Bochum. Neben Mark 51/7 in Bochum-Laer werden weitere Bürogebäude gebaut. Dabei sollte die Fläche eigentlich renaturiert werden. So kam es zum Umdenken.

Die große Fläche zwischen Wittener Straße und Alte Wittener Straße in Bochum-Laer ist im Laufe der Jahrzehnte schon vielfach genutzt worden: Als Parkplatz für Neuwagen von Opel, nach der Werksschließung 2014 für Flüchtlingsunterkünfte und aktuell zum Lagern von Boden, der nebenan auf Mark 51/7 verarbeitet wird. Bald sollen hier Bürogebäude gebaut werden. Dabei war vor Jahren noch die Rede davon, die asphaltierte Fläche der Natur zurückzugeben.

Statt Grün: Bürogebäude auf altem Opel-Parkplatz in Bochum

Das Ganze sei als Ergänzung zum großen Entwicklungsgebiet Mark 51/7 (ehemals Opel-Werk 1) gedacht, erklärt Stadtplaner Kai Müller bei seiner Präsentation in der Bezirksvertretung Bochum-Ost. Als rechtliche Grundlage müsse ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, Nr. 940 I. 2014, nach dem Rückzug von Opel, sei tatsächlich geplant gewesen, das Areal für Sport- und Freizeitaktivitäten umzugestalten, bestätigt Müller. „Dafür gab es sogar schon einen städtebaulichen Entwurf.“

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Doch dann kam alles anders. Und zwar 2016 mit dem neuen Regionalen Flächennutzungsplan (RFNP), der besagte, dass dringend Gewerbeflächen benötigt werden. „Seither hat die entsprechende Nachnutzung versiegelter Flächen Vorrang vor einer Nutzung als Freiraum“, erklärt Müller das Umdenken bei der Stadt. Im Klartext: Da, wo der Boden eh schon versiegelt ist, soll diese Fläche auch gewerblich genutzt werden.

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Entsprechend sei das Gebiet auch im RFNP für Gewerbe ausgewiesen. Und gemäß dieser Einstufung will die Stadt Bochum nun Baurecht schaffen. Vorgesehen ist ein „hochwertiges Gewerbegebiet für Büro und Technologie“, so Müller. Quasi in der Verlängerung und als Erweiterung der Bürogebäude, die die Harpen AG bereits weiter nördlich errichtet hat. Ein Großteil des Plangebiets (ca. drei Hektar) befindet sich im Eigentum der Bochum Perspektive und der Bochumer Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG). Ende 2025 soll laut Stadt alles fertig sein.

Wie die Stadt Bochum das Ansiedeln von Speditionen verhindern will

Der Name steht auch schon: „Office Campus“. Die Gebäude sollen in Hofstrukturen angeordnet werden. Sie sollen Flachdächer mit Begrünung haben. Stellplätze wird es in Tiefgaragen oder Parkhäusern geben. Der Verkehr wird laut Müller über die Alte Wittener Straße abgewickelt, „es werde mehr Verkehr geben, aber nicht immens“, prognostiziert er. Daher sei z.B. auch das Ansiedeln einer Spedition ausgeschlossen.

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Die Allee entlang der Alten Wittener Straße auf Höhe des künftigen Bürokomplexes soll laut Stadt „so weit wie möglich erhalten bleiben“. Schon jetzt sei aber klar, dass für die Einfahrten auf das Grundstück Bäume gefällt werden müssen. Ein Punkt, der die Koalition in der Bezirksvertretung auf den Plan ruft.

So soll der geplante Bürokomplex auf dem früheren Opel-Parkplatz an der Alten Wittener Straße in Bochum-Laer aussehen.
So soll der geplante Bürokomplex auf dem früheren Opel-Parkplatz an der Alten Wittener Straße in Bochum-Laer aussehen. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Per Änderungsantrag legt Rot-Grün fest, dass aus dem Satz „Bäume sollen möglichst erhalten bleiben“ in der Beschlussvorlage das „möglichst“ gestrichen wird. Die Bäume müssten unbedingt erhalten bleiben, da es sich ja vor Ort im Vergleich zur vorherigen Planung um eine Verschlechterung der Klimawerte handele.

Warum schafft man hier nicht Wohnraum für Leute, die auf Mark 51/7 arbeiten?
Detlef Kühlborn - Grüne

Detlef Kühlborn von den Grünen stellt die grundsätzliche Frage, inwieweit der in Bochum ausgerufene Klimanotstand eine Rolle bei der Planung spielt. „Man könnte ja auch mal eine größere Fläche entsiegeln“, schlägt er vor. „Bochum ist eine der meistversiegelten Städte, wir brauchen Platz für Ausgleichspflanzungen.“ Außerdem gebe es gerade ein Überangebot an Büroraum. „Er wird zum Teil ja schon in Wohnungen umgewandelt. „Warum schafft man hier nicht Wohnraum für Leute, die auf Mark 51/7 arbeiten?“

Stadt Bochum will als Wirtschaftsstandort entwickelbar bleiben

Kai Müller spielt den Ball zum Rat ab. Dieser habe „abgewogen und Planungsziele formuliert“. Auch heute würden noch Gewerbeflächen gesucht, das sehe man ja auch an Mark 51/7. „Und wir werden hier eine positive Ökobilanz haben“, verspricht er. Das Areal sei ja künftig nicht mehr zu hundert Prozent versiegelt. Es sei also eher eine positive Entwicklung. Und: Wenn man diese Fläche nicht nutze, muss man vielleicht eine unversiegelte nehmen. „Ja, der Büromarkt ist derzeit eher schwierig“, stimmt Müller zu. „Aber so eine Entwicklung ist ja Schwankungen ausgesetzt. Die Stadt muss sich die Frage stellen, wo sie als Wirtschaftsstandort entwickelbar ist.“

Alte Wittener Straße wird erneuert

Sowohl in der Bezirksvertretung Bochum-Ost als auch im Ausschuss für Planung und Ausschüsse wurde die Planung für die Bürogebäude auf dem alten Opel-Parkplatz durchgewunken. Auf Wunsch der CDU mit der Protokollnotiz, zu prüfen, ob die bestehende Lärmschutzwand stehen bleiben kann, um die Anwohner in der Nachbarschaft zu schützen.

Eine Veränderung steht auch der Alten Wittener Straße bevor. Sie wird in absehbarer Zeit saniert und bekommt einen neuen Querschnitt, der sich am bereits fertigen Teil zwischen Schattbachstraße und McDonalds orientieren wird. Wann genau, sei noch nicht klar, sagt Straßenplaner Uwe Herker. „Aber die Straße ist in Planung.“