Bochum. . Nach vier Bränden seit dem 11. Mai im selben Mehrfamilienhaus in Bochum-Hamme geht die Kripo von Brandstiftung aus. Einen konkreten Tatverdacht hat sie aber noch nicht. Die WAZ Mediengruppe war am Brandort und sprach mit dem Mieter der Brandwohnung.

Die Brandserie ist rätselhaft, unheimlich - und lebensgefährlich. Zum vierten Mal in nur neun Tagen mussten Einsatztrupps der Feuerwehr einen Brand in einem alten Mehrfamilienhaus mit acht Mietparteien an der Reichsstraße in Hamme löschen. Und noch niemand weiß, was oder wer dahinter steckt.

Zuletzt brannte es Sonntagnacht in einer der beiden Wohnungen im zweiten Stock. Dort wohnt ein junger Mann. Mit zerzaustem Haar und Müdigkeit im Gesicht kommt er am Montagmorgen das Treppenhaus herunter. Er erzählt, wie er gegen 1.50 Uhr selbst die Feuerwehr alarmiert habe. „Ich habe sofort in den Hausflur geschrien: Es brennt, es brennt!“ Alle Hausbewohner eilten hinaus auf die Straße, noch bevor die Feuerwehr eintraf. Wie schon in den Tagen zuvor.

Die Spuren des Rauches sieht man auch jetzt noch deutlich an der Außenfassade direkt über dem Fenster. Das Gleiche gilt für drei Kellerfenster: Dort hatte es jeweils in den ersten drei Fällen gebrannt. „Ich habe Angst, hier zu wohnen“, sagt der junge Mieter zur WAZ Mediengruppe. Seine Wohnung sei jetzt unbewohnbar. „Meine ganze Existenz ist weg. Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“ Zuletzt habe er kaum geschlafen.

Katze weckte den Wohnungsmieter

Es war ein Stuhl, der in seiner Wohnung gebrannt und reichlich giftigen Rauch entfacht hatte. Zur Brandzeit, berichtet der Mann, sei er allerdings gar nicht in der Wohnung gewesen, sondern habe im Stockwerk darüber, in der Wohnung seines zurzeit abwesenden Bruders, geschlafen. Seine Katze habe ihn in der Brandnacht geweckt. Nach oben gezogen sei er deshalb, weil seine eigene Wohnung bereits nach einem Feuer und Wasserrohrbruch am 14. Mai arg in Mitleidenschaft geraten sei.

Damals hatte im Keller diverser Müll gebrannt. Fünf Bewohner - darunter auch der junge Mieter selbst - wurden durch den Brandrauch verletzt. Sie mussten kurzzeitig ins Krankenhaus. Bei den Löscharbeiten (mit Pressluftatmern und C-Rohr) wurde dann zu allem Überfluss noch der Wasserrohrbruch entdeckt. Die Wasser- und die Gasversorgung mussten abgedreht werden. Mittlerweile funktioniert alles wieder. Auch gestern waren Handwerker im Keller zugange.

Noch kein konkreter Tatverdacht

Vier Brände seit dem 11. Mai - da glaubt niemand mehr an Zufall. Die Polizei geht in allen vier Fällen von Brandstiftung aus, ob sie nun vorsätzlich oder fahrlässig war. Polizeisprecher Guido Meng sagte am Montag aber: „Es spricht angesichts der Häufung der Fälle vieles dafür, dass es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung handelt.“ Dennoch habe die Polizei noch „keinen konkreten Tatverdacht“. „Wir ermitteln in alle Richtungen und im Umfeld des Hauses.“

Der Hausbesitzer macht sich am Montag ein Bild vor Ort. Die Situation, meinte er zur WAZ Mediengruppe, sei „fürchterlich und ärgerlich“. Er habe „überhaupt keine Erklärung, was da los ist“. Bereits seit 14 Jahren besitze er dieses Haus und habe nie Ärger gehabt: „Keine Rückstände, keine Streitigkeiten.“ Es sei „ein ganz ruhiges Haus“. Er würde der Kripo gerne einen Täter benennen, aber er habe keinen. Er überlasse alles er Polizei.

Die Brandwohnung war auch am Montagmorgen noch amtlich versiegelt. Auf einem großen Schild am Türschloss stand: „Brandstelle beschlagnahmt. Betreten polizeilich verboten.“ Überall im Flur, in jeder Etage, liegt der Brandgeruch noch deutlich in der Luft.