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In der Kinderklinik des Universitätsklinikums warten Kinder und Jugendliche auf passende Organspender. Kommen die Eltern nicht als Spender in Frage, bedeutet das - Warten und ständige Blutwäsche. OB Reinhard Paß besuchte die jungen Patienten.
Immer wieder klagte Kevin über Kopfschmerzen und Nasenbluten. Dann stellten die Ärzte ihre schockierende Diagnose: Kevin leidet an einer schweren Nierenerkrankung. Das war im Mai vergangenen Jahres. Seit dem „hängt“ der 16-Jährige in der Kinderklinik des Universitätsklinikums regelmäßig an der Dialyse. „Ich schlafe dabei. Es läuft super“, sagt Kevin und lächelt. „Mein Kind lebt. Das ist das Wichtigste“, sagt seine Mutter.
Nun bekam Kevin prominenten Besuch. Oberbürgermeister Reinhard Paß schaute sich auf Einladung der Elterninitiative „Nephrokids“ in der Klinik um. Seit 30 Jahren werden hier nierenerkrankte Kinder und Jugendliche behandelt. Die jüngsten Patienten sind gerade einmal wenige Tage alt. Die Klinik genießt weit über die Stadtgrenzen hinaus einen exzellenten Ruf, ist neben Münster und Köln das bedeutendste Dialysezentrum des Landes. Und dennoch ist auch die Kinderklinik auf prominente Fürsprecher angewiesen. Auf Fürsprecher wie den Oberbürgermeister.
Warten auf das passende Organ
Kevin wartet nun auf eine Spenderniere. Dieses Schicksal teilt er mit bis zu 25 Patienten, die ständig in der Kinderklinik behandelt werden. Regelmäßig müssen sie zur Blutwäsche, manche zwei Mal pro Woche. Vier Stunden werden sie dann an die „Waschmaschine“ angeschlossen, wie Professor Peter Hoyer das medizinische Gerät augenzwinkernd nennt.
Der Klinik-Direktor weiß aber aus langjähriger Erfahrung: „Es ist immer eine Erkrankung für die ganze Familie.“ Alltag und Lebensrhythmus werden ganz darauf eingestellt. Es gilt, die Ohnmacht zu überwinden, die nicht enden wollende Wartezeit auf ein Spenderorgan. Kevin und seine Mitpatienten müssen die Zeit mit Medikamenten überbrücken. 23 Tabletten muss der 16-Jährige schlucken. Jeden Tag.
Eltern als Spender
Zwei bis drei Jahre warten die jungen Patienten in der Regel, bis ein passendes Organ gefunden ist. Manche haben Glück und die eigene Mutter oder der Vater kommen als Spender in Frage. So wie Daniela Walter.
Vor vier Jahren spendete sie ihrem damals siebenjährigen Sohn eine Niere. Mit dreieinhalb hatten die Ärzte bei dem Jungen eine angeborene Nierenerkrankung diagnostiziert. „Heute macht er Sport, trifft Freunde und unterscheidet sich nicht von anderen Kindern“, erzählt Daniela Walter, einmal abgesehen von den Medikamenten, die ihr Filius auch nach Transplantation einnehmen muss.
Die Erfahrung zeigt, dass es häufig erst während der Pubertät zu Komplikationen kommen kann, berichtet Professor Rainer Büscher. Dann komme es vor, dass Jugendliche Medikamente ablehnen. Krank sein als Jugendlicher - das passt nicht ins Selbstbild. 20 Prozent der Spenderorgane gehen im Übergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter verloren, so Büscher. Sollte es bei ihrem Sohn dazu kommen, sagt Daniela Walter, hätte er eine zweite Chance. Auch sein Vater wäre als Spender geeignet. „Das ist sein Joker.“
Übrigens: OB Paß zeigte sich am Ende seines Besuches beeindruckt. So beeindruckt, dass er einen Organspenderpaß ausfüllte.