Bochum. Die Tage von rund 60 Bäumen am Harpener Hellweg scheinen gezählt. Sie stehen dem Neubau der Polizei im Wege. Dies plant die Stadt.

Die Tage der 40 bis 50 Jahre alten Allee auf dem Harpener Hellweg in Bochum-Kornharpen scheinen gezählt. Den Roteichen und Eschen droht die Motorsäge. Grund ist der Neubau des neuen Polizeipräsidiums auf dem jetzt unbebauten Naturgelände zwischen dem Sheffieldring und dem Harpener Hellweg gegenüber der dortigen Shell-Tankstelle.

Bäume sollen zu Gunsten der Aufrchterhaltung von Sicherheit und Ordnung weichen

Mit der Rodung beschäftigt sich am 6. Juni der Umweltausschuss, am 28. Juni auch der Naturschutzbeirat. Weil die Allee nach dem Landesnaturschutzgesetz besonders geschützt ist, braucht das Tiefbauamt eine „Befreiung“ durch den Naturschutzbeirat, um sie trotzdem fällen zu können. Voraussetzung für eine Befreiung ist ein „überwiegendes öffentliches Interesse“. Die Stadtverwaltung sieht dies gegeben: wegen „der Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung“.

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Hintergrund: Weil das bisherige Polizeipräsidium an seinem jetzt rund 100 Jahre alten Standort an der Uhlandstraße nicht mehr modern genug ist und den wachsenden Anforderungen der Technik und Digitalisierung gewappnet sein muss, entschied sich das Land für einen Neubau an anderer Stelle.

So soll das neue Polizeipräsidium Bochum am Harpener Hellweg aussehen.
 
So soll das neue Polizeipräsidium Bochum am Harpener Hellweg aussehen.   © WAZ | Polizei Bochum

Den Zuschlag dafür bekam Ende 2023 der Immobilienentwickler Thelen aus Essen, der das Grundstück, zurzeit noch ein Feld, schon 2016 von Thyssenkrupp gekauft hatte. Er investiert einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag in das Großprojekt. Baubeginn soll frühestens Mitte 2025 sein, die Fertigstellung ist im Herbst 2027 geplant.

900 Polizeikräfte werden umziehen

Im neuen Polizeipräsidium werden rund 900 Beschäftigte, die jetzt noch an der Uhlandstraße arbeiten, ihren Dienst verrichten. Die Kräfte der beiden Hundertschaften und der technischen Einheit (Taucher, Wasserwerfer etc.) werden nicht mit umziehen; sie bleiben am Gersteinring neben der JVA Krümmede.

Am neuen Standort sollen die technischen, polizeiinternen und sicherheitsrelevanten Standards für Polizeidienstgebäude besser als an der Uhlandstraße sein.

Der künftige Standort ist deutlich weiter von der City entfernt als der jetzige. Damit befindet sich künftig die Wache Bochum-Mitte nur noch an der Grenze ihres Zuständigkeitsbereichs. Die Polizei betont aber: „Auch wenn der Standort der neuen Polizeiwache Mitte etwas weiter aus dem Zentrum der Innenstadt rückt, ist weiterhin gewährleistet, dass die dort anfallenden Einsätze zeitnah wahrgenommen werden können. Die Streifenwagen sind auch nach dem Umzug zu einem erheblichen Anteil ihrer Dienstzeiten im Innenstadtbereich unterwegs und nehmen von dort aus die Einsätze wahr.“

Polizeifahrzeuge brauchen beim Losfahren und Ankommen sehr viel Platz

Der verkehrlichen Erschließung des neuen Polizeipräsidiums steht aber die Allee im Wege. Die Dienstfahrzeuge müssen im Notfall extrem schnell, sicher, ungehindert und direkt in alle Richtungen losfahren können. Sie brauchen deshalb sehr viel und sehr gut einsehbaren Platz auf dem Harpener Hellweg. Gleichzeitig ist der unmittelbar benachbarte Bereich zwischen Kornharpener Straße und der A40-Anschlussstelle eine Unfallhäufungsstelle. Kommt jetzt noch der Polizeiverkehr hinzu, verschärft sich dieses Problem.

Zudem müssen auch die Besucher des Polizeipräsidiums – ob zu Fuß, auf dem Rad, per Bus oder per Auto – einen komfortablen Zuweg zu dem Gelände bekommen. Deshalb, so die Stadtverwaltung, sei es „zwingend erforderlich, dass der Bereich des Harpener Hellwegs zwischen dem Sheffield-Ring und der Straße Geisental umfangreich umgebaut wird“ – die ganze mehrere Hundert Meter lange Strecke zwischen der Großkreuzung am westlichen Ende des Harpener Hellwegs und der A43-Brücke.

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Die betroffene Allee ist dreireihig. Die Verwaltung geht zurzeit davon aus, dass die Bäume auf der nördlichen Seite (Shell-Tankstelle) erhalten bleiben können. Im Mittelstreifen müssten aber 21 Alleebäume und auf der Südseite (künftiges Präsidium) insgesamt rund 38 Bäume gefällt werden. Wie viele weitere Bäume erhalten bleiben können, ist noch unklar. „Aktuell werden dazu verschiedene Planungsvarianten ausgearbeitet. Ein externer Baumsachverständiger ist bereits beauftragt“, so die Verwaltung.