Bochum. Bei einem Brücken-Neubau in Bochum ist auch ein Radweg mit eingeplant. Die Kosten für den Streifen haben sich verdreifacht – auf 280.000 Euro.

Der Neubau der Neveltalbrücke, die Bochum-Linden mit Wattenscheid verbindet, ist eigentlich Sache des Landes. Drumherum wurde von Straßen.NRW auch schon einiges unternommen, um den Ersatzbau vorzubereiten. Etwa in Form von Rodungen. Ganz unbeteiligt ist die Stadt Bochum an der Sicherungsmaßnahme allerdings nicht. Im Rathaus wurde bei Beginn der Planung gefordert, die Brücke etwas breiter zu bauen, damit man auch auf der Südseite die Option für einen Radweg hat. Straßen.NRW hat nur einen für die nördliche Seite vorgesehen. Dieser Extra-Wunsch kommt der Stadt nun allerdings teuer zu stehen.

Geldverschwendung? Kostenexplosion bei Mini-Radweg in Bochum

Es geht lediglich um einen 80 Zentimeter breiten Streifen, um den die Brücke auf ihrer Länge von 53 Metern erweitert wird. Vor sechs Jahren, als der Brücken-Neubau im Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität beschlossen wurde, hatte die Stadt noch mit Kosten in Höhe von ca. 95.000 Euro kalkuliert. Diese Summe hat sich inzwischen jedoch verdreifacht. Aktuell geht man im Rathaus von 280.000 Euro aus, die für das bisschen Brücke fällig werden – Stand jetzt.

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Denn dass die Kosten derart explodiert sind, hat natürlich mit den allgemeinen Preissteigerungen und den geopolitischen Auswirkungen zu tun. Und diese Entwicklung ist bekanntlich dynamisch.

Neue Brücke in Bochum: Ursprünglich war nur auf einer Seite ein radweg geplant

Gleichwohl hält die Stadt die Investition für sinnvoll, wie Christoph Matten bei seiner Berichterstattung in der Bezirksvertretung Bochum-Südwest unterstreicht. „Wir zahlen nicht für Abbruch, Straßenbau, Bergbausicherung etc.“, erklärt er. Man wolle halt auf Sicht die Möglichkeit haben, einen durchgehenden Radweg auf beiden Seiten des Munscheider Damms, der über die Neveltalbrücke führt, zu installieren. Dem habe die Planung von Straßen.NRW, nur nördlich 2,50 Meter Platz für einen kombinierten Geh- und Radweg einzuplanen, entgegengestanden.

Die Neveltalbrücke zwischen Bochum-Linden und -Wattenscheid ist in die Jahre gekommen und muss erneuert werden.
Die Neveltalbrücke zwischen Bochum-Linden und -Wattenscheid ist in die Jahre gekommen und muss erneuert werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Mit den nun vereinbarten zusätzlichen 80 Zentimetern käme man schließlich auf eine Breite von 1,60 Metern, die Radfahrern auf der südlichen Seite künftig einmal zur Verfügung stünden. Wenn auch die übrige Radinfrastruktur zwischen Linden und Wattenscheid ausgebaut wird.

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Dies sei in Planung, so Matthias Olschowy, Nahmobilitätsbeauftragter der Stadt. „Wir wollen auch auf der Kreuzung Wuppertaler Straße/Hattinger Straße und auf der Wuppertaler Straße eine Radverbindung herstellen“, blickt er voraus. Es gebe heute keine Anbindung für Radfahrer, diese solle geschaffen werden. Daher sei es wichtig, das Potenzial für einen Radweg auf der Brücke zu halten. Die Straßenseite zu wechseln, sei keine Option.

Das ist schweineteuer, aber wichtig für die Zukunft.
Christoph Matten - Tiefbauamt Stadt Bochum

Christoph Matten gibt zudem zu bedenken, „dass wir sicher später keine Brücke für Radfahrer nochmal daneben gebaut bekommen“, wenn man jetzt aus Kostengründen auf die nötige Breite verzichte. Er nennt das Beispiel der Brücke im Wiesental: „Da kriegen wir heute keine Radfahrer drüber.“ Wenn man jetzt nicht mitbaue, habe man keinen Platz mehr. „Ja, das ist schweineteuer, aber wichtig für die Zukunft.“

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„Das ist ein ziemlicher Schluck aus der Pulle für eine Radverkehrsfläche“, findet auch Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD), der sehr hofft, „dass der Neubau auch gemacht wird. Das wäre der Super-GAU für den Südwesten, wenn wir diese Brücke nicht haben.“ Baustart soll laut Christoph Matten 2025. „Hoffentlich hält das Bauwerk auch den Mehrverkehr während der A40-Sperrung aus“, sagt Gräf mit Blick auf die mangelhafte Tragfähigkeit der Neveltalbrücke, wegen der sie ja komplett erneuert werden muss.

Geldverschwendung? Planungsfehler? Warum die Grünen in Bochum das anders sehen

500.000 Euro erhalte der Bezirk Südwest jährlich für die Hochbausanierung, sagt Andreas Bracke von der CDU. Er findet in Relation dazu 280.000 Euro „für einen halben Radweg, der irgendwo endet“, doch reichlich viel. „Es wäre doch den wenigen Radfahren auch zuzumuten, auf der anderen Seite mitzufahren“, meint Bracke. „Das ist verdammt viel Geld. Ich habe da wirklich Probleme mit dem Okay für den Radweg.“

Karl-Heinz Benning von der FDP spricht sogar offen von „Planungsfehlern“, die in der Vergangenheit gemacht worden seien. „Was kann man tun, um das künftig zu vermeiden? Was lernen wir daraus?“, fragt er.

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Christoph Matten räumt ein, dass man den Brücken-Neubau „heute wahrscheinlich anders planen“ würde. Auch die Stadt habe Einfluss darauf genommen. Damals habe aber immer der Verkehr im Vordergrund gestanden und dass die Brücke so lange wie möglich stehen bleiben soll. „Da haben wir nicht über Kosten gesprochen.“ Deren Explosion sei „damals so nicht absehbar“ gewesen.

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Die Grünen sehen in der Ausgabe von 280.000 Euro für den kleinen Brückenstreifen keine Geldverschwendung. „Ich erinnere mich noch gut an die ersten Diskussionen“, sagt Monika Engel. „Damals wurde gefragt, ob es nicht sinnvoll sei, auf beiden Seiten einen Radweg mit einzuplanen. Von daher ist dies aus unserer Sicht das richtige Vorgehen. Und auch kein Grund, über die Kosten zu diskutieren. Wir sollten bei dieser Planung bleiben, um vernünftig von Linden nach Oberdahlhausen zu kommen. Wenn Lkw dort her fahren, möchte ich nicht, dass die Radfahrer die Straße queren müssen.“

Das möchte offenbar niemand in der Bezirksvertretung Südwest, die den erhöhten Kostenanteil am Neubau der Neveltalbrücke schließlich einmütig (bei einer Enthaltung) abnickt. Letztlich entscheidet aber der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur in seiner Sitzung am 29. Mai.

Neue Brücke wird parallel gebaut

Die alte Brücke über das Neveltal in Bochum-Linden ist eine gemauerte Gewölbebrücke aus dem Jahr 1929. Derzeit dürfen sie aufgrund der eingeschränkten Tragfähigkeit der Brücke nur Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von unter 16 Tonnen nutzen.

Die neue Brücke wird parallel zum alten Bauwerk gebaut, so dass eine Vollsperrung dieser wichtigen Verbindung zwischen Bochum und Hattingen während des Neubaus vermieden werden kann.