Bottrop. Auf vielen, einzelnen Straßen in Bottrop dürfen Kraftfahrer sowieso nicht schneller fahren. Für die Stadt hätten Tempo 30-Zonen solche Vorteile.
Die Innenstadt als Tempo 30-Zone? Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff (SPD) machte das mit einem Nebensatz zum Thema. „Wir müssen die Ampeln hier abbauen, wenn wir das Innenstadtgebiet zur Tempo 30-Zone erklären“, sagte der Bürgermeister des Stadtmitte-Bezirks mit Blick auf die Lamperfeld-Kreuzung am Rathausviertel. Die Pläne der Stadt für eine solche Innenstadt-Tempo 30-Zone sind auch schon ziemlich weit. Verkehrsdezernent Klaus Müller kann sie sich zwischen Rathaus und Marienhospital gut vorstellen. Den Innenstadtbereich mit den Fußgängerzonen südlich des Rathauses will sich Müller mit seinen Teams aber erst noch genauer ansehen.
Abseits der Hauptstraßen sei in der nördlichen Innenstadt ohnehin schon auf vielen Straßen Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben, sagt der Beigeordnete mit Blick auf Straßen wie die Josef-Albers-Straße, die Randebrockstraße oder die Kirchhellener Straße. „Auch auf der Roonstraße und am Lamperfeld gilt jetzt ja Tempo 30“, sagte Müller, und auf vielen kleineren Seitenstraßen sowieso. Ampeln wie an der Lamperfeld-Kreuzung seien dann nicht mehr nötig, weil in einer Tempo 30-Zone die Rechts-vor-Links-Regelung gilt.
In Bottroper Tempo 30-Zonen gibt es weniger Unfälle und weniger Lärm
In Tempo 30-Zonen sei es für alle Verkehrsteilnehmer sicherer und es gebe weniger Unfälle, heißt es in dem sogenannten Entschleunigungskonzept der Stadt, auf das der Verkehrsdezernent verweist. Vor allem Fußgänger und Radfahrer könnten sich in den Zonen sicherer bewegen und es gebe auch erheblich weniger Lärm, listet das Papier die Vorteile auf. Müller hält es daher für sinnvoll, einheitliche Tempo 30-Zonen auszuweisen anstatt Straße für Straße Tempo 30 anzuordnen.
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„Ampeln abzubauen, ist immer gut“, stimmt auch Verkehrsausschussvorsitzender Rüdiger Lehr dem Bezirksbürgermeister zu. Der SPD-Ratsherr betont, dass die komplette Innenstadt in der Praxis eigentlich ja fast schon eine Tempo 30-Zone sei. „Wir haben auf den allermeisten Straßen im Stadtkern doch längst Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit eingeführt. Kürzlich erst wurde auch auf der Achse aus Horster Straße und Osterfelder Straße mitten durch die Innenstadt das Tempo reduziert“, sagte der SPD-Ratsherr.
Auch In den meisten Bottroper Wohnvierteln gilt Tempo 30
Aus guten Gründen werde Tempo 30 ja auch im Lärmaktionsplan der Stadt empfohlen, um die Lärmbelästigung der Anwohner durch Kraftfahrzeuge zu verringern. Es fehlten nur noch wenige Straßen, bis im kompletten engeren Stadtkern einheitlich Tempo 30 vorherrsche. Auf den ersten Blick fällt Lehr da nur ein Abschnitt der Eichenstraße zwischen Kirchhellener Straße und Friedrich-Ebert-Straße ein. „In kleineren Straßen wie der Kirchhellener Straße oder der Poststraße ist die Höchstgeschwindigkeit ja sogar noch geringer“, meint der Ratsherr.
Mehr Entscheidungsspielraum für Städte
Um den Verkehr effizienter, klimaschonender und sicherer zu machen, fordert der Deutsche Städtetag mehr Entscheidungsspielräume für die Kommunen. Denn sie könnten selbst am besten entscheiden, welche Geschwindigkeiten in welchen Straßen angemessen sind.
Ziel sei ausdrücklich nicht, Tempo 30 flächendeckend einzuführen. Die Städte wollen Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit nur außerhalb der Hauptstraßen ausprobieren. Auf Einfallstraßen und Verkehrsadern soll es bei Tempo 50 bleiben.
Gerade wegen solcher Ausnahmen will Beigeordneter Klaus Müller die südliche Innenstadt erst noch genauer in den Blick nehmen. „Es gibt dort ja eine Reihe unterschiedlicher abweichender Regelungen, etwa am Berliner Platz oder an der Poststraße“, begründet er. Die Stadt werde daher erst noch prüfen, ob dort eine einheitliche Tempo 30-Zone sinnvoll sei und wie sie dann aussehen könne. Denn Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in den Städten sei die Zukunft. Er könne sich gut vorstellen, dass sich abseits der Hauptachsen eine ganze Reihe von größeren Tempo 30-Zonen über das Stadtgebiet ziehen. „Wir haben ja auch kaum noch einen Wohnbereich, in dem Tempo 30 noch nicht Pflicht ist“, begründet er.
Modellstadt Münster will Tempo 30 zur Regel machen
Der Dezernent weist auf einen Vorstoß der Stadt Münster hin, die Tempo 30 zur Regel machen will. „Das finde ich sehr interessant“, sagte der Bottroper. Verkehrsausschussvorsitzender Rüdiger Lehr spricht gleiche Ziele beim Deutschen Städtetag an. Denn auch der kommunale Spitzenverband setzt sich dafür ein, Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit außerhalb von Hauptstraßen auszuprobieren. Tempo 50 wäre dann zwar noch möglich, aber eben nur als Ausnahme von der Tempo 30-Regel.