Züge in Essen müssen wohl noch eine Woche lang langsam fahren
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Essen. Schreckensnachricht für die Deutsche Bahn und ihre Fahrgäste: Züge werden in Essen wohl noch eine Woche lang langsam fahren müssen. Auf der Suche nach Hohlräumen unter den Bahngleisen stellte sich am Freitag heraus, dass die Erkundungsbohrungen auf der Nordseite aufwendiger als erwartet sind. Gute Nachrichten gibt es dagegen von der Baustelle am AEG-Haus.
Im Westen des Essener Hauptbahnhofs was Neues. Allerdings hat die Abteilung Bergbau NRW der Bezirksregierung Arnsberg keine guten Nachrichten für die Deutsche Bahn und ihre Passagiere: Die Bohrungen unter der Gleisanlage, so die Bezirksregierung, werden sich voraussichtlich noch bis Freitag, 29. November hinziehen. Bis dahin werden die Bahnen am Essener Hauptbahnhof aus Sicherheitsgründen weiterhin nur Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen.
Von Mittwochabend bis Samstagmittag seien bereits rund 2000 Züge
von Verspätungen betroffen gewesen, sagte ein Bahnsprecher.
Natürlich sei die Lage am Wochenende etwas entspannter, da die Strecken kaum von
zusätzlichem Berufsverkehr belastet würden.
Bei den ersten Bohrungen am Freitagmorgen stellte sich heraus, dass die Erkundung der Flöze unter der Bahntrasse deutlich mehr Zeit als erwartet in Anspruch nehmen wird. Außerdem entdeckten die Experten für Altbergbau bei ersten Schrägbohrungen unter den Schienen Auflockerungsbereiche – ein Indiz dafür, dass das Erdreich dort durch Altbergbau zumindest aufgewühlt wurde. Immerhin konnte die Deutsche Bahn die Tempo-5-Zone von 500 auf 250 Meter verkürzen, weil der betroffene Bereich durch die Erkundungsbohrungen eingegrenzt werden konnte.
Welche Züge bis mindestens Freitag, 29. November, betroffen sind
Wie die Bahnsprecherin für NRW, Andrea Brandt am Freitagnachmittag mitteilte, wird der Fernverkehr zur Entlastung der stark befahrenen Strecke entsprechend "voraussichtlich bis mindestens Freitag, 29. November, zwischen Dortmund und Duisburg sowie in Gegenrichtung über Gelsenkirchen und Oberhausen umgeleitet. Die ICE- und IC-Halte in Bochum Hbf und Essen Hbf sowie in Mülheim entfallen." Ersatzweise halten die Züge weiterhin am Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Von dort aus können Reisende in Regional- und S-Bahnen nach Essen beziehungsweise Bochum umsteigen. Brandt: "Auf dem Regelweg verkehren ausschließlich Züge, die in Essen Hbf beginnen und enden."
Im Regionalverkehr dagegen sind alle Umleitungen der vergangenen Tage laut Brandt aufgehoben: "Aufgrund der Geschwindigkeitsreduzierung im Raum Essen müssen sich Reisende aber auf Verspätungen von etwa zehn bis 15 Minuten einstellen." Im S-Bahnverkehr fahren die Züge der Linie S 3 nur zwischen Oberhausen und Mülheim (Ruhr)-Styrum sowie zwischen Essen-Steele Ost und Hattingen Mitte. Die Züge der S 9 fahren im Langtakt (Wuppertal - Haltern) auf dem Regelweg. Die Kurztakt-Züge der S 9 dagegen verkehren nicht bis Bottrop, sondern nur zwischen Wuppertal und Essen Hauptbahnhof. Die Linie S 1 fährt nach Fahrplan mit zusätzlichem Halt in Mülheim West. Allerdings könne es auch auf dieser Strecke zu Verspätungen kommen, so die Bahnsprecherin.
Aktuelle Infos zu Ankunft und Abfahrt bietet die Deutsche Bahn online:
Bessere Neuigkeiten gibt es immerhin von den Erkundungsbohrungen auf der Südseite der Bahntrasse, am AEG-Haus. Dort wurden heute keine weiteren Hohlräume in der Nähe des bekannten Stollens "Hoffnung & Secretaius et Aak" gefunden. Dieser und die angrenzenden, am Mittwoch aufgeschlossenen Hohlräume wurden seit Donnerstagabend, 20 Uhr, mit 170 Tonnen Flüssigbeton verfüllt.
Auf der anderen Seite aber, auf dem Gelände des Eisenbahnbundesamtes an der Hachestraße (2. Bohrer), stießen die Experten am frühen Freitagnachmittag laut Bezirksregierung oberhalb des 16 Meter tief verlaufenden Stollens "auf Hohlräume und Auflockerungsbereiche, die vermutlich durch nicht dokumentierten Abbau des Flözes Sonnenschein" Mittedes 19. Jahrhunderts verursacht wurde.
Die Ausgangslage für die weitere Suche: Die Gleise queren vier Flöze: Sonnenschein, Wasserfall, Dickebank I und Dickebank II. Vier Kohlenflöze also und ein Problem, vor allem für die Bahn und ihre Fahrgäste: Niemand weiß, in welchem Umfang die Rohstoffe dort vor 1870 abgebaut wurden, ob das Erdreich unter den Schienen durchlöchert wie ein Schweizer Käse ist oder in der Zeit vor der systematischen Dokumentation des Abbaus (ab 1870) unangetastet blieb.
Um das herauszufinden, bohren die Experten für Altbergbau laut Bezirksregierung nun 24 Stunden täglich nördlich der Gleisanlagen senkrecht und schräg: senkrecht alle 50 Zentimeter, um die befürchtete Verlängerung des bekannten Stollens "Hoffnung & Secretaius et Aak" aufzuspüren; schräg, um in die Flöze vorzudringen.
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