Bochum. . Opel könnte bereits ab 2015 keine Autos mehr in Bochum bauen, das teilte der Aufsichtsratsvorsitzende der Adam Opel AG, Steven Girsky, am Dienstag der Belegschaft mit. Das Aus käme damit zwei Jahre früher als erwartet.
Opel könnte bereits ab 2015 keine Autos mehr in Bochum bauen, das teilte der Aufsichtsratsvorsitzende der Adam Opel AG, Steven Girsky, am Dienstag der Belegschaft mit. Das Aus käme damit zwei Jahre früher als erwartet. Girsky begründete diese Maßnahme mit Überkapazitäten und Rabattschlachten in der Automobilindustrie. Die Situation auf dem europäischen Markt sei katastrophal.
Zum Verhängnis könnte den rund 3200 Bochumer Opelanern werden, dass der Standortsicherungsvertrag nur bis Ende 2014 läuft. Daran, so Girsky, werde sich das Unternehmen natürlich halten. Aber nur, wenn in den laufenden Tarifverhandlungen Zugeständnisse gemacht würden. Der „Deutschland-Plan“ müsse bis Februar stehen. Anderenfalls, so droht Girsky, käme das Aus für Bochum zwei Jahre früher: „Die Zafira-Produktion in Bochum würde dann auch enden und zum 1. Januar 2015 würde die Fertigung in Bochum komplett eingestellt.“
Diese Drohung platzte heute in die Tarifverhandlungen, die derzeit im Bochumer Renaissance-Hotel laufen. Der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel hat angekündigt die Belgeschaft um 14 Uhr vor Tor 4 des Opel-Werkes an der Wittener Straße über die aktuelle Entwicklung zu informieren.
Hier die Mitarbeiterinformation, die Steven Girsky heute auf den Weg brachte, im Wortlaut:
„Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter,
heute beginnt die nächste Verhandlungsrunde zur Zukunft unserer deutschen Standorte Bochum, Eisenach, Kaiserslautern und Rüsselsheim. Diese Runde findet in Bochum statt.
Auch wenn ich mich wiederhole: Die Situation auf dem gesamten europäischen Markt ist nach wie vor katastrophal; das ist eine schwierige Grundlage für die anstehenden Verhandlungen. Alles deutet darauf hin, dass der Markt in diesem Jahr weiter schrumpft und noch unter das äußerst niedrige Niveau von 2012 fällt. Die Folge: Überkapazitäten und Rabattschlachten beherrschen die Automobilindustrie. Viele unserer Wettbewerber haben in den letzten Wochen und Monaten bereits angekündigt, Arbeitsplätze zu streichen und sogar Werke zu schließen. Bei Opel ist die Situation immer noch schwierig. Seit mehr als einem Jahrzehnt machen wir nun Verluste. Wir gehen davon aus, dass wir erst in der Mitte des Jahrzehnts wieder Gewinne schreiben.
Es ist nicht nur unrealistisch, sondern auch illusorisch zu glauben, dass sich der Markt rasch erholt und uns aus dieser Situation hilft. Darauf können und wollen wir uns nicht verlassen. Mit „Drive! 2022“ haben wir eine klare Zehn-Jahres-Strategie festgelegt, mit der wir wieder nachhaltig zurück in die Gewinnzone finden wollen und werden. Dieser Zukunftsplan beinhaltet eine klare Wachstumsstrategie und eine große Produktinitiative. Die Führungsmannschaft von Opel und von GM hat in den letzten Monaten viele Initiativen entwickelt, um in Europa wieder erfolgreich zu werden. Neben dieser Wachstumsstrategie müssen wir aber noch deutlich flexibler werden, zum Beispiel im Bereich Engineering, und wir müssen die Kosten weiter reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Beitrag leisten. Solange wir Verluste erzielen, können wir uns beispielsweise keine Tariferhöhungen leisten. Was wir brauchen, sind weitere beträchtliche Einsparungen. An allen deutschen Standorten und in allen Unternehmensbereichen müssen wir Lösungen finden, um flexibler zu werden, Bürokratie abzubauen und Kosten zu senken. GM ist bereit, Opel finanziell zu unterstützen, sofern Opel sich in Deutschland so aufstellt, dass wir wieder wettbewerbsfähig und profitabel sein können.
Ich habe darum gebeten, dass die Opel Geschäftsleitung und die Sozialpartner noch im Februar zu einer Lösung kommen. Unser „Deutschland-Plan“ muss dann stehen. Wir dürfen hier keine Zeit verlieren und müssen die Weichen für eine profitable Zukunft stellen. Immerhin sind wir bereits seit Juni vergangenen Jahres in Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern über den Plan.
Ich möchte hier sehr deutlich sein: Für Bochum heißt das nach wie vor ganz konkret, dass dort nach Auslauf des aktuellen Zafira kein Fahrzeug mehr produziert werden wird. Weder die nächste Zafira-Generation noch – wie von manchen vorgeschlagen – der Mokka-Nachfolger kommen dafür in Frage. Auch wenn wir bei unseren Verhandlungen keine Einigung erzielen, werden wir uns selbstverständlich an den bestehenden Standortsicherungsvertrag halten. Dieser Vertrag läuft allerdings Ende 2014 aus. Die Zafira-Produktion in Bochum würde dann auch enden und zum 1. Januar 2015 würde die Fertigung in Bochum komplett eingestellt. Es ist geplant, dass die Produktion des F13-Getriebes noch in diesem Jahr ausläuft.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass wir unsere soziale Verantwortung sehr ernst nehmen. Aus eben diesem Grund haben wir die Arbeitsgruppe „Perspektive Bochum 2022“ ins Leben gerufen. Sie ist das Herzstück unserer Bemühungen. Auch wenn die Fahrzeugproduktion in Bochum ausläuft, hängt der Erfolg unserer Bemühungen, Komponentenfertigung oder andere Arbeit nach Bochum zu holen, von der Wettbewerbsfähigkeit der Belegschaft vor Ort und dem Willen zu einer Einigung ab. Unser Angebot an die beteiligten Parteien zur gemeinsamen Suche nach Lösungen steht nach wie vor, aber dazu müssen alle Beteiligten konstruktiv zusammenarbeiten.“