Bochum. Nach fast zweijähriger Bauzeit ist die neue Brücke der Wittener Straße über dem Sheffieldring fertig. Jetzt rollt der Verkehr auf vier Spuren.
Das erste private Fahrzeug, das stadtauswärts über die nagelneue Brücke Wittener Straße gefahren ist, war ein Bochumer Porsche-SUV. Es war am Samstag um 11.05 Uhr: Der Fahrer zögerte noch etwas, ob er nicht doch wieder – wie seit fast zwei Jahren – nach rechts auf die Umleitung auf den Sheffieldring abbiegen musste, fuhr dann aber geradeaus. Er durfte es.
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Wenige Sekunden zuvor hatte Bürgermeisterin Gaby Schäfer (SPD) zu Vertretern der Bezirksvertretung, des Tiefbauamtes und der Politik gesagt: „Ihr dürft jetzt rückwärts zählen: 10 - 9 - 8 - 7… Die Wittener Straße ist wieder frei!“ Schnell noch die Absperrung von der Fahrbahn weggetragen – und dann rollte der Verkehr. In umgekehrter Fahrtrichtung, zur Innenstadt, war das neue Brückenteil bereits im Juli 2019 eröffnet worden.
Anwohner mussten viel Geduld und Verständnis haben
Die Freigabe der gesamten Brücke mit insgesamt vier Spuren und zwei Straßenbahngleisen ist für ganz Bochum eine enorme Erleichterung. Anwohner mussten gewaltigen Lärm, viel Schmutz und enorme Enge ertragen, Kraftfahrer eine 2,3 Kilometer langen Umweg über den Sheffield- und Opelring in Kauf nehmen, wenn sie von der Innenstadt in Richtung Langendreer fahren wollten. Auch die dortige SB-Tankstelle hatte unter der Baustelle zu leiden. Zudem war eine Abfahrt vom Sheffieldring auf die Wittener Straße in der Bauzeit dicht – jetzt ist auch sie wieder frei.
Viel Geduld und Verständnis habe die Baustelle von den Bürgern abverlangt, meinte Bürgermeisterin Gaby Schäfer.
Die Wittener Straße mit rund 16.000 Pkw und mehr als 1000 Lkw pro Tag ist von überragender Bedeutung, allein schon wegen des neuen Gewerbegebietes Mark 51/7. Deshalb war es besonders wichtig, eine dauerhaft baustellenfreie Brücke zu haben. Das war mit dem alten, fast 60 Jahre alten Spannbeton-Bauwerk nicht zu gewährleisten.
Alte Brücke hatte erhebliche Risse
Beide Brückenteile waren marode, hatten erhebliche Risse. Bereits seit 2015 war der Verkehr auf nur eine Fahrspur je Richtung reduziert worden, um die Brücke zu entlasten. Weil eine Reparatur aber unwirtschaftlich gewesen wäre, baute die Stadt neu. Im Oktober 2017 wurde erst die Brücke in Fahrtrichtung Langendreer abgerissen, ein Jahr später das andere Teil in Richtung Innenstadt. Nur stadteinwärts konnte der Kraftverkehr während der Bauzeit weiter fließen, durch ein einspuriges Nadelöhr mit wechselnder Verkehrsführung. Auch der Straßenbahnverkehr war stark beeinträchtigt.
Zahlen und Mengen
400 Meter Entwässerungsleitungen wurden verlegt, 1000 Quadratmeter Straßenfläche, 250 Quadratmeter Betonpflaster für Gehwege, 600 Meter Gleise, 560 Quadratmeter Abdichtung und Gussasphalt.
Auch die Vorbereitungen waren umfangreich. Projektleiter Gisbert Soldat vom Tiefbauamt: „Hier musste alles abgesucht werden, damit man nicht auf eine Bombe trifft.“ Es wurde keine gefunden.
„Wir sind im Zielfenster gelandet“, sagt Ingenieur Winfried Koller, der Bauleiter, und meinte die ursprüngliche Bauzeitplanung. „Das hat gut gepasst.“ 8,4 Millionen Euro hat die gesamte Brücke gekostet. Mehr als vier Millionen kamen vom Land, aus dem Förderprogramm kommunaler Straßenbau. Den Großteil der verbleibenden Summe bezahlt die Stadt, einen kleineren Teil der VRR.
Die neue Brücke ist 40 Meter lang, 23 Meter kürzer als die vorherige, und hat elf Stahlträger, die in Ostdeutschland hergestellt und auf einem Bauhof in Herne vormontiert worden sind. Unter laufendem Verkehr wurden 950 Kubikmeter Beton abgebrochen. Danach wurden 400 Tonnen Betonstahl sowie 1600 Kubikmeter Beton für Widerlager, Überbau und die seitlichen Brückenkappen verbaut. Die Bohrpfähle zur Gründung der Brücke sind zusammen 200 Meter lang.