Bochum. Bei der Europameisterschaft ist auch die Bochumer Reiterstaffel der Polizei besonders gefordert. An jedem Spieltag wird sie eingesetzt.
Die Fußball-Europameisterschaft, die in einem Monat beginnt, wird auch der in Bochum-Höntrop stationierten Landesreiterstaffel der Polizei alles abfordern. Es herrscht Urlaubssperre. Bei fast jedem Spiel – und das sind vor allem in den ersten beiden von insgesamt vier Turnierwochen sehr viele – werden die 43 Reiterinnen und Reiter sowie ihre 32 Wallache für Ordnung und Sicherheit sorgen. Polizeihauptkommissar Thomas Klapper, Ausbildungsleiter der Reiterstaffel, ist sicher: „Wir werden an allen Spieltagen zum Einsatz kommen. Definitiv.“
Pferde sind für die Polizei bei Fußballspielen und anderen Einsätzen wie etwa Demos ganz wichtige Kollegen. Sie bieten mehr Übersicht, weil die Reiterinnen und Reiter aus gut drei Metern Höhe die Einsatzszenerie viel besser überschauen können. Sie verfügen außerdem über eine viele größere Dynamik als Polizeikräfte zu Fuß, weil sie ihre Position schneller verlagern können, zum Beispiel im Galopp. Und nicht zuletzt haben Polizeipferde aufgrund ihrer mächtigen Physis „eine hohe psychologische Wirkung“ auf das Umfeld, wie Thorsten Maicher, Leiter der Reiterstaffel, sagt. „Das ist beeindruckend.“ Selbst Hooligans würden da nicht stehenbleiben, wenn Pferde auf sie zulaufen.
Vermehrt Übungen an den Spielorten in Gelsenkirchen, Düsseldorf, Köln und Dortmund
Die Fußball EM ist rein einsatztechnisch für die Mitglieder der Reiterstaffel nichts Neues. Schließlich gehören Fußballspiele – von der 1. bis zur 3. Liga sowie Champions-, Europaleague- und Pokalspiele – zu ihrem fast täglichen Geschäft. Überall in Deutschland werden sie bei Bedarf eingesetzt. Dennoch finden wegen der EM jetzt vermehrt Übungen zusammen mit der Bereitschaftspolizei an den vier NRW-Spielorten Gelsenkirchen, Dortmund, Köln und Düsseldorf statt.
Außerdem absolviert die Staffel tägliche individuelle Übungen und bricht ebenfalls täglich zu Streifenritten zu zweit und in geschlossenen Formationen auf, wie am Dienstagmorgen zum Beispiel durch ihre Nachbarschaft in Höntrop. „Streifen haben einen Doppeleffekt“, sagt Maicher. „Zum einen unterstützen wir Kreispolizeibehörden bei der Kriminalitätsbekämpfung.“ Zum Beispiel in Wohngebieten, in denen es verstärkt Wohnungseinbrüche gibt. Auch bei der Suche von Vermissten würden die Pferde zum Einsatz kommen. Gleichzeitig, so Maicher, „werden dabei vor allem junge Pferde an Reize draußen gewöhnt und auf weitere Einsätze vorbereitet.“
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Thomas Klapper, Ausbilduungskoordinator bei der Reiterstaffel, beschreibt beispielhaft, wie so ein Trainingstag aussieht: „Die Pferde gehen im geschlossenen Verband heraus. Sie lernen, nebeneinander zu gehen, koordiniert zu gehen, sich im Straßenverkehr fortzubewegen, ohne dass es Komplikationen gibt.“ Die Pferde würden dabei Umwelteinflüsse kennenlernen und geschult, nicht überzureagieren. „Pferde reagieren immer mal über, aber das ist die Sache des Reiters, das zu kommunizieren: Das ist gut, das ist nicht so gut.“
Ganz wichtig sei auch der Muskelaufbau, „weil die Pferde bei Einsätzen viel stehen, viel Schritt gehen. Damit die Pferde dem standhalten, ist der Muskelaufbau von besonderer Bedeutung“, so Ausbildungskoordinator Klapper.
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Dass zur EM jetzt Menschen aus ganz Europa nach NRW kommen und eventuell kein Wort Deutsch sprechen, spielt für die Polizei keine Rolle. „Unter unseren Reiterinnen und Reitern finden sich stets Kolleginnen und Kollegen, die der englischen Sprache mächtig sind“, sagt Polizeisprecher Marco Bischoff. „Weiterhin ist während der EM ein Zugriff auf Kolleginnen und Kollegen gewährleistet, die andere gängige Fremdsprachen beherrschen.“
Zwei frühere Reiterstaffeln worden in Bochum zusammengelegt
Die Landesreiterstaffel ist erst seit Juli 2021 an der Zollstraße in Höntrop stationiert. Auf dem 36.000 Qudradmeter großen Gelände eines Pferdepensionsbetriebes wurden die beiden bisherigen Reiterstaffel-Standorte in Dortmund und im niederrheinischen Willich zusammengelegt.
Die Pferde haben mehrere Trainingsplätze und in ihren Unterkünften relativ viel Platz: 16 Quadratmeter in ihrer Box, 24 Quadratmeter auf ihrem eingezäunten, graslosen Auslauf (Paddock).
Das Gelände hat die Polizei für 20 Jahre gepachtet.