Bochum-Weitmar. Im Herbst beginnen die Vorbeitungen für den Neubau der Neveltalbrücke am Munscheider Damm in Bochum. Dazu muss eine Trasse kahlgeschlagen werden.

Der Neubau der Neveltalbrücke am Munscheider Damm rückt nun näher. Die Vorarbeiten für das Großprojekt beginnen im Herbst – mit der Fällung von Hunderten von Bäumen.

Sie gehört zu den Bauprojekten, die seit Jahren geplant und immer wieder verschoben wurden: Die Brücke am Munscheider Damm übers Neveltal. Bereits 2016 sollte ein Ersatz-Neubau in Angriff genommen werden, dann wurde 2020 als Baubeginn genannt. Wieder verstrich die Zeit.

Baufeld in Bochum-Weimar freimachen

Die jüngste Verzögerung begründet Nadia Leihs, Pressesprecherin des Landesbetriebes Straßenbau NRW Regionalniederlassung Ruhr in Bochum, mit dem Planfeststellungsverfahren. „Es hat Einwendungen gegeben. Einige davon haben wir in die Pläne eingeflochten, sie noch einmal überarbeitet. Damit wurde eine erneute Offenlage erforderlich, so dass der gesteckte Bauplan nicht eingehalten werden konnte.“

Doch jetzt soll alles ganz schnell gehen: „Wir starten im Herbst damit, das Baufeld freizumachen. Zeitgleich wird das Bauwerk ausgeschrieben und vergeben“, so Leihs. Sie geht davon aus, dass dann im kommenden Frühjahr begonnen werden kann, „doch es kann natürlich immer etwas dazwischen kommen“.

Neue Brücke entsteht neben der alten

Die neue Brücke wird neben der bestehenden gebaut. Nach Fertigstellung wird die alte Brücke abgerissen. Wie so oft bei Großprojekten, wird auch hier viel abgeholzt: 180 große Bäume sowie eine unbekannte Zahl an Haselsträuchern sowie jungen Bäumen werden gefällt, aus Vogelschutzgründen nicht vor Oktober.

Neuanpflanzungen sind vorgesehen, indes nicht komplett an ursprünglicher Stelle. Ein Teil der Flächen, die jetzt gerodet werden, werden später zum neuen Straßenabschnitt. Andere Teile brauche der Landesbetrieb Straßenbau NRW für das Baufeld. „Der Bereich wird später in seinen alten Zustand versetzt.“ Zu den Aufforstungen gehören neben neuen Bäumen auch Blühwiesen, Sträucherhecken im direkten Umfeld, die weiteste Fläche sei, so Leihs, 500 Meter entfernt.

Die alte Brücke am Munscheider Damm (hier in Richtung Zeppelindamm) wird abgerissen, sobald die neue Brücke fertig ist.
Die alte Brücke am Munscheider Damm (hier in Richtung Zeppelindamm) wird abgerissen, sobald die neue Brücke fertig ist. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die Abholzungen haben Einfluss auf die Verkehrsführung. Ein Konzept, so Nadia Leihs, werde zurzeit erstellt. „Wir wollen möglichst wenig Eingriff in den Verkehr. Es wird zu Einengungen und teilweise zum Wegfall einer Fahrspur kommen. Vollsperrungen wollen wir vermeiden.“

Die vorhandene Brücke am Munscheider Damm hat eine Gesamtlänge von 76,70 Metern und eine Breite von 11,80 Metern und besteht aus vier 15 Meter hohen Ziegelsteingewölben. Im Neveltal unterhalb des Bauwerks verläuft der Springorum-Radweg auf einem ehemaligen, mit Gehölzen gesäumten Bahndamm.

Brücke seit langem marode

Die gemauerte Gewölbe-Brücke übers Neveltal wurde 1929 erbaut. Sie gilt seit langem als sehr marode.

Ein Erhalt aus städtebaulichen Gründen, wie mehrfach gefordert worden war, kommt längst nicht mehr in Frage.

1979 wurde die Brücke saniert; dennoch musste sie wegen nachlassender Tragfähigkeit für Sattelzüge über 16 Tonnen bereits ein Jahr später gesperrt werden. Dies gilt bis heute.

Im Vorfeld wurden mehrere Varianten untersucht. Die jetzige Planung mit dem Bau der neuen neben der alten Brücke erwies sich laut des Landesbetriebs als die mit den wenigsten Umwelteingriffen. Ein Radweg soll parallel geführt werden, ein Übergang auf Höhe der Schnatstraße ist vorgesehen.

Zum Schutz der Umwelt wurde ein landschaftspflegerischer Begleitplan aufgestellt. Dieser wurde zusammen mit Naturschutzverbänden und der Stadt Bochum abgestimmt. Der Plan sieht vor, dass bestehende Teilflächen des Straßenraumes entsiegelt und intensiv genutzte Weiden in eine extensive Nutzung überführt werden.

Zwergfledermäuse schützen

Um die Zwergfledermäuse im Bereich der Neveltalbrücke zu schützen und passende Ausgleichsmaßnahmen zu initiieren, werden Blühstreifen zur Verbesserung des Nahrungsangebotes der Fledermäuse geschaffen. Die Blühstreifen ziehen Insekten an, welche wiederum von den Fledermäusen gefressen werden. Zuvor wurden für die Tiere alternative Nistplätze aufgehängt. „Wenn es mit den Baumfällungen losgeht, wird eine Biologin die Maßnahme begleiten und insbesondere auf sogenannte Höhlenbäume achten, wo sich Fledermäuse Schutz suchen“, sagt Nadia Leihs.

Die Bauzeit soll zwei Jahre betragen. Der Landesbetrieb rechnet mit Kosten in Höhe von drei Millionen Euro.