Mülheim/Bottrop/Oberhausen/Gladbeck. Erst Rohrbruch, dann Verunreinigung des Trinkwassers im Ruhrgebiet: So erklärt die RWW die Zwischenfälle und die Notfallpläne im Hintergrund.

Über 30 Grad Hitze und kein Wasser: Aufgrund eines Rohrbruchs am Dorstener Wasserwerk am Freitag lief in Teilen Bottrops, Oberhausens und Gladbecks rund eine Stunde kein Wasser aus der Leitung. In der Nacht auf Sonntag dann die Warn-Meldung: E-Coli-Bakterien waren bei einer Routine-Untersuchung im Wasserwerk in Mülheim-Styrum entdeckt worden. Von dort wird fließt das Wasser nach Oberhausen, Bottrop, Ratingen sowie ins Mülheimer Stadtgebiet. Wie kann zu so einer Verunreinigung kommen? Und was passiert, wenn Wasser länger ausbleibt oder nicht genutzt werden kann?

Die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) versorgt aus acht Wasserwerken weite Teile des westlichen und nördlichen Ruhrgebiets. Aus dem Dorstener Werk fließt Leitungswasser unter anderem ins komplette Gladbecker Stadtgebiet sowie in den Nordosten von Oberhausen (nördlich der A42 und östlich der A516/A3) und den Nordwesten Bottrops (westlich der Friedrich-Ebert-Straße und nördlich der Horster Straße).

Das von den E-Coli-Bakterien verunreinigte Mülheimer Wasserwerk Styrum-Ost versorgt das gesamte Mülheimer Stadtgebiet sowie den entsprechenden Rest des Gebiets von Oberhausen und Bottrop. Über eine halbe Million Bürger waren somit von einer der beiden Wasserstörungen am Wochenende betroffen.

Wasserversorgung der RWW: Längerer Ausfall sehr unwahrscheinlich

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„Unser Netz ist sehr vermascht“, sagt RWW-Sprecher Ramon Steggink. Fällt wie in Dorsten ein Rohr aus, könne recht schnell auf andere Rohre umgeschaltet werden. „Im Notfall können wir auch aus Mülheim heraus bis nach Gladbeck eine Grundversorgung bieten, dann aber nicht mehr mit einem so hohen Wasserdruck.“

Ein längerer Ausfall von Trinkwasser sei somit sehr unwahrscheinlich, da zudem auch auf Wasser von anderen Gesellschaften zurückgegriffen werden könnte. „Die Stadtwerke Borken können uns im Notfall unterstützen.“ Im Fall von Freitag dauerte es eine Stunde, bis das defekte Rohr abgestellt und das Wasser auf andere Rohre umgestellt wurde.

Verunreinigung im Wasser: Chlor tötet alle Bakterien

Auch bei einer weitreichenden Verunreinigung durch Bakterien könne grundsätzlich schnell reagiert werden – wie am Wochenende mit Chlor. „Durch Chlor können alle Bakterien abgetötet werden“, so Steggink. Bis das Chlor alle Haushalte erreicht hat, gelte wie am Wochenende bis Sonntagmittag ein Abkochgebot. Einen Fall wie diesen – dass die städtischen Gesundheitsämter die Chlorung des Wassers anordnen – habe es mindestens in den vergangenen zehn Jahren nie gegeben.

Woher die Verunreinigung kommt, sei bislang völlig unklar. „Wir fischen da noch im Dunkeln.“ Grundsätzlich müsse es ein Einfluss von außen sein, sagt Steggink. Doch die Wasserwerke seien eigentlich komplett gesichert, die Behälter zur Bevorratung von Trinkwasser komplett abgekapselt. „Da kommt keiner rein.“

Derzeit läuft noch die Untersuchung einer Zweitprobe, die am Samstagabend um 22.30 Uhr entnommen wurde, bevor das Chlor zugesetzt wurde. Letztlich könnte es darauf hinauslaufen, dass die Warnung am Wochenende ein Fehlalarm war. Die Ergebnisse werden am Montagabend erwartet. Die RWW stimmt sich dann mit dem Mülheimer Gesundheitsamt ab, wie weiter vorfahren wird. Erstmal wird nun weiter gechlort – übrigens bis vor 15 Jahren ein Standardverfahren bei Trinkwasser.

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Krisenstäbe der Städte würden aktiv, wenn Wasser länger ausfällt

Sollte es zu einem größeren Wasserausfall oder einer Verunreinigung kommen, die über einen längeren Zeitraum anhält und zahlreiche Haushalte vom Trinkwasser abschneidet, würden die Krisenstäbe der Städte aktiv. „Bei der Feuerwehr gibt es Schubladen, in denen Grundüberlegungen für Krisensituationen liegen, nach denen dann gehandelt wird“, sagt Bottrops Stadtsprecher Andreas Pläsken.

E-Coli-Bakterien

E-Coli-Bakterien, auch Kolibakterien genannt, tauchen im menschlichen und tierischen Darm auf. Sie sind ein Fäkalindikator.

Wenn Wasser stark damit verunreinigt ist, können die Bakterien Durchfall auslösen, was besonders für kleine Kinder und Senioren gefährlich werden kann. Auch für offene Wunden sind die Bakterien gefährlich. Allerdings ist noch nicht klar, in welcher Konzentration die Bakterien im Mülheimer Wasserwerk aufgetreten sind.

Sicherlich würden dann auch die Kapazitäten des Technischen Hilfswerks (THW) und gegebenenfalls auch der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) und der Bundeswehr genutzt, um die Bevölkerung mit Tanklastern zu versorgen.

In Bottrop und anderen Ruhrgebietsstädten waren die Krisenstäbe – abgesehen von der seit mehr als 15 Monaten anhaltenden Corona-Lage – bei der Sturmkatastrophe Ela im Juni 2014 im Einsatz. In Bottrop gab es zudem Fälle von Maul- und Klauenseuche oder der Blauzungenkrankheit bei Rindern, die den Krisenstab auf den Plan gerufen haben. Damals mussten Teile der Kirchhellener Höfe abgeriegelt werden.