Bochum. . Zum sechsten Mal in knapp drei Wochen hat es in einem Mehrfamilienhaus im Bochumer Ortsteil Hamme gebrannt. Am Dienstagmorgen stand ein Mülleimer in Flammen. Niemand wurde verletzt. Feuerwehr und Polizei gehen von einem Serienbrandstifter aus. Sein Motiv: unklar.

„Eigentlich“, sagt Simon Heußen, „könnten wir den Hydranten und unsere Schläuche gleich vor Ort lassen.“ Der Feuerwehrsprecher und seine Kameraden nehmen’s „mit Galgenhumor“: An der Reichsstraße 4 hat es am Dienstag wieder gebrannt. Zum sechsten Mal in knapp drei Wochen. Das gab’s in Bochum noch nie.

Kurz vor 7 Uhr ging der Alarm bei der Feuerwehr ein. 25 Einsatzkräfte machten sich auf den Weg – den sie inzwischen bestens kennen. Am 11. Mai hatte die Brandserie in Hamme begonnen. Am 14., 18., 20. und 22. Mai wurde erneut gezündelt. Am Dienstagmorgen war es ein Mülleimer, der im Kellerabgang in Flammen stand. „Offenbar wurde ein heißer Gegenstand auf dem Eimer platziert, der den Kunststoffdeckel zum Schmelzen brachte und einen Schwelbrand hervorrief“, meldet die Polizei. Verletzt wurde niemand. Alle Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Das Feuer war binnen weniger Minuten gelöscht.

"Situation für Bewohner ist dramatisch"

Sicher ist: Ein Brandstifter ist am Werk. „So viele Zufälle kann es gar nicht geben. Die meisten, vermutlich alle Feuer wurden gezielt gelegt“, erklärt Simon Heußen.

Nach wie vor offen ist: Wer treibt in dem Mehrfamilienhaus mit den verkokelten Kellerfenstern sein Unwesen? Und was ist sein Motiv?

„Wir versuchen alles, um den Feuerteufel zu fassen“, versichert Polizeisprecher Axel Pütter. Doch „intensive Ermittlungsarbeit“ habe noch zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Zwar war (wie berichtet) nach dem fünften Brand ein Hausbewohner festgenommen worden. Er wurde mangels ausreichendem Tatverdacht aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Neue Erkenntnisse gebe es seither nicht. Pütter gibt sich gleichwohl optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, bald ein Packende zu kriegen. Die Situation für die Bewohner ist dramatisch. So geht’s nicht weiter.“

Sicherheitsvorkehrungen getroffen

Die Feuerwehr spricht ebenfalls von einer „ernsten Lage“. „Auch wenn ein Kollege schon viermal vor Ort war; auch wenn beim Namen Reichsstraße hier manche schmunzeln müssen: Bei jedem Alarm gehen wir von akuter Lebensgefahr für die Bewohner aus. Und wir wissen: Es ist definitiv kein Fehlalarm“, so Heußen.

Unter Feuerwehrleuten und Polizeibeamten wird kein Hehl daraus gemacht, dass es sich um eine „kranke Seele“ handeln müsse, die derart häufig zündelt und dabei Tote und Verletzte in Kauf nimmt. „Wir stehen in enger Verbindung mit dem Hausbesitzer und haben gemeinsam einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Welche, wollen wir öffentlich nicht bekanntgeben“, berichtet Axel Pütter.

Rauchmelder warnten rechtzeitig

Eine dieser Maßnahmen könnte den Bewohnern gestern Früh das Leben gerettet haben. Der Schwelbrand hatte die Rauchmelder ausgelöst, die erst in den letzten Tagen im Hausflur angebracht worden sind. So gelang es den Mietern, sich rechtzeitig ins Freie zu retten.

An der Reichsstraße wird jetzt vor einem erneuten Anschlag gebangt. Brand Nr. 7 könnte nur ein Gutes haben: dass der große Unbekannte endlich auf frischer Tat ertappt und überführt wird.

Zeugen gesucht

Dass die Brände an der Reichsstraße mutwillig entfacht wurden, steht für Polizei und Feuerwehr außer Zweifel. Konkrete Zeugenaussagen indes liegen nicht vor – und das, obwohl einige der Feuer tagsüber und am frühen Abend gelegt wurden.

Die Kriminalpolizei erneuert ihren Aufruf an die Bevölkerung, die schwierigen Ermittlungen mit sachdienlichen Informationen zu unterstützen. Wer Hinweise geben kann, wählt 0234/909 41 10 (außerhalb der Geschäftszeiten 909 44 41).