Bottrop. Die kranken Bottroper Buchen stehen in der Nähe der Stadtteiche, in Höhe der Autobahn und an der Lindhorsstraße. Darum sind die Bäume gefährlich.
Um die 200 große Buchen muss die Stadt im Köllnischen Wald in der Nähe der Stadtteiche und entlang der Autobahn A 2 fällen. „Wir haben keine andere Chance“, versicherte Ulrich Kollath. Denn die Bäume seien krank und sterben ab. Die Stämme der meterhohen Buchen können brechen. Somit werden die herab fallenden Baumstämme sowohl für Autofahrer auf der Lindhortstraße als auch für Spaziergänger in den Waldstücken zu beiden Seiten der Straße gefährlich, erläuterte der Abteilungsleiter im städtischen Ressort für Umwelt und Grün.
Die erkrankten Bäume stehen in einem Waldgebiet, das bei den Bürgerinnen und Bürgern als Freizeitziel sehr gefragt ist. Viele Spaziergängerinnen und Spaziergänger sind hier unterwegs. Jogger laufen durch den Wald und viele Anwohner führen dort ihre Hunde aus. Im Wissen um die Beliebtheit des Waldstückes am Innenstadtrand lud Dezernent Klaus Müller vor Beginn der Baumfällaktion Vertreter von Ratsparteien, Baumschutzinitiativen und Umweltverbänden ein, um ihnen klar zu machen, dass die kranken Buchen nicht zu retten sein werden. Wenn die Bäume gefällt werden, muss die Lindhorststraße in Höhe der Wege in den Wald komplett gesperrt werden.
In Bottrop fallen Äste der kranken Bäume auf die Straße
„Manche Bäume sind schon komplett abgestorben. Wir haben selbst nicht damit gerechnet, dass das so schnell gehen wird“, sagte Ulrich Kollath. Es sei nicht zu verantworten, die kranken Buchen länger stehen zu lassen, warb der Umweltexperte um Verständnis, dass Forstarbeiter die Bäumen fällen müssen. Die Bäumen seien von der sogenannten Buchenkomplexkrankheit befallen, erklärte Gärtnermeister Kai-Uwe Dahm. Diese Bäume seien nicht in der Lage gewesen, die lange Trockenheit in den zurück liegenden Jahren zu verkraften. „Ein Baum braucht immerhin 300 bis 600 Liter Wasser“, machte er klar. „Die Buchen erleiden bei Trockenheit enormen Stress und werden nun für Krankheiten besonders anfällig“, sagte Dahm.
„Wir müssen reagieren und jetzt handeln“, mahnte Ulrich Kollath. Das sei aus Gründen der Verkehrssicherheit dringend geboten. Zwar sei es das Ziel der städtischen Gärtner, Bäume möglichst zu erhalten, das sei aber nicht mehr möglich. „Es lagen schon große Äste auf der Straße“, begründete der Abteilungsleiter im Umweltressort der Stadt. Die Stadt sei verpflichtet, sowohl die Kraftfahrer als auch die Radler und Fußgänger auf den Bürgersteigen sowie auf den Wegen im Wald zu schützen, betonte er.
Bottroper Forstleute sind über Ausmaß der Schäden erschrocken
Komplexe Buchenkrankheit
Die Buchenkomplexkrankheit oder auch Buchenrindennekrose tritt etwa seit Anfang des Jahrtausends auf. Typische Krankheitsbilder sind zum Beispiel der Befall durch Buchenwollschildläuse und durch Pilze, die die Rinden der Bäume zerstören.Ist die Erkrankung der Buchen weiter fortgeschritten, reißen ihre Rinden auf oder blättern trotz grüner Baumkronen ab. An den geschädigten Stellen sind dann auch Borkenkäfer oder Werftkäfer an den Baumstämmen zu finden.Typisch sind waagerechte Bruchstellen in fünf bis acht Metern Höhe, wobei die Stämme auch schon bei noch grüner Krone durchbrechen.
Mitarbeiter der Stadt hatten das Waldstück zu beiden Seiten der Lindhorststraße zu Beginn dieser Woche in Augenschein genommen und waren über das große Ausmaß der Baumschäden regelrecht bestürzt. „Wir waren erschrocken, wie viele Buchen schon abgestorben sind“, berichtete Ulrich Kollath. Am schlimmsten seien die Buchen am Ende des Mauskirchweges geschädigt, aber auch in Richtung der Stadtteiche seien viele Bäume schwer erkrankt.
Gärtnermeister Kai-Uwe Dahm machte die Vertreter der Ratsparteien und die Naturschützer auf die Krankheitsbilder der Buchen aufmerksam, zum Beispiel das Absterben der Rinde und den Befall mit Läusen und Pilzen. „Die Bäume sind am Ende so schwer geschädigt, dass sie durch ihr eigenes Gewicht in sich zusammenbrechen“, erklärte er. Erkrankt seien inzwischen weitaus mehr Buchen, als die Forstmitarbeiter fällen müssen. „Wenn die Buchen im Fallbereich der Straßen und Wege stehen, müssen wir sie jetzt wegnehmen“, sagte sein Kollege Ulrich Kollath. „Den Bestand mitten im Wald lassen wir stehen und überlassen ihn sich selbst“.