Bochum. Zwei Jahre lang wurde gebaut – jetzt darf Bochums neue Lohringbrücke befahren werden. Rund 20 Millionen Euro hat die Stadt investiert.

Sie ist eine der wichtigsten Brückenverbindungen in Bochum: die nagelneue Lohring-Brücke. Seit Mittwochmittag, nach zweijähriger Bauzeit, rollt dort der Verkehr in vollem Umfang.

Der 102 Meter lange Überbau verfügt jetzt anders als bei der alten Lohring-Brücke über einen Radweg mit einer komfortablen Breite von 1,85 Meter. Mit einer weißer Linie ist er vom Kraftverkehr abgetrennt. Weil es natürlich auch einen neuen Gehweg gibt, ist das Bauwerk insgesamt drei Meter breiter als die alte Lohring-Brücke. Jetzt sind es 15 Meter. Das Bauwerk steht auf 37 Großbohrpfählen mit je 1,5 Meter Durchmesser und verfügt über zwei V-förmige Mittelstützen.

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Das seit Juni 2022 errichtete Bauwerk verbindet vier Stadtbereiche: Innenstadt, Altenbochum, Grumme und Kornharpen. Die alte, mehr als 100 Jahre alte Lohring-Brücke, auch Lohberg-Brücke genannt, war marode. Die ersten Bauteile waren errichtet worden, als noch Kaiser Wilhelm II. regierte. Die Verbindung zwischen Stahl und Beton war zuletzt nicht mehr dauerhaft gewährleistet. Eine erneute Sanierung wäre unwirtschaftlich gewesen.

Die neue Brücke verfügt über zwei V-förmige Mittelstützen.
Die neue Brücke verfügt über zwei V-förmige Mittelstützen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Arbeiten standen unter großem zeitlichen Druck

Um eine jahrelange Vollsperrung dieser wichtigen Verkehrsroute zu vermeiden, wurde die neue Brücke direkt neben der alten gebaut. So konnte der Verkehr während der Neubauarbeiten auf der alten Brücke weiter fließen. Erlaubt waren aber aus Sicherheitsgründen nur Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen Gewicht. Anfang 2024 wurde aber auch das alte Bauwerk abgerissen, so dass ein Überqueren der Gleise nicht mehr möglich war – Vollsperrung.

Die Bauarbeiten standen von Anfang an unter großem zeitlichen Druck. Die Brücke führt über eine der meistbefahrenen Bahnstrecken in ganz Deutschland, der Hauptachse zwischen Dortmund und Duisburg, sozusagen die A40 der Deutschen Bahn. Das Baufeld war ausgesprochen komplex, weil dort neun Bahngleise für den Güter- und Personenverkehr auf zwei verschiedenen Ebenen entlangführen.

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Die Bahn hatte für den Brückenbau nur zehn Sperrpausen gewährt, die jeweils zwischen vier und sechs Stunden dauerten. Diese Zeiten waren absolut unverrückbar, so dass der Bauzeitplan minuziös geplant werden musste. Wäre etwas Größeres schief gegangen – etwa Probleme bei der Lieferung von wichtigem Material –, hätte der Bauherr, die Stadt, „ein großes Problem“ gehabt, wie Stadtbaurat Markus Bradtke bei Baubeginn gesagt hatte. Es ist aber terminlich nichts schiefgegangen. Andernfalls hätte es auf absehbare Zeit keine neue Lohring-Brücke gegeben, weil die Bahn vorerst keine weiteren Sperrzeiten mehr gewährt hätte.

Bochums OB Eiskirch: die größte Brücke in Deutschland mit Spritzverzinkung als Korrosionsschutz

Kurz vor der Freigabe der Lohring-Brücke in Bochum: Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (Bildmitte vorn) mit Fachkräften der Baufirma und Lokalpolitikern.
Kurz vor der Freigabe der Lohring-Brücke in Bochum: Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (Bildmitte vorn) mit Fachkräften der Baufirma und Lokalpolitikern. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Diese Brücke ist besonders nachhaltig“, sagt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). „Sie ist mit einer Spritzverzinkung gegen Korrosion geschützt. Deshalb müssen wir da in den nächsten 100 Jahren nicht mehr ran. Bei den herkömnmlichen muss man das schon nach 30 Jahren.“ Zurzeit sei sie die größte Brücke in Deutschland mit Spritzverzinkung als Korrosionsschutz.

Eiskirch war bei der Freigabe der Brücke am Mittwochmittag dabei, zusammen mit rund 100 weiteren Interessenten. „Auch die, die zum VfL wollen, werden sich freuen“, sagte der OB und spielte damit auf eine schnelle, seit Jahrzehnten viel genutzte Verbindung zum Ruhrstadion an.

Stadt Bochum hat 109 Straßenbrücken

Die alte Lohringbrücke stammt aus den 1920er-Jahren und ist eine der ältesten der 109 Straßenbrücken in Bochum. Im Krieg wurde sie teilweise zerstört.

Seit einigen Wochen ist sie fast komplett abgerissen. Ein Rest des Bauwerks im nördlichen Gleisbereich wird erst im kommenden Sommer beseitigt, wenn die Bahn eine weitere Sperrpause genehmigt.

Neu gebaut wurde auch ein Kreisverkehr am nördlichen Ende der Brücke, an der Einmündung zur Harpener Straße. Vorher befand sich dort eine T-Kreuzung mit sehr scharfen Kurven. Noch bis zum Sommer kann der Verkehr im Kreisverkehr von der Brücke kommend aber nur nach links, Richtung Grumme, abbiegen, nicht nach rechts in die Harpener Straße. Dort laufen noch Straßenarbeiten.

Wetterprobleme verhinderten schon frühere Öffnung der Brücke

Fertiggestellt war die Brücke schon im Dezember 2023. Dann gab es aber Probleme mit dem damals noch anstehenden Abriss der alten Brücke. Der dazu erforderliche Kran für den Abstransport der Bauteile musste entgegen der Pläne direkt am Zugang der neuen Brücke aufgestellt werden, weil der Boden am ursprünglich vorgesehenen Platz neben den Gleisen infolge des vielen Regens zu aufgeweicht war. „Erst nass, dann Frost, dann wieder nass“, so beschreibt Susanne Düwel, Leiterin des Tiefbauamts, die Probleme mit dem feuchten Winter.

Die gesamten Baukosten belaufen sich auf rund 20 Millionen Euro. Drei Viertel steuert das Land bei, ein Viertel die Stadt. Zu Baubeginn waren rund 16 Millionen kalkuliert.

Die Lohring-Brücke ist die vorerst letzte große Straßenbrücke, die die Stadt erneuern musste.