Bottrop. Die Grünen fordern Pop-Up-Radwege auch in Bottrop. Sie haben zwei Straßen für das Projekt ins Auge gefasst. Sie werben für einen Versuch.
Geht es nach den Grünen, soll es bald auch in Bottrop temporäre Radstreifen geben. Vorbild sind viele andere Städte in Deutschland und Europa, in denen so genannte Pop-Up-Streifen für Radfahrer entstanden sind. Oft wurde eine Fahrspur für Autofahrer gesperrt, stattdessen wurde sie den Radlern zugeschlagen.
In Bottrop haben sich die Grünen die Peter- und die Hans-Böckler-Straße für so einen Versuch ausgeguckt. Hier, so Roger Köllner, Sprecher der Grünen im Bau- und Verkehrsausschuss, ließe sich das verhältnismäßig einfach realisieren. Und auch die Sperrung eines Fahrstreifens für die Autofahrer ließe sich hier aus Sicht der Grünen umsetzen.
Bottrops Oberbürgermeister hat den Grünen-Antrag schon einmal unterstützt
Es ist nicht das erste Mal, dass die Partei diesen Vorschlag macht. Vor gut einem Jahr ist sie mit diesem Anliegen schon einmal knapp gescheitert, es fehlte lediglich eine Stimme. Die SPD hatte sich dagegen ausgesprochen und das, obwohl ihr eigener Oberbürgermeister im Haupt- und Finanzausschuss für den Vorschlag der Grünen gestimmt hatte.
Nun also der neue Anlauf, „weil wir unglaublich viel Resonanz und Zuspruch erfahren haben“, sagt Köllner. Eigentlich sei es nicht die Art der Grünen, einen abgelehnten Vorschlag nach Ablauf der Bindung einer solchen Entscheidung wieder vorzulegen, doch aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen nun der zweite Anlauf.
Das Fahrrad als wichtiger Baustein für die Verkehrswende
„Uns geht es dabei auch um die Verkehrswende, denn die ist entscheidend, um die Klimaziele zu erreichen“, erläutert Köllner. Das Fahrrad sei ein entscheidender Baustein dabei. Der Bottroper Verkehrspolitiker verweist in dem Zusammenhang auch auf den Boom bei den E-Bikes. Die Elektromobilität, gerade im Fahrradbereich, nehme kontinuierlich zu. Nötig sei dafür aber auch die entsprechende Infrastruktur.
Und da könne man eben nicht warten bis die Stadtplanung reagiere. Köllner verweist auf ein extremes Beispiel in Kirchhellen. Dort habe es 30 Jahre gedauert, bis mit dem Bau eines 1,7 Kilometer langen Radweges begonnen wurde. Wobei hier auch der Landesbetrieb Straßen NRW mit im Boot war. Trotzdem: „Pop-up-lanes geben jetzt die Chance, in den bestehenden Verwaltungsstrukturen eine neue Option aufzuzeigen.“
Versuch muss begleitet und ausgewertet werden
Köllner stellt klar, dass ein solcher Versuch auch begleitet und ausgewertet werden müsse. Dann könne man möglicherweise auch zu dem Ergebnis kommen, dass ein Radfahrstreifen an dieser Stelle nichts bringt, weil er womöglich nicht genutzt wird oder andere Nachteile habe. Doch zunächst einmal biete so ein temporärer Radweg einen neuen Blick auf den Verkehr und die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln – auch für diejenigen, die das Rad als Verkehrsmittel im Alltag nutzen wollen. Für Autofahrer verlängere sich die Fahrtzeit im Schnitt um eine bis anderthalb Minuten.
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Auch mit Blick auf Innovation City kritisiert er, dass gerade im Sektor Mobilität zu wenig getan wurde, um den CO2-Ausstoß zu senken. Das hat IC-Geschäftsführer Burkhard Drescher selbst eingeräumt. In einem WAZ-Interview gab er zu, dass man gerade beim Thema Mobilität die die Möglichkeiten der Umsetzung über- und die Schwierigkeiten unterschätzt habe.
Forscher sagen, dass zusätzliche Radwege auch zusätzlichen Radverkehr bringen
Köllner beruft sich außerdem auf das Berliner Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Demnach waren in Städten mit Pop-Up-Radwegen elf bis 48 Prozent mehr Radfahrer unterwegs. Dabei berufen sich die Forscher auf Daten von 736 Zählstationen in 106 europäischen Ländern aus der Zeit von März bis Juli 2020. Es sei klar, dass aufgrund der Corona-Pandemie viele Leute sowieso aufs Rad umsteigen, um nicht im vollen Bus zu sitzen. „Aber wir zeigen, dass die neuen Radwege darüber hinaus in beträchtlichem Umfang zusätzlichen Radverkehr bewirkt haben“, urteilt Sebastian Kraus, Politik-Analyst am MCC und Leitautor der Studie.
Neue Schilder für Radfahrer
Für die Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses haben die Grünen noch einen zweiten Antrag vorbereitet. Darin fordern sie die Verwaltung auf, die neuen Schilder, die die Straßenverkehrsordnung nun für Radfahrer vorsieht, auch in Bottrop einzuführen.
Dabei geht es den Grünen um den Grünpfeil für Radlerinnen und Radler, um das Überholverbot von einspurigen Fahrzeugen und um die so genannten Haifischzähne. Diese Fahrbahnmarkierung kann eine Wartepflicht noch einmal zusätzlich verdeutlichen.
Neben der Einführung der neuen Schilder und Markierungen fordern die Grünen parallel auch „eine Begleitung durch eine passende Öffentlichkeitsarbeit“.
Am Donnerstag wird sich der Bau- und Verkehrsausschuss mit dem Antrag der Grünen befassen. Sie fordern darin die Verwaltung allgemein auf zu prüfen, welche Straßen in Bottrop sich für solche Radwege eignen würden und gegebenenfalls auch auf Anregungen der Bürger einzugehen. Aus Sicht der Grünen würden sich die angesprochene Hans-Böckler- ebenso wie die Peterstraße eignen.
Unbefriedigende Situation für Auto- und Radfahrer an der Bottroper Peterstraße
Mit Blick auf letztere spricht Köllner auch davon, dass die derzeitige Verkehrsführung mit dem schmalen Radschutzstreifen sowohl Auto- als auch Radfahrer in Ordnungswidrigkeiten trieben. Autofahrer hätten nämlich keine Chance, den vorgeschriebenen Abstand von 1,50 Meter beim Überholen eines Radfahrers einzuhalten, Radfahrer dagegen, die sich auf dem schmalen Schutzstreifen unsicher fühlten, würden verbotswidrig auf den Gehweg ausweichen. Auch da könne ein temporärer Radweg Abhilfe schaffen.