Mülheim. Nachdem festgestellt worden war, dass das Trinkwasser mit Bakterien verunreinigt ist und gechlort werden muss, bleibt das Naturbad geschlossen.

Die Verunsicherung war groß, als sich am Wochenende, in der Nacht zu Sonntag, die Nachricht verbreitete, dass E-Coli-Bakterien bei einer Routine-Untersuchung im Wasserwerk in Mülheim-Styrum entdeckt worden waren. Von dort wird fließt das Wasser nicht nur ins Mülheimer Stadtgebiet, sondern auch nach Oberhausen, Bottrop und Ratingen. Die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) ist nach wie vor mit der Ursachenforschung beschäftigt.

Woher die Verunreinigung des Leitungswasser kommt, sei bislang noch völlig unklar, sagt RWW-Sprecher Ramon Steggink: „Wir fischen da noch im Dunkeln.“ Grundsätzlich müsse es ein Einfluss von außen sein, so Steggink. Doch die Wasserwerke seien eigentlich komplett gesichert, die Behälter zur Bevorratung von Trinkwasser komplett abgekapselt. „Da kommt keiner rein.“

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Untersuchung einer Zweitprobe läuft noch, die am Samstagabend in Mülheim-Styrum genommen worden war

Derzeit laufe noch die Untersuchung einer Zweitprobe, die am Samstagabend um 22.30 Uhr entnommen wurde, bevor das Chlor zugesetzt wurde. Die Ergebnisse werden am Montagabend erwartet. Die RWW stimmt sich dann mit dem Mülheimer Gesundheitsamt ab, wie weiter vorfahren wird. Erstmal wird nun weiter gechlort – übrigens bis vor 15 Jahren ein Standardverfahren bei Trinkwasser. Dieses Wasser zu nutzen, sei „gesundheitlich unbedenklich“, ordnet Stadtsprecher Volker Wiebels ein. „Durch Chlor können alle Bakterien abgetötet werden“, sagt auch RWW-Sprecher Steggink. Es könnte auch darauf hinauslaufen, dass die Warnung am Wochenende ein Fehlalarm war.

Das aber führt zu großen Problemen im Naturbad in Styrum. „Jetzt ist die Katastrophe komplett“, schreiben die Betreiber des Naturbades auf ihrer Internetseite. Denn nachdem das Mülheimer Trinkwasser nur noch gechlort aus den Leitungen kommt, ist Chlor auch in die dortigen Becken gelangt. Eigentlich funktioniert das Naturbad auf natürliche Weise mit Hilfe von Pflanzenfiltern, verschiedenen Bakterien und Mikroorganismen im Regenerationsbereich und kommt – anders als gewöhnliche Schwimmbäder – ohne Chlor aus.

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Acht Wasserwerke für das Ruhrgebiet

Die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) versorgt aus acht Wasserwerken weite Teile des westlichen und nördlichen Ruhrgebiets. Das von den E-Coli-Bakterien verunreinigte Mülheimer Wasserwerk Styrum-Ost versorgt das gesamte Mülheimer Stadtgebiet sowie den Süden von Oberhausen und Bottrop.

Sollte es zu einer größeren Unterbrechung der Wasserversorgung kommen, sei die Stadt im Sinne des Katastrophenschutzes darauf vorbereitet, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels. „Dann würde ein Krisenstab gebildet, der die Szenarien umsetzt, die regelmäßig für so einen Fall geübt werden.“ Beispielsweise könnten dann Tankwagen mit Wasser durchs Stadtgebiet geschickt werden.

„Was noch viel schlimmer ist, als Chlor in den Becken: Wir haben Chlor in unserer natürlichen Filteranlage, den Schilfbeeten“, schildert Badleiter Dustin Radde. Was das für Auswirkungen auf die Anlage haben wird, sei noch nicht absehbar. Fest steht: Das Bad muss vorerst geschlossen bleiben. Derzeit liefen Proben, die ein externes Beprobungsinsitut auswerte.

Im Naturbad Styrum wird auch nach E-Coli-Bakterien im Wasser geforscht

„Es wird derzeit auch überprüft, ob eventuell etwas von dem mit E-Coli-Bakterien verunreinigten Wasser in die Anlage des Naturbades gekommen ist“, erläutert Stadtsprecher Volker Wiebels. Denn die Verantwortlichen des Styrumer Naturbades seien erst spät über die Verunreinigung des Frischwassers informiert worden, räumt der Stadtsprecher ein. „Das hatten wir bei der Komplexität der Ereignisse nicht auf dem Schirm.“ Die Folge also: Sperrung des Bades, bis die Proben ausgewertet sind und klar ist, was das Chlor mit der Anlage macht.

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Mit Blick auf die Verunreinigung des Trinkwassers, die am Wochenende festgestellt worden war, sagt RWW-Sprecher Ramon Steggink: Einen Fall wie diesen – dass die städtischen Gesundheitsämter die Chlorung des Wassers anordnen – habe es mindestens in den vergangenen zehn Jahren nicht gegeben.