Bochum. .
Für den Einbau von Flüsterasphalt bei innerstädtischen Straßen fließen 2,6 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II.
Der mit ohrenbetäubendem Lärm vorbeibrausende Lastwagen reduziert die Worte von Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch zu einem undeutlichen Gemurmel. Doch nicht mehr lange. Dort an der unteren Wittener Straße, zwischen Ferdinandstraße und Steinring, reduziert der an der Ruhr-Universität entwickelte lärmoptimierte Asphalt (LOA) den Geräuschpegel um bis zu 8,5 Dezibel bei Pkw und und bis zu 4 Dezibel bei Lastwagen. Für die geplagten Anwohner höre sich das so an, als ob ein Viertel weniger Autos Tag für Tag vorbeibrausen. Entwickelt wurde der Belag im Auftrag der Stadt Düsseldorf. Dort wurden 2009 auch die ersten Straßen mit diesem neuartigen Gemisch lärmreduziert.
Kratzsch (in einer Pause zwischen zwei Lkw) freut sich darüber: „Dieser Asphalt ist speziell für innerstädtische Straßen entwickelt worden.“ Besonders effektiv sei er bei einer Fahrgeschwindigkeit von etwa 50 Stundenkilometern. Insgesamt 2,6 Millionen Euro aus Mitteln des Konjunkturpaketes II und damit von Bund und Land fließen in die diese Maßnahmen.
Lärmpegel von über 70 Dezibel
Nachdem im letzten Jahr dieser Asphalt bereits auf Abschnitten der Höntroper-, Kemnader-, Ruhr- und Wiescherstraße sowie auf dem Werner-, Harpener- und Castroper Hellweg verbaut wurde, stehen in diesem Jahr außer der Wittener Straße unter anderem Abschnitte an der Königsallee, der Prinz-Regent-Straße und der Hunscheidtstraße an. Ausgewählt, so das Tiefbauamt wurden die Abschnitte nach dem Lärmaktionsplan der Stadt Bochum. Darin ist etwa festgehalten, dass rund 9.200 Anwohner ständig Straßenverkehrslärm, von über 70 Dezibel, ausgesetzt sind. Dabei konnten in Bochum 137 Lärmschwerpunkte ermittelt werden. Durch den Lärm von Straßenbahnen konnten 18 Lärmschwerpunkte festgestellt werden. Noch nicht in den Lärmaktionsplan eingearbeitet worden sind die Lärmquellen der Deutschen Bahn an deren Schienentrassen im Stadtgebiet. Dabei gelten vor allem die Güterzüge als enorm laut.
Susanne Düwel, Abteilungsleiterin im Tiefbauamt, erläuterte zudem, warum bestimmte – offensichtlich dringend überholungsbedürftige Straßen – nicht von den Maßnahmen des Konjunkturpakets profitieren. „Wenn etwa eine komplette Straße, wie etwa demnächst die Oskar-Hoffmann-Straße erneuert wird, so ist das bis zu zehn Mal so teuer wie die reinen Maßnahmen zur Lärmreduzierung.“
Kaputte Straßen
Künftig Radweg in beide Richtungen
Die aktuellen Arbeiten an der unteren Wittener Straße begannen bereits am 9. Mai. Dabei wurden die beiden Haltestellen BP / Aral-Haus und Lohring niederflurgerecht ausgebaut. Zudem entfernte das Tiefbauunternehmen die nicht mehr benötigten alten Straßenbahngleise.
Nach langen Diskussionen ist nun auch die Entscheidung über die Fahrspuren gefallen: Künftig gibt es am Rand jeweils einen Radweg je Richtung. Stadteinwärts gibt es zwei Fahrspuren und auswärts eine Spur für den Auto- und Lastverkehr.
Keine „Extrawurst“ für Aral-Tanke
Eine „Extrawurst“ für die exponierte Aral-Tankstelle an der Wittener Straße, direkt gegenüber der Hauptverwaltung des Mineralölkonzerns vermutete ein WAZ-Leser. Hintergrund: Mit einer eigenen Rampe soll die Tankstelle trotz der Baumaßnahme durchgehend zu erreichen sein. Das Tiefbauamt versichert jedoch, dass dies keineswegs eine „Lex-Aral“ sei. Denn bei solchen Straßenbaumaßnahmen würden Zufahrten grundsätzlich, also auch solche zu privaten Einfahrten oder Grundstücken, mit einer Rampe angebunden. Dabei werde zum Ausgleich der Fräskanten ohnehin vorhandenes Fräsgut eingesetzt.
Geärgert hat sich eine schon etwas ältere Leserin über den angeblich mangelhaften Service der Bogestra. Da seit Beginn der Bauarbeiten am 9. Mai, die beiden Bushaltestellen BP / Aral-Haus und einige hundert Meter weiter „Lohring“ verlegt bzw. aufgehoben worden sind, vermisst die Bus-Nutzerin einen entsprechenden Hinweis an den anderen Haltestellen oder in den entsprechenden Bussen.
Verbessert aber noch nicht endgültig gelöst wird durch die Arbeiten an der Wittener Straße die Verkehrsführung für die Radfahrer. Mussten die Radler bislang stadtauswärts in Höhe der Ferdinandstraße gefährliche Schlenker wegen des urplötzlich auslaufenden Radwegs vollführen, geht es bald wenigstens bis zum Steinring wohlgeordnet weiter.