Bochum. Es heißt Europahaus. Aber bekannt ist Bochums einst höchstes Gebäude vor allem durch den Mercedes-Stern auf dem Dach. Der ist nun verschwunden.

Bergbaumuseum, Tippelsberg, Exzenterhaus. Diese und einige andere markante Punkte und Gebäude prägen die Silhouette von Bochum. Landmarken eben. Dazu gehört auch eines der höchsten Gebäude der Stadt: das Europahaus am Kurt-Schumacher-Platz in der Innenstadt. Fast über Nacht hat das allerdings sein bekanntestes Detail verloren: den Mercedes-Stern auf dem Dach.

Europahaus Bochum hat nach fast 60 Jahren seinen Mercedes-Stern verloren

Fast 60 Jahre lang thronte und drehte sich das Markenzeichen von Mercedes Benz auf dem 60,5 Meter hohen Gebäude gegenüber dem Hauptbahnhof. Darunter stand an zwei Seiten der 16. und damit höchsten Etage des viereckigen Gebäudes der Namenszug „LUEG“. Er wirbt für eines der größten Autohandelshäuser in Deutschland. Lueg gehörte nach Angaben des Instituts der deutschen Automobilwirtschaft 2022 mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Euro zu den bundesweit Top-15-Autohäusern. Das Unternehmen selbst gibt aktuell einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro an.

Der Mercedes-Stern auf dem Dach des Europahauses ist mittlerweile verschwunden; ebenso wie der Schriftzug „Lueg“.
Der Mercedes-Stern auf dem Dach des Europahauses ist mittlerweile verschwunden; ebenso wie der Schriftzug „Lueg“. © FUNKE / Foto Services | Gero Helm

Beides ist nun verschwunden: Der Stern fehlt ganz, vom Schriftzug sind nur noch die Abdrücke zu erkennen. „Das Logo von Mercedes-Benz wurde 1966 auf Wunsch des Herstellers auf dem Gebäude angebracht, wird aber jetzt nicht mehr unterstützt“, heißt es bei Lueg auf Anfrage dieser Redaktion. Die Marke Mercedes-Benz habe sich ebenso wie Lueg, einer der größten Mercedes-Handelshäuser, über die Jahre stark verändert. „Die alte Präsentation am Gebäude ist heute nicht mehr markengerecht“, so Lueg, stimme außerdem nicht mehr der Corporate Identity, der Selbstdarstellung, überein und wurde daher entfernt.

Lueg ist längst mehr als nur ein Mercedes-Händler

„Auch ist Lueg heute ein moderner Mobilitätsanbieter und weitaus mehr als ein Mercedes-Benz-Händler“, heißt es bei dem Bochumer Familienunternehmen als Grund dafür, den Namenszug vom Europahaus zu entfernen. „Daher wird eine Fokussierung auf eine von vielen Premiummarken der Unternehmensgruppe nicht gerecht.“

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Die 1856 in Bochum gegründeten Fahrezugwerke Lueg AG vertreibt mittlerweile zahlreiche Automarken, neben Mercedes noch Ferrari, Volvo, Ineos Grenadier, baut Spezialfahrzeuge wie Krankenwagen, vertreibt Lkw und bietet Mobilitätsdienstleistungen an. Gerade erst hat das Unternehmen mit seiner Tochter, dem Ferrari-Händler Sportivo, in Düsseldorf eine 1115 m² große Hallen- und Bürofläche angemietet.

Top of the City: Europahaus war mal das höchste Gebäude in Bochum

Das 1962 fertiggestellte Europahaus war bis 1973 das höchste Gebäude in der Stadt, ehe es vom Terrassen-Hochhaus in Querenburg mit seinen 20 Etagen und einer Höhe von 65,8 Metern abgelöst wurde.

Das 2013 fertiggestellte Exzenterhaus ist mit 89 Metern das höchste Gebäude in Bochum.
Das 2013 fertiggestellte Exzenterhaus ist mit 89 Metern das höchste Gebäude in Bochum. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Es steht heute auf der Liste der höchsten Gebäude Bochums auf Platz fünf hinter dem Exzenterhaus an der Universitätsstraße (89 Meter), dem Bomin-Haus an der Königsallee (75 Meter), der Feuerbeschichtungsanlage von Thyssenkrupp an der Essener Straße (70 Meter) und dem Terrassen-Hochhaus. Sein „Gegenstück“ im Viereck vor dem Hauptbahnhof ist das gleich hohe Mercure-Hotel an der Massenbergstraße. Ein weiteres, ähnlich hohes „Gegenstück“ soll der Citytower direkt gegenüber dem Europahaus werden.

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Ein Haus mit Botschaft: Architekt wollte ein Zeichen setzen

Entworfen hat das Europahaus der Architekt Roman Reiser, der zum Bochumer Stadtbild unter anderem auch das Bomin-Haus, das Zisterzienser-Kloster, Bauten der Fiege-Brauerei oder die Niederlassung der Deutschen Bank am Husemannplatz beigesteuert hat. Gebaut wurde es im Auftrag der Gebrüder Kufus aus Recklinghausen als Bürogebäude. Seinen Namen hat es vom Architekten selbst bekommen, der damit zu Beginn der 1960er Jahre Werbung für Europa machen wollte. „Ich war Kriegsteilnehmer und wollte alles dafür tun, dass der Frieden bleibt. Europa ist der Garant für Frieden und Europa ist meine Leidenschaft“, so Reiser vor einigen Jahren im Gespräch mit dieser Redaktion.

Eigentümerin des Gebäudes war viele Jahre lang die Deutsche Post, die ein Fernmeldeamt in dem Hochhaus unterhielt. Mittlerweile ist es in Besitz der Kompernass Grundstücksverwaltung aus Bochum-Wattenscheid. Größter Mieter ist ein Facharztzentrum mit zehn Praxen.

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