Essen. Bei Opel Bochum könnten die Lichter bereits Ende 2014 ausgehen. Nach Informationen der WAZ Mediengruppe deutet Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky den Produktions-Stopp bereits zwei Jahre früher als geplant an. Als Grund nennt Girsky die Absatzkrise für Autos in Europa.

Der Autobauer Opel will die Produktion im Werk Bochum offenbar zwei Jahre früher einstellen als bisher geplant. In einem Brief an die Mitarbeiter, der der WAZ Mediengruppe vorliegt, deutet Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky an, dass die Lichter in Bochum schon Ende 2014 ausgehen könnten, wenn der bestehende Standortsicherungsvertrag ausläuft.

"Zum 1. Januar 2015 würde die Fertigung in Bochum komplett eingestellt", schreibt Girsky. Danach will Opel nur noch Auto-Komponenten im Ruhrgebiet produzieren und das Warenverteilzentrum erhalten. Wieviele der derzeit noch 3000 Arbeitsplätze am Standort Bochum erhalten bleiben sollen, hatte Opel-Interimschef Thomas Sedran bei einer Betriebsversammlung im Dezember offen gelassen.

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Girsky nennt Absatzkrise in Europa als Grund für vorgezogene Schließung

Für die vorgezogene Schließung des Bochumer Werks macht Girsky die Absatzkrise für Autos in Europa verantwortlich. "Es ist nicht nur unrealistisch, sondern auch illusorisch zu glauben, dass sich der Markt rasch erholt", erklärt der Opel-Aufsichtsratschef. "Was wir brauchen, sind weitere beträchtliche Einsparungen." Alle Mitarbeiter müssten ihren Beitrag leisten. „Solange wir Verluste erzielen, können wir uns beispielsweise keine Tariferhöhungen leisten“, schreibt Girsky. Der Mutterkonzern General Motors (GM) sei bereit, die defizitäre deutsche Tochter Opel finanziell zu unterstützen, „sofern sich Opel in Deutschland so aufstellt, dass wir wieder wettbewerbsfähig und profitabel sein können.“

Die im Dezember für Ende 2016 angekündigte Werkschließung war mitten in die Verhandlungen über eine Sanierung des kriselnden Unternehmens und über die noch geltende Stundung der letzten Lohnerhöhung geplatzt. Zunächst verschob Opel die Feier zum 50. Werkjubiläum in Bochum, um sie schließlich ganz abzusagen. Betriebsrat und IG Metall riefen zu zahlreichen Protestkundgebungen auf. Bundes- und Landesregierung kritisierten die Schließung des Werks scharf.

Industriestandort Bochum droht ein weiterer schwerer Schlag

Dem Industriestandort Bochum droht ein zweiter schwerer Schlag. Ende 2016 will der finnische Konzern Outokumpu die Edelstahlproduktion in der Flüssigphase schließen. Davon betroffen wären knapp 500 Mitarbeiter. Outokumpu hatte Ende Dezember die Edelstahl-Sparte von Thyssen-Krupp übernommen. In der Vereinbarung ist die Zusicherung enthalten, dass die Finnen die geplante Aufgabe der Produktion im Zeitraum 2015/16 aufgrund der dann geltenden wirtschaftlichen und strategischen Rahmenbedingungen ergebnisoffen prüft. Sollte es bei der Aufgabe der Flüssigphase bleiben, käme auch die Warmbreitbandstraße von Thyssen-Krupp in Bochum in Bedrängnis. Mit dem Edelstahl bräche ihr rund ein Drittel der Walzkapazität weg.

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) reagierte mit scharfer Kritik auf die Drohung von GM-Manager und Opel-Aufsichtsratschef Steven Girsky, das Werk Bochum bereits Ende 2014 zu schließen zu wollen, sollte es zu keiner Einigung auf einen Sanierungsplan kommen. "Ich gehe davon aus, dass die Automobilproduktion bis 2016 weiter geführt wird", sagte Duin der WAZ-Gruppe. "Notwendig ist es jetzt, dass alle Beteiligten konstruktiv verhandeln und nicht mit Drohungen und Horror-Szenarien die Arbeit an einer gemeinsamen Lösung erschweren." Die gemeinsame Initiative von GM, Opel und Landesregierung, mit der so genannten Perspektive 2022 möglichst viele Stellen in Bochum über Alternativproduktionen zu erhalten, "kann nur auf der Basis einer Einigung zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung erfolgreich sein", sagte Duin weiter.