Lüdenscheid..
Manfred Kunkel von der Lüdenscheider Selbsthilfegruppe hofft , dass sich durch den Schritt von SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier mehr Menschen dafür entscheiden, ihre Organe zu spenden. Das Leben nach dem Tod gäbe so noch einen Sinn.
„Dass Frank-Walter Steinmeier seiner Frau eine Niere spendet, ist die Ausnahme. Seine Entscheidung ist aber ein mutiger Schritt“, sagt Manfred Kunkel. Er ist ein Betroffener, hat seit einigen Jahren eine neue Niere. „Zehn Jahre habe ich darauf gewartet“, erzählt der Mann, der sich für die Selbsthilfegruppe Nierenkranke, Dialysepatienten und Transplantierte in Lüdenscheid engagiert.
Mit seiner neuen Niere geht es ihm ausgesprochen gut: „Ich habe so gut wie keine Einschränkungen. Natürlich muss ich täglich Medikamente nehmen, damit das Fremdorgan nicht abgestoßen wird. Jetzt kann ich aber jederzeit verreisen.“ Sechs Jahre müssen Betroffene durchschnittlich auf ein neues Organ warten. „Früher waren es fünf Jahre, aber die Bereitschaft zur Organspende hat eher abgenommen“, beschreibt Kunkel seine Erfahrung.
Mutiger Schritt ein Vorbild
Er würde sich wünschen, dass wieder mehr Menschen einen Organspendeausweis bei sich tragen. Den gibt es zum Beispiel bei der Krankenversicherung, in Arztpraxen, im Rathaus und sogar im Internet. Außerdem sollte man den Hausarzt und die Familie darüber in Kenntnis setzen.
Organspender geben ihrem Leben nach dem Tod noch einen Sinn: Nachdem zwei unabhängige Ärzte den Tod festgestellt haben, können fast alle Organe an Menschen gegeben werden, die ohne die Spende kein normales Leben führen können oder sogar sterben würden.
Die Nieren sind aber die einzigen Organe, die von einem lebenden Spender kommen können – weil wir zwei davon haben und nur eine brauchen. Solche Lebendspenden, erklärt Kunkel, sind aber nur bei Verwandten erlaubt. Allerdings passen längst nicht alle Nieren. Manfred Kunkel hofft jetzt, dass sich durch den mutigen Schritt von Frank-Walter Steinmeier mehr Menschen dafür entscheiden, ihre Organe zu spenden.
Professor Galle: „Selbstloser Akt“
Prof. Dr. med. Jan Galle aus Lüdenscheid, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie: „Eine solche Nierenspende ist ein selbstloser Akt, den man dem Spender gar nicht hoch genug anrechnen kann.“ Doch Steinmeier habe in seiner Mitteilung auch darauf hingewiesen, dass er sich „mangels Alternative und weil die Voruntersuchungen es erlauben“ als Organspender zur Verfügung gestellt habe.
Tatsächlich sei die Nierenlebendspende eine gute Alternative zur chronischen Dialysebehandlung, da in Anbetracht des eklatanten Organmangels in Deutschland die Wartezeit auf eine ,normale’ Leichennierentransplantation gut fünf bis sechs Jahre betrage. „Das ist zu lang, denn viele Patienten verlieren in dieser Zeit ihre ,Operationsfähigkeit’, sind dann aufgrund verschiedener Begleiterkrankungen nicht mehr transplantierbar“, erläutert Galle.