Bochum. . Sollte Opel seine Drohung wahr machen und die Autoproduktion in Bochum schon Ende 2014 stoppen, geriete auch der Zeitplan für die Entwicklung des riesigen Werksareals unter Druck. Mittlerweile wird bezweifelt, ob Opel überhaupt noch zu seinen Zusagen steht.
Auch wenn die Schließung der Autoproduktion in Bochum schon Ende 2014 für Opel zunächst nur eine Drohkulisse zu sein scheint, gibt es längst Überlegungen, wie das riesige Areal alternativ genutzt werden kann.
Erich Staake, umtriebiger Chef des Duisburger Hafens, hat sich bereits im Dezember auf dem Opel-Gelände „sehr genau“ umgeschaut. In Duisburg-Hochfeld ist es ihm gelungen, den Autobauer Audi mit einem nagelneuen Logistikzentrum und 500 Arbeitsplätzen an den Rhein zu locken. Eine ähnliche Ansiedlung kann sich Staake auch in Bochum vorstellen. Das Opel-Areal dort verfügt über eigene Autobahn- und Bahnanschlüsse. „Audi wird nicht die letzte Ansiedlung aus dem Automobilbereich sein“, prophezeite der Duisburger Hafenchef im Dezember neue Chancen für das Ruhrgebiet.
„Zukunftsorientierter Erhalt der Fahrzeugproduktion“
Bereits in der vergangenen Woche, als alle Beteiligten noch von einem Schließungstermin Ende 2016 ausgingen, trafen sich Oberbürgermeister, Landräte, Wirtschaftsförderer, Kammer-Vertreter und der Arnsberger Regierungspräsident Gerd Bollermann bei Bochums Stadtchefin Ottilie Scholz (SPD). Sie vereinbarten, zunächst einmal für den „zukunftsorientierten Erhalt der Fahrzeugproduktion in Bochum“ anzustreben. Erst an zweiter Stelle komme die Nutzung von Werksflächen, die Opel schon jetzt nicht benötigt.
Schon im Herbst 2012 hatten sich Stadt, Land NRW, Industrie- und Handelskammer, Gewerkschaften und Opel zur Initiative „Bochum Perspektive 2022“ zusammen geschlossen. Die Gründung einer Projektentwicklungsgesellschaft zur Sanierung, Entwicklung und Vermarktung des Autofabrik-Areals geriet im Dezember allerdings ins Stocken, weil Opel nach Angaben der Stadt Bochum seine Werksflächen lieber selbst vermarkten wolle. Ein Sprecher des Konzerns wies diesen Vorwurf am Mittwoch allerdings zurück.
Steht Opel zu seinen Zusagen?
Auch wenn Opel zugesagt hat, nach dem Auslaufen der Fahrzeugproduktion ein Warenverteilzentrum und die Fertigung einiger Komponenten in Bochum zu belassen, bietet das 150 Hektar große Areal gigantische Nutzungsmöglichkeiten. Zumal Gewerbe- und Industrieflächen im Ruhrgebiet von Jahr zu Jahr knapper werden.
Völlig ist offen ist allerdings, ob Opel weiter zu seiner Zusage steht und nicht mehr benötigte Flächen auch wirklich der Stadt zu einem symbolischen Preis überlässt. Die Hängepartie stößt auf scharfe Kritik bei Helmut Diegel, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet. „Den Menschen, der Stadt, dem Land NRW wird seit Monaten versprochen, Opel/GM bekenne sich zu seiner Verantwortung für den Standort Bochum und werde sich aktiv bemühen, hier neue Arbeitsplätze zu schaffen. Müssen wir nicht jetzt ganz laut die Frage stellen, ob man Opel/GM überhaupt noch irgendetwas glauben kann?“, erklärte er.
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Weniger Zeit für Flächenentwicklung
Zum Hintergrund: Sollten die Autoproduktionsbänder tatsächlich schon Ende 2014 angehalten werden, stünden nicht nur 3400 Menschen zwei Jahre früher auf der Straße. Es fehlte auch wertvolle Zeit, um die Opel-Flächen in Bochum zu entwickeln. Offen ist bislang aber auch, ob der Mutterkonzern General Motors auch weiterhin zu seiner Investitionszusage steht. IHK-Hauptgeschäftsführer Diegel jedenfalls befürchtet, dass der US-Konzern in Bochum seine Glaubwürdigkeit vollends verspielt.