen noch gut zu erkennen. Auf den anderen Seite der Bergarena laufe dann noch das Plateau voll und durch die leichte Neigung des Geländes ergießt sich das Wasser dann von dort aus auch in die Arena.
Mountainbiking nicht erlaubt, aber auch nicht ausdrücklich verboten
Bereits nach den letzten Regentagen hat sich auf dem Plateau wieder Wasser gesammelt. Umgeben von Sanddornbüschen und anderen wilden Pflanzen sieht es aus, wie ein idyllischer Ententeich samt Bewohnern. Aber steigt das Wasser um 40, 50 Zentimeter an, wäre die nächste „Flutung“ der Arena vorprogrammiert. In etwa zwei Wochen werde die RAG dort die Arbeiten beendet haben. „Dann sind auch die Wege wieder freigeschnitten, umgestürzte Bäume entfernt“, sagt Thomas Hüser.
Das Mountainbiking sieht er weiter kritisch. Problem: Es ist nicht ausdrücklich verboten aber auch nicht erlaubt. Die Halde ist schließlich kein Naturschutzgebiet. Lediglich der Nordteil mit Blick auf die Schöttelhalde untersteht noch der Bergaufsicht. Dort hätte man direktere Eingreifmöglichkeiten.