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Die Nierenspende des SPD Fraktionsvorsitzenden Steinmeier hat eine Diskussion über den Mangel an Organspenden ausgelöst. Ökonomen schlagen vor: Gebt Organe nur an Menschen, die ihrerseits zum Spenden bereit sind.

Die Nachfrage nach Spendenorganen ist nicht nur in Deutschland deutlich größer als das verfügbare Angebot. Sie sollen allerdings nicht auf Märkten gehandelt werden, weil erwartet wird, dass vornehmlich Arme Organe verkaufen und Reiche diese nachfragen.

Transplantationsgesetzt sorgt für Defizit

Deshalb sind Organspenden lebender Menschen nur zwischen Verwandten, Ehepartnern sowie guten Freunden, und dies auch nur als Geschenk des Spenders erlaubt. Organspenden von Hirntoten setzen die Zustimmung des Spenders zu Lebzeiten oder – falls diese nicht existiert – die der nächsten Angehörigen voraus.

Das Defizit an Organen wird auch durch das Transplantationsrecht verursacht. Dies wird deutlich, wenn wir uns in die Lage eines Organspenders versetzen. Er hat einerseits gravierende psychische Kosten, weil er z.B. befürchten könnte, dass nicht alle lebensrettende Maßnahmen ergriffen werden, da man an seinen Organen interessiert ist.

Der private Nutzen fehlt

Andererseits mag sein persönliches Wohlbefinden steigen, weil er die Lebenschancen kranker Menschen verbessert. Mehr ist jedoch nicht drin, d.h. ein privatern Nutzen über Nächstenliebe hinaus fehlt. Dies liegt im Wesentlichen an den Kriterien, nach denen das knappe Spendenangebot auf die Nachfrage verteilt wird.

Empfänger von Organspenden werden nach dem deutschen Transplantationsgesetz in etwa wie folgt ermittelt: Mit der Zustimmung zur Spende werden die Organe an Personen auf einer Warteliste zugewiesen. Darauf stehen die, die gute Chancen für eine Transplantation besitzen. Angeführt wird die Liste von denen, die die Organe am medizinisch dringendsten benötigen. Sobald ein passendes Spenderorgan vorliegt, wird der dringendste Fall bedient, der sich medizinisch am besten eignet.

Reform könnte mehr Leben retten

Die Zuteilung der knappen Organe sucht eine faire Lösung, indem neutrale Kriterien der Bundesärztekammer angewandt werden. Die Transplantation einer Leber an einen nicht trockenen Alkoholiker würde wenig Sinn machen. Allerdings führen die ausschließlich medizinischen Kriterien dazu, dass die Interessen des Organspenders völlig irrelevant sind.

Würde man hingegen dem Vorschlag von Ökonomen folgen, könnten Menschen ihre Organspende auf diejenigen beschränken, die selbst zur Organspende bereit sind. Die Unterzeichnung des Organspendeausweises verbessert dann sowohl die fremde als auch die eigene Lebenschancen, wenn der potenzielle Spender selbst einmal auf eine Organspende angewiesen sein sollte.

Dabei sollte die Chance auf den Empfang eines Organs zunehmen, je länger ein Erwachsener zur Organspende bereit war. Eine solche Reform des Transplantationsrechts sorgt nicht nur für mehr Fairness, sondern rettet Leben, weil die Spendenbereitschaft steigt.