Bochum. . Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen eine ehemalige Bewohnerin (47) eines Mehrfamilienhauses an der Reichsstraße erhoben. Sie soll für die Brandserie in dem Haus an der Bochumer Reichsstraße verantwortlich sein, die von Mai bis Juni fast vier Wochen lang Anwohner, Polizei und Feuerwehr in Alarmbereitschaft versetzte.
Nach der großen Brandserie in einem Mehrfamilienhaus an der Reichsstraße mit sechs Verletzten hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen eine damalige Hausbewohnerin (47) erhoben. Das bestätigte am Dienstag das Landgericht auf WAZ-Anfrage. Ihr wird schwere Brandstiftung vorgeworfen. Der Frau drohen mehrere Jahre Gefängnis.
Die Brandserie in dem vierstöckigen Wohnhaus in Hamme hatte die Bewohner und die Feuerwehr wochenlang in Atem gehalten. Zwischen dem 11. Mai und 8. Juni war dort an verschiedenen Stellen Feuer ausgebrochen. „Eigentlich“, hatte ein Feuerwehrsprecher nach Brand Nr. 6 gesagt, „könnten wir den Hydranten und unsere Schläuche gleich vor Ort lassen.“ Wenige Tage später wurde die 47-jährige Bewohnerin verhaftet. In der U-Haft wartet sie jetzt auf ihren Prozess. Sie lebte zuletzt von Sozialleistungen. Vorbestraft ist sie nicht.
Staatsanwalt Dieter Justinsky hat jetzt nur zwei der sieben Brandfälle - die besonders schweren - in seine Anklage geschrieben. Zunächst das Feuer am 22. Mai: Damals hatte es auf dem Dachboden gebrannt. Die Feuerwehr konnte die Flammen löschen, bevor sie auf die Dachkonstruktion übergriffen. Der zweite Fall: Am 8. Juni war die Wohnung des Sohnes (26) der Beschuldigten völlig ausgebrannt. Ein Laken auf dem Bett soll angezündet worden sein.
„Aufgrund der Kamera-Auswertungen kann es niemand anders gewesen sein“
Noch am selben Abend war die 47-jährige Bewohnerin festgenommen worden. Nach dem sechsten der sieben Brände hatte die Kripo Kameras in dem Haus installiert. „Aufgrund der Kamera-Auswertungen kann es niemand anders gewesen sein“, sagte die Polizei.
Trotz der Festnahme wirft der Fall teilweise noch viele Fragen auf. Die Beschuldigte hatte damals nach Polizeiangaben zwar ein Geständnis abgelegt, dies aber teilweise widerrufen. Zu einem Tatmotiv ist bis heute nichts Genaues bekannt. Nur soviel: Sie soll sich über Müll im Haus geärgert haben. Im Prozess werden die Richter auch ein psychiatrisches und psychologisches Gutachten zur Schuldfähigkeit hinzuziehen.
Das Haus ist mittlerweile renoviert
Einmal hatte es die Frau hingenommen, dass ihr eigener Sohn festgenommen wurde. Er wurde aber kurze Zeit später wieder freigelassen. Während der Brandserie hatte die Frau einmal gegenüber der WAZ gesagt: „Er ist es wirklich nicht gewesen.“ Der Prozess vor der 1. Strafkammer wird wohl erst in vielen Wochen beginnen.
In dem Gebäude ist mittlerweile wieder Ruhe eingekehrt, sagte der Besitzer gestern auf Anfrage. Außerdem sei das Haus jetzt in einem besseren Zustand als vorher. Die Fassade sei gestrichen, das Treppenhaus renoviert, die Installation im Keller erneuert worden. Die Wohnung der Beschuldigten wurde gekündigt.