Bochum. .

Einem 29-jährigen Energieelektroniker wurde in Bochum zum zweiten Mal eine Niere implantiert. Er hat jetzt zwei Wünsche: dass er bald wieder arbeiten kann und sein Körper die Niere möglichst lange behält.

Sven Kraus ist schon wieder fast der Alte. Vor zwei Wochen bekam der 29-Jährige im Knappschaftskrankenhaus in Langendreer eine neue Niere transplantiert. Jetzt wartet er darauf, dass er endlich wieder nach Hause darf.

Es ist bereits seine zweite Operation. 1999 bekam der Marler seine erste neue Niere. „Viereinhalb Jahre lief alles gut, dann gab es Probleme und ich musste an die Dialyse“, erzählt er. Seitdem stand er auf der Warteliste für ein neues Organ. Dreimal wöchentlich musste er zur Blutreinigung; sieben Jahre lang.

„Das ist total anstrengend und geht ganz schön auf den Kreislauf“

Eine aufreibende Prozedur, körperlich wie seelisch. „Das ist total anstrengend und geht ganz schön auf den Kreislauf“, sagt er. Höchstens 800 Milliliter pro Tag durfte er trinken, musste auf Kalium und Phosphat verzichten. Ein Stück Schokolade konnte seine Werte erheblich verschlechtern. Für Sven Kraus hatte das Warten vor zwei Wochen ein Ende. Manche hingegen müssen zehn Jahre an die Dialyse, bevor der erlösende Anruf kommt.

Etwa 12.000 Menschen in Deutschland brauchen ein neues, lebensrettendes Organ, drei sterben pro Tag, weil es nicht genügend Spender gibt. „Hier muss einfach noch mehr Aufklärung erfolgen“, sagt Dr. Peter Schenker, Oberarzt im Knappschaftskrankenhaus.

„Die Leute müssen verstehen, dass sie mit Organen, die sonst mit beerdigt werden, Menschenleben retten können.“

Angst, als „Ersatzteillager“ benutzt zu werden

Für den Mediziner ist es ein alltägliches Thema, doch er weiß, dass bei vielen die Angst der Grund ist, warum sie keinen Spenderausweis besitzen. Angst, dass sie als „Ersatzteillager“ gesehen werden oder die Ärzte sie zu schnell für hirntot erklären.

Bevor das allerdings geschieht, untersuchen mehrere Mediziner den Patienten. Erst, wenn es keine spontane Atmung mehr gibt und ein Ultraschall keine Hirntätigkeit mehr anzeigt, wird die Diagnose gefällt.

„Es ist wichtig, dass die Menschen über das Thema sprechen und im Verwandten- und Bekanntenkreis äußern, ob sie Organe spenden wollen oder nicht“, meint Schenker. Noch besser fände er es allerdings, wenn sie es zu Lebzeiten schriftlich verfassen.

Sven Kraus hatte Glück. Für ihn gab es ein passendes Organ. Von wem es kommt, dürfen die Patienten nicht wissen. Das will Sven Kraus auch gar nicht. Er ist dankbar, dass er nicht mehr an die Dialyse muss. Der Energieelektroniker für Betriebstechnik muss sich die nächsten sechs bis zwölf Monate von der Operation erholen.

Zwei Wünsche hat er: Dass er bald wieder arbeiten kann und dass sein Körper die Niere möglichst lange behält.

Knappschaftskrankenhaus verpflanzte im vorigen Jahr 100 Organe

2010 gab es in NRW laut Deutsche Stiftung Organtransplantation 360 potenzielle Organspender. Durchgeführt werden konnten allerdings nur 256 Transplantationen. Im Transplantationszentrum am Knappschaftskrankenhaus wurden im vergangenen Jahr 100 Organverpflanzungen durchgeführt; 86 Nieren, davon 18 als Lebendspende, zwei Bauchspeicheldrüsen- und 14 kombinierte Nieren- und Bauchspeicheldrüsentransplantationen.

Debatte über Organspenden

Wer einen Personal- oder Führerschein beantragt, soll im Regelfall gefragt werden, ob er als Organspender bereitsteht. Das hat Unions-Fraktionschef Volker Kauder angeregt. Mit der Regelanfrage und der Dokumentation im Ausweis will er erreichen, ...
Wer einen Personal- oder Führerschein beantragt, soll im Regelfall gefragt werden, ob er als Organspender bereitsteht. Das hat Unions-Fraktionschef Volker Kauder angeregt. Mit der Regelanfrage und der Dokumentation im Ausweis will er erreichen, ... © AP
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... dass sich "die Menschen Gedanken über das Thema machen müssen", sagte Kauder der WAZ-Mediengruppe. Schließlich gebe es viele Menschen, ... © WAZ
... die dringend auf eine Spende angewiesen sind und auf Hilfe warten. Dennoch bekommt Kauder aus der eigenen Partei Gegenwind. Etwa von...
... die dringend auf eine Spende angewiesen sind und auf Hilfe warten. Dennoch bekommt Kauder aus der eigenen Partei Gegenwind. Etwa von... © Techniker Krankenkasse
... Dr. Günter Krings, der als CDU-Fraktionsvize mit rechtspolitischen Fragen betraut ist. Er sagt: „Es kann nicht sein, dass jeder grundsätzlich erstmal ein Ersatzteillager ist.“
... Dr. Günter Krings, der als CDU-Fraktionsvize mit rechtspolitischen Fragen betraut ist. Er sagt: „Es kann nicht sein, dass jeder grundsätzlich erstmal ein Ersatzteillager ist.“ © Fremdbild
Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Jens Spahn (CDU), hingegen begrüßt den Vorschlag von Volker Kauder. „Wir versuchen, möglichst praktische Ansätze zu finden, um die Zahl der potenziellen Organspender zu erhöhen
Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Jens Spahn (CDU), hingegen begrüßt den Vorschlag von Volker Kauder. „Wir versuchen, möglichst praktische Ansätze zu finden, um die Zahl der potenziellen Organspender zu erhöhen" erklärt Spahn. Er selbst... © ddp
... besitze zwar einen Ausweis, habe ihn aber noch nicht ausgefüllt. „Die Frage beschäftigt mich schon seit einiger Zeit“, so Spahn. Allerdings habe ihn erst sein politisches Engagement im Gesundheitsbereich auf die Wichtigkeit des Themas aufmerksam gemacht.
... besitze zwar einen Ausweis, habe ihn aber noch nicht ausgefüllt. „Die Frage beschäftigt mich schon seit einiger Zeit“, so Spahn. Allerdings habe ihn erst sein politisches Engagement im Gesundheitsbereich auf die Wichtigkeit des Themas aufmerksam gemacht. © ddp
„Ich bin gegen eine Widerspruchslösung. Denn sie würde bedeuten, dass Menschen ungefragt zu Organspendern würden
„Ich bin gegen eine Widerspruchslösung. Denn sie würde bedeuten, dass Menschen ungefragt zu Organspendern würden", sagt NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). "Das darf nicht passieren, es muss das Selbstbestimmungsrecht jedes Einzelnen bleiben." Das sieht auch... © WAZ FotoPool
... Steffens Vorgänger, der ehemalige Arbeits- und Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann (CDU, r.), so. „Grundsätzlich gilt: Jeder hat das Recht, über seinen Körper selbst zu bestimmen
... Steffens Vorgänger, der ehemalige Arbeits- und Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann (CDU, r.), so. „Grundsätzlich gilt: Jeder hat das Recht, über seinen Körper selbst zu bestimmen", sagt er. Er sieht dieses Recht aber nicht eingeschränkt. Denn: ... © ddp
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... "Dieses Recht würde auch durch eine Widerspruchsregelung, wie es sie in Österreich gibt, nicht in Frage gestellt. Es wäre sogar sinnvoll, Organspenden zuzulassen, wenn der Spender dem nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen hat", sagt Laumann. Auf ein anderes Problem... © sergej lepke
... weist der NRW-Landesvors. des Marburger Bundes, Rudolf Henke, hin.
... weist der NRW-Landesvors. des Marburger Bundes, Rudolf Henke, hin. "Wir können davon ausgehen, dass nur 40 Prozent aller Patienten mit Hirntod als mögliche Spender gemeldet werden. Was nützt ein Organspende-Ausweis, wenn der Patient gar nicht als Spender wahrgenommen wird?" © Rudolf Henke
Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Stefan Romberg, sagt: „Wir müssen die Menschen besser über das Thema aufklären. Diese Aufklärung könnte schon in der Schule beginnen. Eine Widerspruchslösung wäre am einfachsten.
Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Stefan Romberg, sagt: „Wir müssen die Menschen besser über das Thema aufklären. Diese Aufklärung könnte schon in der Schule beginnen. Eine Widerspruchslösung wäre am einfachsten." Eine gemeinsame Initiative, ... © WR
... unabhängig von der Fraktionszugehörigkeit, wünscht sich Carola Reimann (SPD). Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses will ebenso erreichen, dass sich mehr Menschen mit dem Thema beschäftigen. „Jeder sollte gefragt werden, muss aber auch Nein sagen können.“ Allerdings halte sie es für keine gute Idee, ...
... unabhängig von der Fraktionszugehörigkeit, wünscht sich Carola Reimann (SPD). Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses will ebenso erreichen, dass sich mehr Menschen mit dem Thema beschäftigen. „Jeder sollte gefragt werden, muss aber auch Nein sagen können.“ Allerdings halte sie es für keine gute Idee, ...
... solch eine sensible medizinische Information in einen Führerschein zu drucken. Reimann drängt auf eine zügige Lösung: „Bisher ist es so, dass meist die Angehörigen am Krankenbett über eine Organentnahme entscheiden müssen. Damit sind viele überfordert.“
... solch eine sensible medizinische Information in einen Führerschein zu drucken. Reimann drängt auf eine zügige Lösung: „Bisher ist es so, dass meist die Angehörigen am Krankenbett über eine Organentnahme entscheiden müssen. Damit sind viele überfordert.“ © ddp
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