Bochum-Laer. Bürger nutzen das Angebot der Stadt. Sie schauen sich an, wie die 448 Flüchtlinge in der neuen Unterkunft an der Alten Wittener Straße leben werden.

Das Interesse ist groß. Rund 200 Bürger, die meisten von ihnen aus Laer, machten sich jetzt auf zur neuen Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Opel-Parkplatz an der Alten Wittener Straße, um sich die „Zeltstadt“, die dort seit Wochen errichtet wird, einmal von innen anzusehen. Die Verwaltung hatte zu einem zweistündigen Rundgang eingeladen.

448 Flüchtlinge werden in Kürze einziehen. Acht beheizbare Zelte (30 x 10 Meter) für je 56 Personen – verteilt auf 14 Zimmer – stehen zur Verfügung, inklusive Gemeinschaftbereichen mit Fernsehern und Computertischen. Dazu noch eines, in dem Verwaltung (sechs Büros), zwei Gemeinschaftsräume à 80 Quadratmeter und die „Kantine“ untergebracht sind. Für die Verpflegung ist per Catering gesorgt.

"Besser als in der Turnhalle"

Ein Blick in die Vierbett-Zimmer zeigt sofort: ganz schön beengt. „Aber immer noch besser als in der Turnhalle“, findet Berthold Jäger, von der katholische Gemeinde Liebfrauen. Die Besichtigung ist für ihn als Gemeinderatsvorsitzender ein Pflichttermin, das Thema Flüchtlinge auch in der Gemeinde eines. Jäger: „Wir haben ein Treffen mit der evangelische Gemeinde Altenbochum-Laer verabredet und wollen gemeinsam schauen, wie wir uns in der Flüchtlingshilfe hier einbringen können.“

Klaus Radtke von den Zentralen Diensten
Klaus Radtke von den Zentralen Diensten © Haenisch / Funke Foto Services

„Besser als in der Turnhalle“ – dieser Satz ist öfter zu hören. Auch von Monika Ackermann von der Stadtteilinitiative Laer. Sie freut sich, diesen Einblick in das Innenleben der Unterkunft zu bekommen. Aus Sicht der Flüchtlinge findet sie wichtig, „dass sie nun ein eigenes Zimmer haben.“ Ackermann kennt die Situation in der Turnhalle, ein paar Hundert Meter die Straße hoch. Dort sind Parzellen durch Trennwände abgesteckt. Gut findet Monika Ackermann, dass das Gelände umzäunt ist. „Dann können die Kinder ohne Gefahr spielen.“

Bezug der neuen Unterkunft wahrscheinlich am 4. Januar

Duschen und Toiletten befinden sich von einander getrennt an den Außenseiten der Zelte. Wo die Flüchtlinge ihre Handtücher trocknen können, wird gefragt. „Weiß ich noch nicht“, gibt Klaus Radtke von den Zentralen Diensten zu. „Wir werden noch eine Lösung finden.“ Ein anderer Besucher fragt nach Kleiderhaken. „Werden noch angebracht“, beruhigt Radtke, der bis nächsten Freitag zumindest schon Mal sechs Zelte bezugsfertig haben will. Ein bisschen hakt es noch bei den Sanitär-Containern. Radtke: „Die werden gerade nach und nach aus ganz Europa angeliefert.“

Mit zwei Etagenbetten, einem Tisch mit vier Stühlen und zwei Schränken sind die Zimmer eingerichtet. Beengt, aber zum Glück gibt es auch Gruppenräume.
Mit zwei Etagenbetten, einem Tisch mit vier Stühlen und zwei Schränken sind die Zimmer eingerichtet. Beengt, aber zum Glück gibt es auch Gruppenräume. © Haenisch / Funke Foto Services

Sollten der Stadt – wie vom Land signalisiert – über Weihnachten und Neujahr keine Flüchtlinge zugewiesen werden, soll mit dem Bezug der „Zeltstadt“ erst am 4. Januar begonnen werden. Sozialamtsleiterin Ute Bogucki ist aber noch skeptisch: „Wir warten noch auf ein offizielles Schreiben aus Arnsberg. Bis dahin glaube ich das noch nicht.“ So lange bastelt die Stadt an einem Plan B, um flexibel reagieren zu können. Bogucki: „Wir richten uns darauf ein, zumindest einige Zelte auch schon ab dem 21. Dezember in Betrieb nehmen zu können, falls weitere Flüchtlinge kommen.“

Winterfest dank mit Öl betriebener Heizung

Die mit Öl betriebene Heizung und die Isolierung sorgen dafür, dass die Leichtbauhallen winterfest sind. Die Stromkosten übernimmt die Stadt.

Betrieben wird die größte stadteigene Flüchtlingsunterkunft von Caritas und Diakonie. Neun Betreuer umsorgen in zwei Schichten die Flüchtlinge, auch am Wochenende. Vier Wachleute sind durchgehend vor Ort.

Denn es nun doch nicht so, dass in der neuen Unterkunft an der Alten Wittener Straße ausschließlich Flüchtlinge untergebracht werden, die bereits in Bochum leben. „Es ist nicht auszuschließen, dass auch ,Neue’ dabei sein werden“, sagt Sandra Schotte vom Sozialamt.

Fest steht allerdings, dass die Turnhalle in Laer die erste unter den mit Flüchtlingen belegten Sportstätten sein soll, die freigezogen wird.