Bochum. Der Zustand einer Anwohnerstraße in Bochum-Wattenscheid ist besonders beklagenswert. „Da muss was passieren“, sagt der Bezirksbürgermeister.
Golfballgroße lose Steine, weitläufige Schlaglöcher, zerstörte Bordsteine, enge, rumpelige Gehwege. Wer über die Stresemannstraße fährt oder läuft, muss sehr gut aufpassen, um nicht zu Schaden zu kommen. Die mehr als 45 Jahre alte Straße in Wattenscheid-Mitte, die nach einem Spitzenpolitiker der Weimarer Republik benannt ist, befindet sich seit langem in einem beklagenswerten Zustand. In der Liste der marodesten Straßen in Bochum belegt sie einen der Spitzenplätze. Und dieser Zustand könnte noch einige Jahre andauern.
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„Unmöglich!“, sagt eine betagte Anwohnerin, die auf einem Gehweg einen Einkaufstrolley hinter sich herzieht. Dieser ruckelt und wackelt bedenklich, denn er muss eine nur rund 50 Zentimeter breite Engstelle queren, die so ebenmäßig ist wie die Oberfläche eines Streuselkuchens. Mächtige Wurzeln sind durch die unbefestigte Gehwegfläche ans Tageslicht gewachsen. Überall verstreut liegen lockere Steine unbekannter Herkunft. „Katastrophal“, nennt Bezirksbürgermeister Hans Peter Herzog (SPD) die Gehweg-Situation im Gespräch mit der WAZ. „Da muss was passieren.“
Autoreifen können lose Steine in die Luft schleudern
Das meint auch ein Rentner, der gerade seinen kleinen Hund ausführt. Er verweist auch auf die vielen kleinen Steine, die beim Überfahren vom Autoreifen mit voller Wucht nach rechts und links geschleudert werden können. Und er beklagt, dass auch solche Autofahrer die Stresemannstraße durchqueren, die gar keine Anlieger sind. Nur diese dürfen dort herfahren. Seit der Abpollerung der benachbarten Parkstraße, in der ebenfalls nur Anlieger durchfahren dürfen, werde die Stresemannstraße als Ausweichstrecke benutzt, oft auch zu schnell. Sofern dies der kaputte Untergrund überhaupt erlaubt.
Diese Kritik kann Bürgermeister Herzog allerdings nicht teilen. Die Anwohner würden das Problem der Verkehrszunahme und die angeblich hohe Geschwindigkeit „dramatisieren“. Messzahlen der Stadt würden das belegen. Seitenradarmessungen und Geschwindigkeitstafeln hätten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 bzw. 27 Stundenkilomertern ergeben und eine Verkehrszählung einen Wert im Spitzenbereich von weniger als 100 Fahrzeugen pro Stunde.
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Den Zustand der Straße aber, und aus seiner Sicht vor allem der der Gehsteige, sei „dringend sanierungsbedürftig“, meint Herzog. Es gebe eine Anregung der Bezirksvertretzung an die Bauverwaltung, für das gesamte Quartier ein Verkehrs- und Sanierungskonzept zu entwickeln. „Erst vor wenigen Wochen wurde die Bitte weitergeleitet, die schlimmsten Stellen der Gehwege wieder begehbar zu machen, besonders im Eingangsbereich der Stresemannstraße“, so Herzog.
Ratsfraktion: „Nicht mehr als verkehrssicher zu bezeichnender Zustand“
Schon vor knapp einem Jahr hatte die SPD-Bezirksfraktion erklärt , dass der Zustand der Gehwege und der Fahrbahndecke der Stresemannstraße – außer der erneuerten Fahrbahndecke zwischen Marienstraße und Thingstraße – in einem „nicht mehr als verkehrssicher zu bezeichnenden Zustand“ sei. Doch eine Sanierung hat bis heute nicht stattgefunden.
Viele weitere marode Straßenzüge
Die Stresemannstraße ist bei weitem nicht die einzige marode Straße in Wattenscheid. Bezirksbürgermeister Hans Peter Herzog kann noch „zig andere“ aufzählen. Etwa Teile der Südstraße und Straßen rund um den Bahnhof Höntrop. Er spricht von „fürchterlichen Zuständen“ und von „Flickwerk“. „Die Bauverwaltung kommt nicht hinterher.“
Er habe das Gefühl, dass nur noch dann repariert werde, wenn gleichzeitig Kanalarbeiten erledigt werden – weil es dann öffentliche Zuschüsse gebe. Man merke nun die Haushaltssicherungsjahre, aber schon vorher sei „manches kaputtgespart“ worden.
Auch Teile der Parkstraße, eine Nachbarstraße der Stresemannstraße, sind völlig marode.
Eine Anwohnern äußerte auch Kritik an der Polizei, weil sie nicht kontrolliere, dass nur Anlieger durch diese Straßen fahrden dürfen. Das will die Polizei nun aber tun, wie sie auf WAZ-Anfrage mitteilt.
Um die Situation zu verbessern, hat die Stadt bereits einige Problemstellen entschärft. „Zum Beispiel wurden im Jahr 2021 an den vorhandenen Straßeneinmündungen die Bordsteine im Bereich der Straßenquerungen abgesenkt und barrierefrei, mit taktilen Leiteinrichtungen ausgebaut“, teilt ein Stadtsprecher mit. Dies sei vor allem für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung sehr vorteilhaft. Weitere grundlegende Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen können aber frühestens ab 2026 erfolgen.
Die Verkehrssicherheit werde vom Technischen Betrieb regelmäßig kontrolliert, versichert die Stadt. „Festgestellte Gefahrenstellen werden kurzfristig beseitigt.“