Bochum. . Sieben Mal hat es in einem Mehrfamilienhaus in der Bochumer Reichsstraße gebrannt. Jetzt hat die Polizei eine 47 Jahre alte Bewohnerin als Tatverdächtige festgenommen. Ihr eigener Sohn, der ebenfalls in dem Haus lebt, war zuvor ebenfalls festgenommen worden. Er habe mit der Sache nichts zu tun, hatte seine Mutter damals geschworen.
Der Schrecken hat ein Ende. Doch die Angst bleibt, überlebt – zumindest in den Bildern im Kopf, die die zuckenden Blaulichter der Feuerwehr hinterlassen haben. Es ist die 47-jährige Bettina P., die am späten Freitagabend festgenommen wird in ihrer Wohnung, im Haus, das sie, wie sie wenige Stunden später zugeben wird, sieben Mal angezündet hat. Obwohl sie am Samstag einen Teil des Geständnisses widerruft, nur für fünf der Brände verantwortlich sein möchte, reicht dem Richter die Last der Beweise. Er ordnet Untersuchungshaft an, wegen Verdachts der schweren Brandstiftung.
Festgenommen wird Bettina P. nur wenige Stunden, nachdem es in der Wohnung ihres ebenfalls im Hause lebenden Sohnes (26) zum bislang verheerendsten Feuer kam. Nur mit Mühe gelang es, ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Eine Bewohnerin, die sich hatte retten können, kündigte völlig verstört an: „Ich zieh' jetzt aus.“ Eine 76-jährige Mieterin hatte bereits nach dem sechsten Brand erzählt von großer Angst – sie schlafe nur noch „mit offenen Augen“.
„Das tut doch keiner, der klar bei Verstand ist“
Am Wochenende nach der Festnahme liegt der Brandgeruch noch in der Luft. Die verkohlten Fenster im Obergeschoss stehen weit offen. „Keine Presse!“ Medienvertretern wird die rußgeschwärzte Tür vor der Nase zugeschlagen. „Wir hoffen jetzt nur auf eines: Ruhe“, sagt eine Anwohnerin. Dass Bettina P. aus dem Erdgeschoss die Brandstifterin sein soll, erstaunt sie nicht: „Die war häufiger beim Psychiater. Das tut doch keiner, der klar bei Verstand ist. Schon gar nicht, wenn der eigene Sohn im Haus lebt.“
Zum ersten Mal drang beißender Qualm am 11. Mai, aus dem Keller des schlichten Mehrfamilienhauses mit seinen insgesamt acht Parteien im Stadtteil Hamme. Ein Routine-Einsatz für die Feuerwehr, verletzt wurde niemand. Nur drei Tage später brannte es erneut. Wieder im Keller. Müll stand in Flammen. Fünf Hausbewohner kamen ins Krankenhaus, eine ältere Frau musste mehrere Tage in der Klinik bleiben. Dann brannte es auf dem Dachboden und unter einem Stuhl in der Wohnung des Sohnes der 47-Jährigen. Längst hatten die Mieter Rauchmelder installiert, die schlugen fortan stets an, das unheimliche Gefühl nahmen sie nicht.
Polizei glaubte nie an Zufall
Schnell war für die Polizei klar, dass diese Serie kein Zufall sein konnte. Der 26-Jährige wurde festgenommen, kam aber wieder frei. Gegenüber der WAZ Mediengruppe erklärte Bettina P. damals fast beschwörend: „Er ist es wirklich nicht gewesen.“
Jetzt im Licht ihres Geständnisses klingt all das merkwürdig und zeigt gleichzeitig die Richtung an, die ein Motiv, eine Erklärung für all das geben könnte. „Die Staatsanwaltschaft fordert in solchen Fällen immer auch ein psychologisches Gutachten“, sagt Polizeisprecher Axel Pütter am Sonntag vorsichtig. Zu den Gerüchten, die Tatverdächtige sei bereits zuvor schon einmal in psychiatrischer Behandlung gewesen, möchte er sich nicht äußern.
Der Schrecken hat ein Ende, doch die Angst lässt sich nicht einfach ausschalten.