Bochum. Zum siebten Mal seit Mitte Mai brannte es am Freitag in einem Haus in der Reichsstraße in Bochum-Hamme. Die Polizei vermutet Brandstiftung. Kriminalbeamte haben die Ermittlungen aufgenommen. Die betroffene Wohnung wurde völlig zerstört.
Das Mehrfamilienhaus an der Reichsstraße 4 in Hamme ist mittlerweile ein Krisengebiet. Am Freitag (8. Juni 2012) um 14.50 Uhr hatte eine Passantin der Polizei gemeldet, dass es dort schon wieder brenne. Es war der siebte Feuerwehreinsatz im selben Haus in den vergangenen vier Wochen. „Ich zieh aus“, sagte am Freitag eine Bewohnerin, als sie während der Aufräumarbeiten der Feuerwehr entsetzt auf dem Treppenabsatz eines Hauses gegenüber saß. Die Angst der Bewohner steigt und steigt. Ein Polizeisprecher kommentierte die unheimliche Brandserie so: „Unfassbar!“
Das Feuer am Freitag war das bisher stärkste dort. Diesmal stand eine Wohnung im zweiten Stock in Flammen. Schon einmal hatte es dort gebrannt. Der Bewohner war Freitagnachmittag, wie es hieß, auf der Arbeit. Deshalb brachen die Feuerwehrkräfte unter Atemschutz die Tür auf. Das Feuer konnten sie mit einem C-Rohr löschen, die Wohnung selbst aber nicht retten. Sie ist völlig unbewohnbar. Bei so einem Brand, sagte Einsatzleiter Nicolas Ennenbach nachher zur WAZ, entstünden bis zu 1000 Grad Hitze. Ein Fenster zur rückwärtigen Hausseite sei zerplatzt, ebenso ein Wasserrohr.
Zur Sicherheit wurde die Wasserversorgung für das komplette Haus gekappt. Auch der Strom wurde abgeschaltet. Zur Brandzeit waren nur wenige Bewohner der sechs Wohnungen zu Hause; sie hatten sich selbst ins Freie retten können.
Polizei steht weiter vor einem Rätsel
„Eigentlich“, hatte Feuerwehrsprecher Simon Heußen unlängst nach Brand Nr. 6 gesagt, „könnten wir den Hydranten und unsere Schläuche gleich vor Ort lassen.“ Er sollte Recht behalten.
Die Kripo steht offenbar weiter vor einem Rätsel. Ist ein Psychopath am Werk, einer, der irgendetwas Bestimmtes erreichen will? In fast allen vorherigen Fällen, in denen vor allem Müll im Haus gebrannt hatte, war sie von Brandstiftung ausgegangen, konnte aber einen Täter oder eine Täterin bisher nicht ermitteln. Zwar wurde einmal ein Hausbewohner bei einem Feuerwehreinsatz am 22. Mai festgenommen, doch nach einigen Stunden ließ ihn die Polizei mangels hinreichenden Tatverdachts wieder frei. Er beteuert, nicht der Brandstifter zu sein. Insgesamt waren bereits sechs Menschen leicht verletzt worden - durch Rauchgas.
Mehrere Brandermittler waren am Freitag bereits während des Feuerwehreinsatzes vor Ort. Ob sie aber auch hinter diesem Feuer einen heimtückischen Brandstifter vermuten, wollte die Polizei am Freitagabend noch nicht sagen. Gleichwohl schrieb sie in einer Pressemitteilung: „Die Ermittlungen nach dem ,Feuerteufel’ laufen auf Hochtouren.“ Sie bittet um Zeugenhinweise unter 0234/909-4110 oder -4441.
Wegen der Löscharbeiten kam es auf der Dorstener Straße in beiden Richtungen zu Staus. Inmitten der Hektik telefonierte eine junge Frau. Sie war besorgt um ihre Mutter, die in dem Haus wohnt. Ihre Mutter werde jetzt ausziehen, meinte sie.