Gelsenkirchen. . Gelsenwasser lässt Trinkwasser aus dem Werk Haltern desinfizieren. Bei Analysen wurden coliforme Bakterien festgestellt.
Der Grenzwert für coliforme Bakterien liegt bei 0 KBE pro 100 Milliliter. Die Abkürzung steht für Kolonien bildende Einheiten. „Wir hatten einen Wert von 2 auf 100 Milliliter. Das ist niederschwellig“, sagt Gelsenwasser-Sprecher Felix Wirtz nach der mikrobiologischen Auswertung. Dennoch: Gelsenwasser lässt sein im Wasserwerk Haltern gewonnenes Trinkwasser bis auf weiteres in Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt Recklinghausen vorsorglich chloren, um mögliche Krankheitserreger zu beseitigen.
In Gelsenkirchen werden alle Stadtteile (außer Feldmark, Neustadt, Rotthausen, Ückendorf und Bulmke-Hüllen) mit Halterner wasser versorgt – in Summe sind das 30.500 Anschlüsse und etwa 200.000 Menschen.
„Seit 20 Jahren ist das der erste Fall, bei dem wir dem Wasser Chlorbleiche zur Desinfektion zusetzen müssen“, so Wirtz. Bei Proben wurde die Verunreinigung entdeckt. Die Ursachenforschung läuft – bislang ohne Ergebnis. „Ob der Starkregen am Sonntag, eine Undichtigkeit oder eine Überleitung dazu beigetragen hat, untersuchen wir noch“, sagt Wirtz.
Der Chlor-Zusatz liegt bei 0,8 Gramm pro 1000 Liter
Die betroffene Brunnenreihe ist außer Betrieb. Gelsenwasser lässt in Haltern Seewasser über Sandschichten 60 Meter tief versickern und zieht es zur Aufbereitung über 120 Brunnen wieder hoch. Das Unternehmen versichert: Das Trinkwasser aus Haltern sei „weiterhin einwandfrei“ und könne für alle Anwendungen im Haushalt genutzt werden, auch zur Lebensmittel-Zubereitung“. Der Chlor-Zusatz liegt bei 0,8 Gramm pro 1000 Liter und sei so schwach, dass den Geruch „nur empfindliche Personen wahrnehmen“.
Coliforme Keime umfassen sowohl Arten fäkalen Ursprungs als auch solche, die nicht im Darmtrakt, sondern ausschließlich in der Umwelt vorkommen. Das Bundesumweltamt empfiehlt bei „bestätigten systemischen Kontamination mit coliformen Bakterien kurzfristige Abhilfemaßnahmen“, zum Beispiel durch Spülungen oder Desinfektionsmaßnahmen. Entsprechend der Trinkwasserverordnung erfassen die Analysen von Gelsenwasser 15 verschiedene Bakterienstämme. Gefunden wurde Mittwoch ein Bakterium der Gruppe Lelliottia. Wirtz macht deutlich, dass es sich bei der Keimbelastung nicht um Enterokokken oder Escherichia coli handelt. Das Colibakterium ist normaler Bestandteil des menschlichen Darmtrakts, kann aber auch Krankheitserreger sein und zu Durchfallerkrankungen führen. Die letzten Proben von Donnerstag seien zudem „einwandfrei gewesen“.