Bottrop. Die Bottroper Inzidenz steigt seit Tagen kontinuierlich an. Auffällig ist dabei die Altersstruktur der Infizierten. Eine Übersicht der Zahlen.
Eine deutliche Trendwende ist aktuell bei den Corona-Zahlen in Bottrop zu spüren. Während die Werte in der vergangenen Woche noch konstant niedrig lagen, zwischenzeitlich sogar noch einmal zurückgingen, steigen sie seit einigen Tagen kontinuierlich an. Die Sieben-Tage-Inzidenz erhöhte sich am Freitag auf 20,4. Auffällig dabei ist: Vor allem jüngere Menschen infizieren sich mit dem Coronavirus.
- Lesen Sie hier:Impfzentrums-Aus – So soll es weitergehen
Unterteilt man die Neuinfektionen nach Zehn-Jahres-Altersgruppen, liegt die Inzidenz mit 37,6 bei den Zehn- bis 19-Jährigen am höchsten, gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen mit einer Inzidenz von 35,3. Auch die 20- bis 29-Jährigen liegen über dem städtischen Schnitt mit einem Wert von 23,4, ebenso die 50- bis 59-Jährigen mit 25,2. Gar keine Infektionen gibt es mehr bei den Über-80-Jährigen. Bereits seit Anfang Juni hat sich in dieser Altersgruppe niemand mehr angesteckt.
Corona-Infektionen in Bottrop: Altersstruktur hat sich gewandelt
Noch vor einem halben Jahr sah die Altersstruktur der Erkrankten deutlich anders aus: Bei einer Gesamtinzidenz in Bottrop zwischen 60 und 80 Anfang Februar waren die meisten Infizierten über 80 Jahre alt. Eine besonders hohe Inzidenz gab es damals bei den Über-90-Jährigen, sie erreichte zwischenzeitlich Werte von über 400 – allerdings: Je weniger Menschen einer Gruppe angehören, desto stärker verändert jede Infektion die jeweilige Wocheninzidenz.
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Grund für den aktuellen Anstieg der Infektionen bei den jüngeren Menschen könnten zum einen die lockeren Corona-Regeln sein. Auch in der Inzidenzstufe 1, in der sich Bottrop aktuell befindet, sind die Vorschriften moderat: Feiern sind mit einer großen Zahl an Gästen erlaubt, zwischenzeitlich öffneten sogar Diskotheken.
Keine detaillierten Informationen über Alter der Geimpften
Ein weiterer Grund könnte die niedrigere Impfquote bei den Jüngeren sein, allerdings lässt sich das in Zahlen nicht komplett belegen. „Wir haben leider keine detaillierten Infos über die Altersstruktur der Geimpften“, sagt Impfzentrumsleiter Michael Althammer.
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Auch er und die Stadt hätten Interesse an diesen Daten, um gezielter auf die Menschen zuzugehen, die sich bislang gegen eine Impfung entschieden haben. „Wir haben kaum noch Ansatzpunkte, wie wir diese Zielgruppe erreichen.“ Er geht davon aus, dass ein Großteil der Über-60-Jährigen in Bottrop geimpft ist, dass die Quote bei den Jüngeren deutlich niedriger ist.
Impfquote in NRW bei den Über-60-Jährigen besonders hoch
Das zeigen auch die Zahlen, die zumindest auf Bundeslandebene vom Robert-Koch-Institut vorliegen. Demnach sind 89 Prozent der über 60-Jährigen mindestens einmal geimpft, 83,6 Prozent haben den vollständigen Impfschutz. Allerdings unterteilt das RKI lediglich in die Altersgruppen zwölf bis 17 Jahre, 18 bis 59 Jahre und über 60 Jahre. Bei den 18- bis 59-Jährigen liegt die Quote der einmal geimpften lediglich bei 66,4 Prozent.
Bottrop hat weiterhin eine der besten Impfquoten des Landes, mehr als 74 Prozent der Bürger haben ihre erste Spritze erhalten. Zu Bedenken ist bei diesem Anteil immer, dass er auf Basis der Gesamtbevölkerung gerechnet wird, also inklusive der Kinder, die sich noch gar nicht impfen lassen dürfen.
Bottroper Sozialhilfe-Empfänger sollen zum Impfen animiert werden
Zahlen steigen früher als im Sommer 2020
Auch im vergangenen Jahr war der Sommer geprägt von niedrigen Inzidenz-Werten, bevor im Herbst die große zweite Welle anrollte. Allerdings stiegen die Zahlen 2020 deutlich später als in diesem Jahr.
Bis Ende September lag die Sieben-Tages-Inzidenz in Bottrop weitestgehend unter zehn. Ab dem 23. September stieg sie kontinuierlich, aber langsam an. Erst Ende Oktober wurde die 100er-Marke überschritten.
„Wir haben eine sehr gute Quote, deswegen wird es auch immer schwieriger, weitere Menschen zu erreichen“, sagt Althammer. Zwei große Initiativen sind allerdings bald geplant. Beim Sportverein Rhenania Bottrop wird es eine große Impfaktion geben, bei der jüngere Menschen angesprochen werden sollen, ebenso beim FC Bottrop, bei dem viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund spielen.
Zudem werde das Jobcenter zeitnah Briefe an alle Sozialhilfe-Empfänger verschicken. Sie sind aufgrund der beengten Wohnverhältnisse oftmals stärker von Infektionen betroffen. Den großen Durchbruch erwartet Michael Althammer erst dann, wenn das Freizeitleben nur noch für Geimpfte und Genese voll ausgeschöpft werden kann. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte kürzlich schärfere Regeln für Ungeimpfte angekündigt.