Bottrop. WAZ und Salon5 laden zum Barcamp zur Entwicklung der Bottroper City. Sicherheit und Ordnung ist ein mögliches Thema, es gibt noch viele andere.

Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung in der Innenstadt – das ist ein Thema, das den Bottroper unter den Nägeln brennt. Zuletzt hatte die Wirtin Bianca Naglieri – sie betreibt das König-City am Berliner Platz – von ihren Erfahrungen mit pöbelnden Jugendlichen, Diebstählen und Beschimpfungen berichtet. Sie erlebe Kriminalität am helllichten Tag, Dealer, die auf dem Hinterhof ihre Drogen verkaufen. Von Polizei und Ordnungsamt wünscht sie sich mehr Unterstützung.

Ähnlich klingen auch die Schilderungen der Anwohner am Ehrenpark. Sie berichten von Wildpinklern, die auch vor privaten Grundstücken nicht Halt machten, und von Menschen, denen die Regeln, die im Park gelten, offenkundig egal wären. Auch Drogendeals würden ungehemmt in aller Öffentlichkeit abgewickelt. Auf Nachfrage berichtet Stadtsprecher Ulrich Schulze von bis zu 26 Einsätzen von Polizei oder Kommunalem Ordnungsdienst im Park in diesem Jahr.

Rund um den Bottroper Saalbau gibt es auch immer wieder Ärger

Dazu passt ein Schreiben von Anwohnern am Saalbau. Sie schildern ihre Beobachtungen rund um die ehemalige Versammlungsstätte der Stadt. „Sobald die städtischen Mitarbeiter ihre Parkplätze verlassen, wechseln sich die Gruppen ab, die dort herumlungern“, so ihre Schilderung. Mal seien es Jugendliche, die dort randalierten, Bauteile würden abgerissen, Pflastersteine herumgeworfen.

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Oft träfen sich dort auch junge Erwachsene mit ihren getunten Autos. „Im Schutz des Daches heulen Motoren auf, die Soundanlage wird getestet, es wird gehupt und bei An- und Abreise auf den umliegenden Straßen Rennen gefahren.“ Und auch dort, so die Schilderung der Anwohner, seien immer wieder Drogendeals zu beobachten. Ordnungsamt und Polizei schienen völlig überlastet. „Es dauert oft sehr lange, bis jemand kommt, wenn man anruft.“

Anwohner haben den Eindruck, die Stadt Bottrop hat aufgegeben

Die Anwohner haben den Eindruck, die Stadt habe aufgegeben. „Schon längst ist das Gelände rund um den Saalbau nach Betriebsschluss der städtischen Mitarbeiter für uns zu einer No-Go-Area geworden. Man wird angepöbelt, wenn man dort vorbei geht. Anfangs haben wir versucht, die Leute um Ruhe zu bitten, da unsere Kinder abends schlafen möchten. Wir wurden ignoriert oder beschimpft.“

Bei der Entwicklung der Innenstadt wird auch das Thema Sicherheit und Ordnung eine große Rolle spielen müssen. Gemeinsam mit Salon5, der Jugendredaktion von Correctiv, veranstaltet die WAZ-Lokalredaktion ein Barcamp zur Entwicklung der Innenstadt. Dabei geht es darum, herauszufinden, welche Themen den Bottropern unter den Nägeln brennen. Die Diskussion rund um die Sicherheit in der Innenstadt scheint ein solches Thema zu sein.

Beim Barcamp kann jeder Interessierte sich anmelden und mitdiskutieren

Die Besonderheit bei einem solchen Barcamp: Jeder, der interessiert ist, kann sich beteiligen. In diesem offenen Gesprächsformat wollen die beiden Bottroper Medien mit möglichst vielen Menschen über die Entwicklung der Innenstadt für die nächste Generation sprechen. Was sind die wichtigsten Themen, die besten Ideen und die klügsten Ansätze, die unsere Stadt zum Wohlfühlort für alle machen können? Wie kann die Zukunft für die nächste Generation gestaltet werden? Das Barcamp Bottrop findet am 5. September auf dem Kirchplatz statt.

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Themen werden nicht vorgegeben, sondern kommen aus dem Kreise der Teilnehmer. Dann wird abgestimmt, um die zwölf drängendsten Themen zu identifizieren. Nur über diese wird in zeitlich begrenzten Arbeitsgruppen diskutiert. Über die Ergebnisse der Arbeitsgruppen und mögliche Lösungen für die besprochenen Probleme wird erneut abgestimmt.

Es werden keine Themen vorgegeben, jeder kann vorschlagen, was ihm wichtig ist

Dabei kann jeder Themen vorschlagen. Neben Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit könnte vielleicht auch die Barrierefreiheit ein Thema sein. Denn immer wieder gibt es auch Klagen über das Pflaster an der Hansastraße, das ein Vorankommen mit Rollator oder Rollstuhl schwierig macht.

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Oder wissen Sie, wo es in der Stadt öffentliche Toiletten gibt? Auch das ein mögliches Thema. Gibt es genügend öffentliche WCs? In welchem Zustand sind sie? Auch über die Geschäfte in der Innenstadt darf diskutiert werden. Zuletzt war der angekündigte Einzug von Netto ins ehemalige Karstadthaus breit diskutiert worden. Ist das der richtige Platz für einen Discounter? Was fehlt vielleicht? Was wünschen sich die Bottroper, und ganz wichtig, was wünschen sich die jungen Bottroper in ihrer Innenstadt? Auch Ideen, um die City an den Klimawandel anzupassen, könnten diskutiert werden – je nachdem, welche Themen vorgeschlagen und welchen Themen höchste Priorität eingeräumt wird.

Ergebnisse des Barcamps werden dann der Bottroper Stadtspitze übergeben

Die Diskussions-Ergebnisse des Barcamps werden erfasst und aufbereitet der Stadtspitze und dem Rat übergeben. Vielleicht können die gefundenen Lösungen schließlich umgesetzt werden. WAZ-Redaktionsleiterin Linda Heinrichkeit: „Uns ist wichtig, dass alle Bürger auf dem Barcamp offen über alles sprechen können. Deswegen wollen wir vermeiden, dass es eine Parteiveranstaltung wird. Natürlich sind auch Politiker und Menschen aus der Stadtverwaltung eingeladen, sich zu beteiligen. Aber eben als Bürger Bottrops, nicht in ihren jeweiligen Funktionen.“

Das sind die Regeln beim Barcamp

Damit das Barcamp funktioniert, gibt es einige Regeln. Außerdem soll sich jeder Teilnehmer vorstellen und zur Debatte beitragen. Alles ist öffentlich und transparent.

Aus allen vorgeschlagen Themen werden maximal zwölf diskutiert. Jeder Teilnehmer kann sich in mindestens zwei Themen einbringen. Aufgrund der Corona-Richtlinien ist die Teilnehmerzahl auf 100 Menschen begrenzt. Je nach Corona-Lage muss ein Impf-, Genesenen- oder Testnachweis mitgebracht werden.

Jeder, der mitmachen will, muss sich zudem vorher anmelden. Dafür haben WAZ und Salon5 eine Webseite geschaltet:salon5.org/barcamp