Bottrop. Die Bottroper Inzidenz steigt über 100. Vor allem betroffen sind Kinder und Jugendliche, an den Schulen häufen sich die Fälle und Quarantänen.

Innerhalb von einer Woche hat sich die Sieben-Tages-Inzidenz mehr als verdoppelt und liegt am Mittwoch bei 101,2. Auch wenn sie für die geltenden Corona-Regeln nicht mehr maßgeblich ist, ist sie doch ein Indikator dafür, wie sich das Infektionsgeschehen in der Stadt darstellt. Seit Ende der Sommerferien steigen die Corona-Zahlen an den Schulen deutlich.

Bei den Zehn- bis 19-Jährigen liegt der Inzidenzwert am Mittwoch bei 366,3. Hatte die Stadt am Dienstag noch von rund 30 infizierten Schülern gesprochen, ist diese Zahl am Mittwoch noch mal deutlich gestiegen: In den vergangenen sieben Tagen haben sich 39 Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren infiziert, außerdem zwölf Kinder zwischen null und neun Jahren.

Für rund 100 Schüler musste seit Beginn des Schuljahres eine Quarantäne angeordnet werden, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Laut aktueller Coronaschutzverordnung müssen nur noch die Kinder in Quarantäne, die in unmittelbarer Nähe des Infizierten gesessen und keine Masken getragen haben.

Corona-Infektionen an Bottroper Schulen: Bislang nur Einzelfälle

„Wir gehen davon aus, dass die Zahlen noch weiter steigen“, sagt Andreas Pläsken. Das Gros der Corona-Fälle geht auf Reiserückkehrer zurück, in den kommenden ein, zwei Wochen könnten noch Nachwirkungen der Sommerferien zu spüren sein. „An den Schulen gibt es aber bislang nur Einzelfälle“, sagt Pläsken. Infektionsketten in den Klassenzimmern seien bislang nicht festgestellt worden, allerdings ist rund ein Dutzend Schulen betroffen.

Problematisch werde es, „sobald Sekundarfälle auftreten“, zum Beispiel nachgewiesen wird, dass Kinder und Jugendliche sich über Klassengrenzen hinweg angesteckt haben, am Kiosk, auf dem Schulhof. Damit, so Pläsken, würde die Kontaktverfolgung immer schwieriger.

Ohnehin nimmt diese mittlerweile wieder einen deutlich größeren Raum ein. Konnten Gesundheits- und Ordnungsamtsmitarbeiter bis vor einigen Wochen nach langem Ausnahmezustand wieder primär ihre Regelaufgaben wahrnehmen, werden sie nun wieder verstärkt zur Kontaktnachverfolgung gebraucht.

Bottroper Inzidenz bei Zehn- bis 19-Jährigen über 200

Die Infizierten sind jung, haben entsprechend mehr Kontakte, sind mehr unterwegs. Aktuell liegt die Inzidenz bei den Zehn- bis 19-Jährigen bei über 200, bei den 20- bis 29-Jährigen bei über 150. Es sind fast ausschließlich Ungeimpfte, die sich aktuell anstecken. „Impfdurchbrüche gibt es nur einige wenige Einzelfälle“, sagt Pläsken.

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So erleben es auch die Bottroper Krankenhäuser. „Wir behandeln überwiegend ungeimpfte Corona-Fälle“, sagt Dr. Markus Peuckert, Chefarzt für Innere Medizin im Marienhospital. Rund vier bis sieben Covid-Patienten gebe es seit einigen Wochen im Marienhospital durchgehend, darunter auch viele jüngere Patienten, bei denen sich die Verläufe „enorm lang ziehen“ können. „Wir hatten gerade einen jungen Mann unter 40 bei uns, der einen Monat lang behandelt und mit Sauerstoff versorgt werden musste.“ In der Regel blieben die Covid-Patienten ein bis zwei Wochen.

Aktuell gibt es nur einen Intensivpatienten in Bottrop. Dass die Infektionszahlen steigen, sieht Peuckert trotzdem mit Sorge – und erwartet, dass auch die Patientenzahlen in den Krankenhäusern weiter nach oben gehen.

Impfdurchbrüche in Senioreneinrichtungen

In Bottroper Senioreneinrichtungen ist es zu Impfdurchbrüchen gekommen, aber nur vereinzelt, wie Stadtsprecher Andreas Pläsken sagt. Es habe keine Ansteckungen innerhalb einer Einrichtung gegeben wie zuletzt in Gladbeck und Essen. Alarmiert durch den Ausbruch in einem Gladbecker Pflegeheim habe sich die Stadt mit den hiesigen Einrichtungen darauf verständigt, dass die Bewohner und Mitarbeiter auf freiwilliger Basis zwei- bis dreimal die Woche getestet werden. Aktuell sind zwei Über-80-Jährige in Bottrop infiziert.

Gefahr in den Bottroper Krankenhäusern: Viren von außen

Vorsichtig optimistisch ist unterdessen Reinhard Welp, Krankenhaushygieniker am Knappschaftskrankenhaus. „Die Zahl der Patienten bei uns ist sehr gering; sie bewegt sich seit Wochen zwischen gar nichts und ein bisschen“, sagt Welp. „Das stimmt uns froh, aber gibt noch keinen Grund zur Entwarnung.“

Aufpassen müssten die Kliniken, dass niemand von außen Viren reinbringt. Die festgelegte 3G-Regel für Besucher hält Welp deshalb für sinnvoll. „Wir haben eine schützenswerte Patientenklientel.“ Zwar steige derzeit die Hospitalisierung nicht so stark wie in der dritten Welle, auch die Todesfälle haben noch nicht signifikant zugenommen. „Aber es gibt viele jüngere Fälle mit schweren Verläufen“, sagt Welp. „Das beste ist, sich impfen zu lassen.“