Bochum. . Die Drohung Opels, das Bochumer Werk bereits Anfang 2014 zu schließen, falls die Opelaner nicht zu Einbußen bereit sind, sorgt für eine breite Welle der Empörung. Opel hat nun vor allem mit seiner Glaubwürdigkeit und einem schlechten Ruf zu kämpfen.
Opels unverblümte Drohung, das Bochumer Werk bereits Ende 2014 zu schließen, falls die 3200 Opelaner nicht zu kräftigen Einbußen bereit sind, sorgt wie erwartet für einen Sturm der Entrüstung – mit eindeutigem Fazit: General Motors /Opel verspiele jegliche Glaubwürdigkeit und ruiniere seinen Ruf.
IHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Diegel stellt sich seit Dienstag gar die Frage, „ob man Opel/GM überhaupt noch irgendetwas glauben kann?“ Opels Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel nennt den Erpressungsversuch von Aufsichtsrats-Chef Steve Girsky gar „illegal“. Sein Vorgehen verstoße gegen Richtlinien des Aufsichtsrates. „Bis heute gibt es keinen Beschluss, die Autoproduktion in Bochum einzustellen“, sagt Einenkel.
Rüsselsheim soll 2017 Zafira bauen
Dass dies nun auf der nächsten Sitzung des Gremiums am kommenden Donnerstag (31.) nachgeholt wird, glaubt Einenkel indes nicht. Ein Vertreter des Vorstandes habe das zwar bei den Gesprächen zur Zukunft der deutschen Werke (Stichwort: „Deutschland-Plan“) am Dienstag in Bochum angekündigt, Opel-Vorstand Thomas Sedran spiele aber auf Zeit und wolle erst im Sommer entscheiden, welche Autos künftig in welchen Werken gebaut werden sollen. Einenkel: „Opel wird möglichst spät Fakten schaffen und darauf hoffen, dass die Bochumer Belegschaft bis dahin mürbe ist.“
Apropos Belegschaft. Die Kollegen in Rüsselsheim fordert Einenkel zur Solidarität auf. Sie sollten sich klar dagegen aussprechen, den neuen Zafira ab 2017 in Rüsselsheim zu bauen. „Es darf nicht sein, dass Bochum geschlossen wird, damit Rüsselsheim überlebt.“
Freier Fall des Ruhrgebiets droht
„Drohungen helfen nicht“, kritisiert Thomas Eiskirch, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Parteichef der SPD in Bochum, das Vorgehen Opels. „Wer gestern Automobilproduktion zusagt, kann diese nicht heute wieder in Frage stellen.“ So werde Vertrauen zerstört, „das notwendig ist, um die ,Perspektive Bochum 2022’ zu erarbeiten.“
Auch DGB-Chef Jochen Marquardt zeigte sich empört über die Einschüchterungsversuche des Opel-Managements. „Anstatt endlich zukunftsorientierte und zukunftsfeste Vorschläge vorzulegen, wie die Arbeit bei Opel weitergehen kann und dies im breiten Konsens mit allen Beteiligten und Betroffenen zu erörtern, versucht Herr Girsky Druck aufzubauen und die Verantwortung den Beschäftigten zu übertragen. Wir bleiben an der Seite der Opelaner und freuen uns über die klare und unmissverständliche Absage der Kollegen und ihrer Gewerkschaft.“
Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen wirft Opel vor „massiv an Glaubwürdigkeit zu verlieren“ und spricht dem Management jegliches Fingerspitzengefühl ab. „Die Mitarbeiter wollen ernst genommen werden.“
Die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Linke) sorgt sich mit Blick auf die Schließungspläne für Opel und Thyssen-Krupp-Nirosta in Bochum und für die Zechen in Marl und Bottrop indes um die gesamte Region: „Sollten die Pläne Wirklichkeit werden, wird aus dem armutspolitischen Erdrutsch, den der Paritätische Wohlfahrtsverband bereits jetzt diagnostiziert, ein freier Fall des gesamten Ruhrgebiets.“
In die gleiche Richtung denkt Jens Lücking (Freie Bürger): Die neuerlichen Drohungen sind würdelos, zermürbend und für die Zukunft der Bochumer Autobauer in keiner Weise zielführend. Die Folgen der strukturellen Änderung mit der Opel-Schließung werden im gesamten Ruhrgebiet spürbar sein.“