Essen. Die Deutsche Bahn und ihre Kunden müssen “mindestens den gesamten Dezember“ mit Verkehrsbehinderungen durch die Erkundung und Sicherung des einsturzgefährdeten Stollens am Essener Hauptbahnhof rechnen. Die Hohlräume unter dem Bahndamm sind wohl noch größer als vor dem Wochenende angenommen.
Der "Problem-Stollen" am Essener Hauptbahnhof wird für Bahnpendler und -reisende ein Hindernis von Dauer, die Strecke an Rhein und Ruhr für die Deutsche Bahn eine Krisen-Region: Der zuständige Dezernent der Bezirksregierung Arnsberg, Peter Hogrebe, erklärte auf Anfrage am Montagmittag, die Erkundung und Verfüllung der Hohlräume unter dem Bahndamm werde "noch mindestens den gesamten Dezember in Anspruch nehmen".
Zu dieser Erkenntnis sei sein Expertenteam nach den Erkundungsbohrungen am Wochenende gelangt, sagte Hogrebe, der die Abteilung Bergbau NRW leitet. Wie lange die Sicherung der einsturzgefährdeten Hohlräume am Stollen unter den Gleisen darüber hinaus noch dauern wird, sei "im Moment nicht seriös zu schätzen".
Es sei jedoch "davon auszugehen", dass Regionalzüge und S-Bahnen in Essen entsprechend mindestens bis Jahresende Schrittgeschwindigkeit fahren und Fernzüge umgeleitet werden müssen. Die Maßnahmen müssten aber Woche für Wochen mit der DB AG abgestimmt werden.
Krisen-Fahrplan: So sind ICE, IC, Regionalzüge, Regionalbahnen und S-Bahnen betroffen
Die Pressestelle der Bahn bestätigte um 15 Uhr "Beeinträchtigungen voraussichtlich bis mindestens Ende Dezember im Großraum Essen". Für die Bahnkunden ändere sich im Vergleich zu den vergangenen Tagen zunächst nichts: "Über mögliche Veränderungen werden wir laufend informieren." Die Züge fahren also weiter wie seit voriger Woche Mittwoch (20. November):
- Der Fernverkehr wird zur Entlastung der stark befahrenen Strecke zwischen Dortmund und Duisburg sowie in Gegenrichtung über Gelsenkirchen und Oberhausen umgeleitet.
- Die ICE- und IC-Halte Bochum Hauptbahnhof und Essen Hauptbahnhof sowie Mülheim (Ruhr) Hauptbahnhof entfallen. Ersatzweise halten die Züge im Hauptbahnhof Gelsenkirchen Hbf. Dort können Fernreisende, die nach Essen wollen, in Regional- und S-Bahnen umsteigen.
- Alle Regionalzüge und -bahnen halten weiterhin auch an den Hauptbahnhöfen Bochum, Essen und Mülheim. Dazu erklärt Andrea Brandt, Sprecherin der DB AG in Nordrhein-Westfalen: "Aufgrund der Geschwindigkeitsreduzierung im Raum Essen müssen sich Reisende aber auf Verspätungen von circa zehn bis 15 Minuten einstellen." Wer morgens im Essener Hauptbahnhof ankommt oder abfährt, weiß allerdings, dass auf der Anzeigetafel dort vermehrt Verspätungen zwischen 20 und 30 Minuten angezeigt werden.
- Die S-Bahnen der Linie 3 fahren nur zwischen Oberhausen und Mülheim (Ruhr)-Styrum sowie zwischen Essen-Steele Ost und Hattingen Mitte. Die Züge der S 9 fahren im Langtakt (Wuppertal – Haltern) auf dem Regelweg. Die Kurztakt-Züge der S 9 verkehren nicht bis Bottrop, sondern nur zwischen Wuppertal und Essen Hauptbahnhof. Die S 1 verkehrt auf dem Regelweg mit zusätzlichem Halt in Mülheim West. Allerdings kann es auch auf dieser Strecke zu Verspätungen kommen.
Ab Dienstag vier Bohrer im Einsatz
Grund dafür, dass die Bahnstrecke eine Dauerbaustelle wird, sei die bei den Erkundungsbohrungen festgestellte "Flözmächtigkeit", so Hogrebe. Heißt: Das Abbaugebiet unter Tage ist möglicherweis noch größer als am Freitag ohnehin schon angenommen.
Bergschäden im Revier
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Auch deshalb baut die Firma Essen Grundbau am Montagnachmittag einen dritten Bohrer nördlich der Bahnstrecke auf, im Laufe des Dienstags einen vierten. Die Bauarbeiter bereiten außerdem die Verfüllung der Hohlräume von der Nordseite aus vor, installieren Strom- und Wasserleitungen, richten Zufahrten ein. Bergdirektor Peter Hogrebe: "Wir wollen möglichst zeitnah beginnen, parallel zu bohren und mit Beton zu verfüllen." Zur Größe der Hohlräume und zur Menge des benötigten Flüssigbetons könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen.
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