Bochum. . Die Auswirkungen des Bergschadens in Essen sind in Bochum deutlich zu spüren. Seit gut einer Woche hält weder ein IC noch ein ICE am Bochumer Hauptbahnhof. Die Nerven vieler Reisenden liegen blank. Die Deutsche Bahn kündigt Verbesserungen an. Einige Fernzüge sollen bald wieder in Bochum halten.

Der in der vergangenen Woche im Bereich des Essener Hauptbahnhofes entdeckte alte Bergbaustollen wirkt sich massiv auf den Bahnverkehr in Bochum aus. Die nüchterne Mitteilung der Bahn dazu: „Der Fernverkehr wird zur Entlastung der stark befahrenen Strecke zwischen Dortmund und Duisburg sowie in Gegenrichtung über Gelsenkirchen umgeleitet.“ Am Hauptbahnhof wird auf eine „technische Störung“ hingewiesen. Sämtliche IC- und ICE-Züge fahren einen Bogen um Bochum.

Pendler wie Heinz Wittling aus Drensteinfurt im Münsterland sind ebenfalls angeschmiert. Am Nachmittag ist er eigentlich auf den „Westfalenexpress“, die RE 6, nach Hamm angewiesen. 70 Minuten Verspätung meldet stumm ein Infoband, das schon in der Eingangshalle warnt. „Da kann ich ja gleich hier in Bochum pennen“, sagt er und sucht mit seinem Smartphone nach Alternativ-Anschlüssen.

Italienische Schnulzen

Fernreisenden bleibt nur die Wahl, sich in eine der meist verspäteten, dafür aber dann proppenvollen
S-Bahnen oder Regionalbahnen zu quetschen, um dann in Dortmund oder Duisburg früher oder (wohl eher) später Anschluss zu finden. Ein Grüppchen in warme Napoli-Schals gehüllter italienischer Fußballfans ließ sich am späten Nachmittag noch nicht die Vorfreude auf das Champions-League-Spiel am Abend nehmen und sang lautstark italienische Schnulzen.

Die aufwändigen Sicherungsarbeiten an der Essener Bahnstrecke werfen auch Fragen nach der Sicherheit für Reisende in Bochum auf. Zumal der bislang schwerwiegendste in Bochum registrierte Tagesbruch, das sogenannte Höntroper Loch aus dem Jahr 2000, nur wenige Hundert Meter entfernt lag von der hoch frequentierten
S-Bahnstrecke der S1. Andreas Nörthen, Sprecher der Bergbehörde, beim Regierungspräsidenten in Arnsberg: „Wir sehen derzeit keinen Grund etwa in Bochum tätig zu werden. Amtshilfe leisten wir, selbstverständlich.“ Beauftragen müsse immer der Verkehrslastträger, in diesem Falle die Bahn.

Teures Erbe

Auf dieser Karte der Arnsberger Bergbehörde (ehemals Oberbergamt Dortmund) sind rund 2400 Stollenmünder und Schächte eingzeichnet. Hinzu kommen etwa noch einmal soviele nicht registrierte Altanlagen des Berbaus.
Auf dieser Karte der Arnsberger Bergbehörde (ehemals Oberbergamt Dortmund) sind rund 2400 Stollenmünder und Schächte eingzeichnet. Hinzu kommen etwa noch einmal soviele nicht registrierte Altanlagen des Berbaus. © WAZ

Wie aufwändig und teuer der Umgang mit Hinterlassenschaften der Kohleförderung ist, zeigen ganz aktuell die Arbeiten am Autobahndreieck Bochum-West (Anschlussstelle Stahlhausen). Bei Gesamtkosten von rund 100 Millionen Euro entfallen dort allein etwa 7,4 Mio. Euro auf die Sicherung der nur 22 Meter unter den Auffahrten und Fahrbahnen liegenden Flöze. Zur Behebung nur eines Tagesbruches im Bereich der dortigen Thyssen-Krupp-Werksbahn mussten rund zwei Millionen Euro investiert werden. Eine Garantie, dass in Zukunft keine Schäden auftreten, gibt trotzdem niemand.

Verbesserungen vom 27. November an

Die Deutsche Bahn will vom Mittwoch (27.11.) einige Fernverkehrszüge wieder über Bochum fahren lassen. Bei diesen Zügen sei allerdings mit Verspätungen von rund fünf Minuten zu rechnen, weil in Essen eine Langsamfahrstrecke eingerichtet worden ist.Folgende Züge sollen planmäßig verkehren: Die EC-IC-Züge der Linie 30, die ICE-Züge der Linie 42, die letzten Fernzüge am späten Abend sowie die Nachtzüge: ICE 617, IC 2307, ICE 514, ICE 947, IC 2021 und der IC 2020. Bei den über Gelsenkirchen umgeleiteten Zügen müsse mit einer Fahrzeitverlängerung von bis zu einer Viertelstunde gerechnet werden. Reisende von Bochum aus müssen dann mit den S-Bahnen oder entsprechenden Regionalzügen nach Dortmund oder Essen fahren. Dort bestehe nach Auskunft der Bahn der Anschluss zu den entsprechenden Fernzügen.Diese Angaben sind ohne Gewähr. Nähere Infos: www.bahn.de